1651 MARKTEN — MARKTERZEUGNIS
3) markten, etwas auf dem markte kaufen: ich markte, ven-
dendo acquiro STEINBACH 2,28; einmarken, emendo acquirere
Frıscn 1, 645‘; häufiger aber begegnen wir auf unsern wegen
marktenden und handelnden. GöTHE 23, 122; übertragen: stehen
sie doch auf. . gehen sie zu damen, wo sie wohlfeiler markten
(Julia zu Fiesko), SCcHILLER Fiesko 1,4.
4) markten, mit einem, um etwas, handeln, feilschen! mark-
ten sie mit einander und wurden des kaufs eins, wegkürzer
16°; um eine wahre markten, greifium mercis exquirere, res
venales liceri. STIELER 1245; (ich) stund an dem kerl, der den
hasen hatte, und fieng an mit ihm darum zu marken, und
nachdem wir des kaufs eins wurden, stellte ich den hasen
meinem kostherrn zu. Simpl. 1, 352 Kurz; (ich) schickte meinen
jungen voran, die butter-verkäuferin anzupacken und mit ihr
zu marken, bis ich hernach käme. 2,33; fieng ich an, mit
der meuder darumb zu marken und wurde endlich mit jhr
eins, dasz ich ihr vor alles und alles ein duckhoten geben
solte. 4,210; gleichwie Menelaus zehen jahr um ein weib
gekriegt, also möchte auch Phoenicides gleich so lang und
wol länger mit einem fischer umb einen groszen aal marken.
3 (1684), 223; einige spinnerinnen, die mit ihrer wochenarbeit
gezögert hatten, brachten sie nach; die herrin, mit freund-
lichster ermahnung zum fleisze, marktete mit ihnen. GöTHE
23, 168; geschenke werden gebracht, groszer prunk damit
getrieben, und doch werden sie bald hochfahrend verschmäht,
bald darum jüdisch gemarktet. 6, 202; schweizerisch marchten,
märten um etwas, wegen des preises einer sache unterhandlung
pflegen StALDER 2,198: sie märteten lange mit einander, mär-
teten bis an einen neuen thaler unterschied. J. GOTTHEL!
Uli d. knecht 19,
5) an etwas markten, den sinn des bemängelns einer an-
gebotenen sache in den vordergrund stellend : man solle künstler
beschäftigen, .. man solle mit dem was sie nach ihrer über-
zeugung und fähigkeit geleistet, wenn es einem auch nicht
durchgängig behage, zufrieden sein und nicht immer daran
markten und mäkeln. GörnE 24,176; da beschäftigen sich
die, welchen mit solcher (geistigen) nahrung gedient ist, liebe-
voll ganze epochen ihres lebens damit und erfreuen sich
eines überschwenglichen wachsthums, indessen es nicht an
menschen fehlt, die sich auf der stelle einer solchen wirkung
widersetzen, und nicht an andern, die in der folge an dem
hohen sinne markten und mäkeln. 25, 163; vorstehendes ward
im sommer 1813 geschrieben und man will daran nicht markten
noch mäkeln. 45, 50.
6) auch einfaches markten nimmt den begriff des mäkelnden
und herabdrückenden feilschens auf:
euer markten ist nur eitel;
nehmt zurück den ganzen beutel,
oder macht die funfzig voll. GÖTHE 11,169;
in den formeln markten und mäkeln, markten und handeln:
die andern ehrbaren kunden sind durch ihr mäkeln und
markten abgehalten worden. L.TIiECcK ges. nov. 2,69; man
musz sie gelten lassen ohne mäkeln und markten. GöTHF
5, 104:
hier kein markten, hier kein handeln,
wie er es beging, er büszt es, 41,37:
markten und tauschen:
ein solch papier (schatzschein), an gold und perlen statt.
ist so bequem, man weisz doch was man hat;
man braucht nicht erst zu markten noch zu tauschen,
kann sich nach lust in lieb und wein berauschen. 67:
markten und feilschen: am nothwendigsten aber wird eine
allgemeine sprachübung, weil bei diesem festmarkte jeder
fremde in seinen eignen tönen und ausdrücken genugsame
unterhaltung, beim feilschen und markten aber alle bequem-
lichkeit finden mag. 22,156; dem feilschen wird markten
zegenüber gestellt +
feilschet nun am heitern orte (worte der gärtnerinnen),
doch kein markten finde statt!
und mit sinnig kurzem worte
wisse jeder was er hat. 41,25;
markten und quängeln: Melina fing im wirthshause . . gleich
zu markten und zu quängeln an. er wollte für weniges
zeld besseres quartier,. reichlichere mahlzeit ımnd promptere
hedienung haben. 18, 168.
MARKTER, m. krämer. Scham. 1,1652 Fromm.
MARKTERZEUGNIS, n. erzeugnis für den verkauf auf dem
markte : mit blumen, gemüse, knoblauch und so vielen andern
markterzeugnissen, GÖTHE 27, 75.
MARKTFAHNE — MARKTGELEIT 1652
MARKTFAHNE, f. fahne die an einigen orten an jahr- und
vochenmärkten aufgesteckt wird, nach deren wegnehmung erst
lie aufkäufer und höker die freiheit haben, lebensmittel ein-
zukaufen. JAcoBsson 3, 23°; markfahne, signum nundinale
STIELER 399.
MARKTFLECKEN, n. flecken mit marktgerechtigkeit, kleiner
»t wo märkte gehalten werden: oppidum mertflecke DıEer. 397
‘von 1420); marktflecken, vicus jus nundinarum habens, muni-
ipium Frisch 1, 645°; markfleck vicus STIELER 1271; weil ich
vuste, dasz in dem nechsten markflecken denselbigen tag
wochenmark gehalten ward. Simpl. 3,323 Kurz; ein mark-
lecken hart am walde. Car. WEIsE kl. leute 180; um Flörz-
übel, den ersten marktflecken in meiner grafschaft. J. PAUL
ns. loge 1, 24.
MARKTFRAU, f. verkäuferin von waaren auf einem markte.
MARKTFREIHEIT, f. privilegium nundinarum FRıscH 1, 645°:
:inen ort mit marktfreiheit begaben; auch die während der
Jauer eines marktes dem kaufmann zugestandenen rechte und
'egnadigungen. JacoBsson 6, 519°; beginn und dufhören solcher
marktfreiheit ward durch läuten einer glocke angezeigt: alle
irembde händler und cramıer, welche nach ausläutung der
marktfreiheit in der zahlwochen in gewölben noch feil haben.
ler stadt Leipzig ordn. (1701) 186.
MARKTFREIUNG, f. freistatt und schutz eines marktes:
ihr kaufleut solt mich auch verstahn (spricht der
burgermeister),
ihr habt der sachn zu vil gethan,
das jhr den Juden angeplatzt,
zerrauft, zerschlagen und zerkratzt,
und habt euch an jhm selbst gerochn,
dardurch die markfreiung gebrochn.
J. AYRER /astn. sp. 20" (2434,13 Keller).
MARKTFRIEDE, m. friede, schutz eines marktes:
dasz du hast den markfried gebrochen,
mir mein gefreiten diener erstochen.
J. AYRER 268° (1340, 20 Keller).
MARKTGANG, m. 1) freier zugang zw einem markte, als
‚echt eines einzelnen oder einer gemeinde: freie burgkhöfe in
jer burgk sein illustrissimi lehen, den wollen sie auftringen
atwas jährliches vor beiwohnung und den kirch- und markt-
zang zu geben. HALTAUS 18324.
2) der auf dem markte gängige preis : ihr korn oftmals zehen
und mehr mark höher, wie markgangk ist, anschlagen thun.
ebenda (von 1580).
MARKTGÄNGER, m. besucher eines marktes: wenn diese
Elzevire (fliegende blätter mit liedern) alle jahrmärkte besuchen,
ınd von allen marktgängern besucht werden. HEBEL 3, 209.
MARKTGÄNGIG, adj. usitatus vel acceptabilis in foro: mark-
zängigen preis .. den markgängigen kauf nach. HALTAUS 1324;
nach markgängiger weise. ebenda; fünf scheffel..an guten
einen markgängigen korn. ebenda ; marktgängige waare. NICOLAT
Sebaldus Nothanker 1, 106.
MARKTGAST, m. marktbesucher, käufer oder verkäufer.
MARKTGEBIET, 2. gebot, obrigkeitlicher befehl bezüglich eines
marktes (vgl. gebiet IT, 2, a, th. 4*, 1749): also dasz sich einer
mit schlagen und raufen das marktgebiet bricht (auf einem
iahrmarkte). HALTAUS 1324.
MARKTGEBRAUS, n. brausendes treiben auf einem markte:
wie rollt in den gassen das marktgebraus!
welch ein getümmel, geblitze !
hanswurst schaut über die bude hinaus,
und winkt mit der klingenden mütze;
karossen rasseln, der trinker jucht , ..
A. v. Droste-HüLsnOorFr gend, 240,
MARKTGELD, n. 1) geld was ein verkäufer auf dem markte
löst?
so schaw ich das ich etwas vom markgelt erschnap.
meisterl. fol. 23, no. 213,
2) geld was einem für einkäufe auf dem markte übergeben
wird: marktgeld, pecunia ad emendum in foro data, in opso-
nium data Frisch 1,645’; marktgeld, nennet man insgemein
diejenige gewisse summa geld, so der mann seiner frau nach
der grösze seiner familie und öconomie zum unterhalt des
hauswesens und versorgung des tisches auszumachen, und
an selbige wochendlich auszuzahlen pfleget. öcon. lex. 1519.
3) geldgeschenk an dienstboten zum besuchen eines jahrmarktes.
ADELUNG.
4) abgabe der verkäufer auf einem markte für ihren verkaufs-
tand: standgeld, marktgeld, platzgeld JAcoBSson 7, 427°.
MARKTGELEIT, n. obrigkeitliches geleit für markthesucher.
ADELUNG.