1649
MARKT
schule, auch auf dem markte alle tage. 17, 17; also zottelten
wir alle drei auf einen volkreichen platz, wohin Simpl. einen
tisch, eine mas neuen wein, und ein halb dutzend lehre
gläser bringen liesze: das hatte ein ansehen, als wann wir
dorten auf offenem markt in der grösten kälte hetten mit
einander zechen wollen. Simpl. 3,183 Kurz;
zu Magdeburg auf dem marke,
da liegen zwei fasz mit wein. OpzEL u. CoHN 194,18;
er lobt die schöne stadt, und nennt mir alle plätze,
die brücken, jedes thor, die märkte, wall und wacht.
HAGEDORN 1,62;
das träge thier wird auf den markt gebracht;
der pöbel läuft herzu, bewundert, gafft und lacht. 2,145;
hier (auf dem bilde) häuser, seht, vom groszen markt zu Brüssel.
H, v. Kızıst zerbr. krug, 7. auftr. |
zu Wildbad an dem markte da steht ein stattlich haus.
UHLAND ged. 358;
im gegensatz zur strasze:
frischer bursche reges leben
wallt, auf strasz und markt einher! SrtoLBERG 2,272;
hab ich den markt und die straszen doch nie so einsam
gesehen!
ist doch die stadt wie gekehrt! wie ausgestorben!
GÖöTHE 40, 233;
markt und strasze
werden stiller. ScHILLER glocke (hist,-krit.. ausg. 11,315);
auch zum tempel: auf dem markte lernt man die leute besser
kennen als im tempel. Sımrock sprichw. 365; der markt lehrt
dichs, nicht der tempel. 366; der markt als ort der gröszten
öffentlichkeit: offentlich am markt auszbringen, inforare MAALER
284°; Mar. gräfinn, sie würden sich um den hals reden —
Ors. wenn ich das mehrern sagte? desto besser, desto besser!
morgen will ich es auf dem markte ausrufen. LESSING 2,170;
er .. soll gefragt haben: wer ist denn die dort, die rothen
puder braucht? d.h. die rothe haare hat. dieses gehe nun
an allen brunnen und auf allen märkten umher. GÖTHE 45, 174;
des bildes ruf erfüllt die ganze stadt,
man singt davon auf märkten und auf brücken,
WIELAND 21,293;
und platz für erfahren von neuigkeiten :
wol auf! wir wölln an markt spaciern,
forschen und fragen hin und her,
was für gut zeitung, newe mer
jetzt kommen sind ausz welschem landt.
H. Sacas fastn. sp. 1,113, 425;
ım markte sitzt, steht der müszige, der arbeit suchende: es ist
den kindlin gleich, die an dem markt sitzen. Matth. 11, 16;
und gieng aus. umb die dritte stunde, und sahe andere an
dem markte müszig stehen. 20,3; dasz in manchen gegenden
die arbeiter sonntags am markte stehen und dort von den
landwirthen auf die woche gedungen werden. STüvE wesen u.
verf. 191; die protestantischen kaufleute .. versäumten nicht,
den einzig möglichen gebrauch von dieser volksklasse zu
machen, die müszig am markte stand, und welche niemand
gedingt hatte. SCHILLER hist.-krit. ausg. 7,179; wir wissen dasz
herzog Karl von Würtemberg am markte stand und wartete,
wer ihn und seine truppen dingen wolle. ScHÄFER gesch. des
siebenj. krieges 2,1 (1870), 386.
markt, auch die anwohner an einem marktplatze (vgl. dazu
ben 8): der ganze markt, auf dem wir wohnten, erschien an
ihrem namenstage und drängte sich und wetteiferte, sie zu
beschenken. H. v. Kızıst Käthchen v. Heilbr. 1,1.
10) markt endlich der flecken, an welchem ein markt (nr. 3)
gehalten wurde, ein ort mit marktgerechtigkeit: oppidum markt
0. schlosz Dier. nov. gloss. 272°; und tuon dir kunt daz ich
mich hebe von dem nähsten mäntage von dem hüse dä ich
alzan üf bin, und var hinze dem hüse als du wol weist,
und bin über naht in dem market der bi dir lit. LIcHTEN-
STEIN 332. 14:
nü sähen si wä vor in lac
ein bure üf ter sträze ..
diu burc stuont besunder,
und ein market drunder:
dä kömen si in geriten.
do enpfiengen si mit unsiten
al die in den sträzen
stuonden unde säzen. Iwein 6086;
es begab sich aber, da sie wandelten, gieng er in einen
markt. Luc. 10,38; und er gieng durch stedte und merkte.
13, 28; und wo er in die merkte oder stedte, oder dörfer
eingieng, da legten sie die kranken auf den markt. Marc. 6, 56
(goth. jah bishvaduh badei iddja in haimös aipbau baurgs aipbau
in veihsa, ana gagga lagidedun siukans): ich weisz nit, was
ZT
MARKTABGABE — MARKTEN 1650
seschrei die benachbarte städt und märkt durchlaufen hatte.
SCHUPPIUS 691; das ist nit eines dörfleins oder markts, Son-
lern der ganzen welt inwohner und bürger. 695;
reichtumb sprach: du machst dich gar wacker.
paw ich nit schlösser, märkt und stet?
H. Sacas fastn. sp. 1,29,263;
)air. markt, flecken: mehrere jetzige städtchen, z. b. Pfaffen-
hofen, Erding, Schrobenhausen, Lengenfeld, werden noch im
5. Jahrh. märkte genannt. Scam. 1,1652 Fromm. ; kärntn. mark,
narktflecken LEXER 186; im alemannischen ungebräuchlich, daher
m Basler nachdruck des neuen testamenis unter den erklärungs-
1edürftigen wörtern aufgeführt: markt, fleck, dorf. Fromm. 6, 43°.
"gl. marktflecken.
MARKTABGABE, f. abgabe des händlers der einen markt be-
üeht: an marktabgaben, zoll und accise gewann die regierung
‚ährlich beinahe zwei millionen. ScHILLER hist.-krit. ausg. 7, 42.
MARKTAMT, n. amt, welches in städten den markt und seine
geschäfte überwacht,
MARKTAMTMANN, m. amtmann über einen marktflecken
den marktamptman hat der richter daselbs (zu Tegernsee) zu
jetzen und zu entsetzen nach des prelaten rat und willen.
veisth. 6,178 (15. jahrh.).
MARKTBAR, adj. für den markt und den verkauf darauf geeig-
ıet: würde ein tüch (von den schauern) nit kaufmannsgüt
oder nit marktbar funden, dem soll man die ende abziehen,
das man das kenne, badische wollenweberordnung von 1486,
MonEs zeitschr. 9, 155,
MARKTBERICHT, m. bericht über den stand des marktes
(nr. 5, sp. 1647), über kauf und verkauf an groszen handels-
plätzen: marktbericht des vereideten maklers über kartoffel-
fabrikate und weizenstärke. Berliner zeitung 1882.
MARKTBESUCHER, m. besucher eines marktes:? jhY .. mesz-
ınd marktbesucher. Garg. 17°.
MARKTBEZIEHER, m. der den markt bezieht, als verkäufer,
säufer oder beschauer:?
von pflastertretern und von marktbeziehern,
von an er und von budenläufern
muszt ich besehn mich lassen und bewiehern, ;
RücKkErRT 160.
MARKTBRUNNEN, m. brunnen auf einem marktplatze: der
wagen hält still, man erquickt sich an einem reichlich quellen-
den röhrwasser; dieses ist der marktbrunnen. GÖöTHE 26, 250;
als ort, wo mägde neuigkeiten austauschen: dem (Wurm) musz
man so was an die nase heften, wenns morgen am markt-
brunnen ausgeschellt sein soll. ScHILLER kab. u. liebe 1,2.
MARKTBUCH, n. buch des marktamtes über die zur kenntnis
und entscheidung gekommenen fälle. bei den kaufleuten ein buch
für die geschäfte des markts oder der messe. JACoOBSSON 3, 23°.
MARKTBUDE, f. bude, in welcher der verkäufer eines marktes
jeine waaren hat.
MÄRKTELN , werb. handeln, feilschen. Scuam. 1,1652 Fromm.
vgl. märkeln.
MARKTEN , wverb. des marktes pflegen, mit der nebenform
marken, die nach mark für markt (sp. 1644) sich gebildet hat
und in der ältern schriftsprache , jetzt noch mundartlich , öfters
zuftritt; schweizerisch auch märten, vgl. unten 4, .
1) als händler den markt beziehen, handelschaft auf dem markte
betreiben: markten, kaufen, kramen, nundinari. MAALER 284°;
marken, rerum commercia habere, negotiarä , mercaturam exer-
sere. STIELER 1245; markende städte, loca nundinis vulgaribus
zpta. FRISCH 1, 645°; bair. markten, marken, marchen, auf die
märkte ziehen, handel treiben. ScHm. 1,1652 Fromm.;
ich hab gemarket in der stadi. H.SAcus 3.3. 42%
vgl. jahrmarkten.
2) durch solchen handel einnehmen, in der formel geld markten ;
viel, wenig markten. Campe; schles. ich habe heute noch gar
aichts gemarkt, durch verkauf eingenommen. WEINHOLD 60°;
zuch von anderen als markthändlern: hette er den bischoff zu
Magdehurg genötiget und verursacht, durch das ablas gelt
zu marken. LuTHER 1,142’; (die mönche) haben das alles ge-
richt auf jr kretzschmerei, aus den walfarten geld zu marken.
5, 449‘; wenn unser herr gott seine güter verkaufte, so würde
ar gelts genug darausz markten, weil er sie aber umb sonst
zibt, achtet man jr wenig. lischr. 31’; oder bringen (die jungen
;aare) den Apitiis ins haus und marken ein gut geld draus.
DoLErR. calend. (1640) 14;
wer das (betrügen) nicht kan, der markt kein geld.
EYERING 2,55.
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