1655 MARKTSCHATZ — MARKTSCHREIERSTIMME
MARKTSCHATZ, m. das woraus man auf dem markte geld
gewinnt, verkäufliche waare: indessen gieng die mutter hin,
ihren markschatz zusammen zu machen, was sie nemlich den
folgenden tag in dem nächsten markflecken zu verkaufen
willens war. solcher bestunde in einem dutzet zwei oder
drei pfündiger küh-käsen, in einem schock eyer, in etlichen
jungen haanen und in ungefehr 10. pfund butter. Simpl. 3, 318
Kurz.
MARKTSCHEFFEL, m. modius forensis et communis men-
surae, HALTAUS 1328.
MARKTSCHIFF, n. schiff das an einen bestimmten ort zu
markte oder zu marktzeiten fährt: auctoria merktschif, mark-
schif Dıer, 59°; marktschiff, navis ab una urbe ad alteram
quotidie aut statis temporibus ire redireque solita. STEINBACH
1,411; da man aber durch das marktschiff von Antwerpen
„..in Vliessingen schon vor ihrem anschlag gewarnt war.
ScHILLER hist.-krif. ausg. 7,268; eine gesellschaft weltfremder
menschen, die so eben auf einem marktschiffe zusammen
komme. GöTHE 18, 187; fracht- und marktschiffe verweilten
in ihrer nähe. 22, 129; dasz wir uns in das Höchster markt-
schiff setzten, die darin eingepackten seltsamen passagiere
beobachteten. 24,279; zu Höchst stiegen wir aus, wo zu
gleicher zeit das marktschiff von Mainz eintraf. 280; das
marktschiff war nach einer anspielung FıscHARTS der titel einer
schwänkesammlung: und du mein gartengeselschaft vom roll-
wagen, vom markschiff, von der spiegeleulen, mit eweren
sauberen erndfreien herbstsprüchen. Garg. 17.
MARKTSCHON, adj. schön für den markt, zum marktver-
kaufe schön gemacht, von gereinigtem getreide (vgl. marktrein):
vier mesten korn guter reiner durrer marktschoner frucht.
LENNEP lands. 2,97 (von 1608); reine und markschöne frucht.
108 (von 1644).
MARKTSCHREIER, m. der auf märkten seine waaren oder
seine künste preisend ausschreit, fahrender händler oder künstler :
marktschreier, cireumforaneus, agyria, circulator. STEINBACH
2,504; wenn ich betrachte, wie mancher der dinten feil ge-
habt, oder einen markschreier agiret hat und den bauren
zank und uneinigkeit verkauft, anjetzo .. so stolz und hoch-
mühtig ist. ScHuppPıus 422; dann in einem augenblick giengen,
krochen, ritten und fuhren auf gutschen, kaleschen und
kärchen aus allen winkeln her eine unzählbare schaar storger,
markschreier, quacksalber, schlangenbanner, cel-, schmalz-,
salben- und theriak-krämer. Simplic. (1684) 3, 276; markt-
schreier und avisensänger oft in ihren liedern solche possen
vorbringen. Car, WzIisE kl. leute 287; namentlich der auf märkten
herumziehende quacksalber: marktschreier, medicus circumfora-
neus, quacksalber, der den leuten arznet auf den kirchweihen ver-
kauft, und dieselben ausschreiet. FRISCH 1, 645°; vgl. den markt-
schreier im jahrmarktsfest zu Plundersweilen GöTHEE 13,9 f99g.;
in ‚freierem sinne von einem windigen prahler: wir sind ins-
gemein rechte marktschreier, da haben wir nichts zu reden,
als dasz wir unsere tugenden herausstreichen. CHR. WEISE
kl. leute 343; dasz alle vorzügliche menschen nur marktschreier
waren und sind. GÖTHE 14, 182.
MARKTSCHREIEREI, f. ars circulatoria STEINBACH 2, 504:
vorurtheile einer philosophischen myopie und philologischen
marktschreierei. HaAMAnn 2,124; wir sehen (im dichter des
Groszcophiha) einen enttäuschter adepten, der die gläubige
ayaltation der schüler so wie die geschickte marktschreierei
des meisters darstellt, und zwar wie ein mann der die eine
getheilg& und die andere nahe gesehen hat. GöTHE 46, 116.
MARKTSCHREIERHAFT, adj. und adv. nach art eines markt-
schreiers : marktschreierhafte empfehlung; etwas marktschreier-
haft verkünden.
MARKTSCHREIERISCH, adj. und adv. circulatorius, circum-
foraneus STEINBACH 2, 504: ihre (der kirchlichen regierung,
maximen, von dem marktschreierischen prunk der zeremonie
unterstützt, hatte eine verführerische blendende auszenseite.
ScHILLER hist.-krit. ausg. 4, 89;
marktschreierischer schelm! H. v. Kıgıst Amphitryon 3,5;
dieser (maler), marktschreierisch, rühmte sich eines beson-
dern geheimnisses, womit er das verblichene bild ins leben
zu rufen sich. unterfange. GÖöTHE 39, 106; der ablasz ward
auf offenem markt mit trommeln und trompeten marktschreie-
risch feil geboten. SCcHLOSSER weltg. 9, 146.
MARKTSCHREIERSTIMME, f.: sie haben evan evoe mil
einer marktschreierstimme dazu gerufen. Sturz 2,62.
MARKTSCHREIERTON — MARKTZOLL 1656
MARKTSCHREIERTON, m.:
vertieft in traurige chimären,
schlich er dahin, vom kitzel fern,
sie im marktschreierton zu lehren. GorTrTER 1,405,
MARKTSTADT, f. stadt wo märkte gehalten werden: die
nglischen kaufleute hingegen, welche noch gar nicht das
leutsche meer und die Ostsee befuhren, hatten zur zeit nur
ine marktstadt in den Niederlanden. MöseEr phant. 3,167;
ler weg von uns bis zu der gröszeren marktstadt, wohin
ler vater jedes jahr das getreide abliefern musz, ist unver-
antwortlich schlecht. Freytag handschr. 2,166.
MARKTSTAND , m. locus, qui cuilibet mercatori datur in
foro pro certo pretio. Frısch 1, 645°; marktstättegelder sind
nach der grösze des von dem feilbietenden zum marktstande
zebrauchten raumes und nach der dauer des feilbietens zu
bestimmen. Oldenburger gemeindeordn. vom 15. april 1873, 46, $ 2.
MARKTSTÄTTE, f. stätte eines verkäufers auf dem markte;
marktstättegeld abgabe dafür (vgl. vorher unter marktstand).
MARKTSTEHEND , part. auf dem markte umherstehend : ir
;ontagsjüngkerlin mit dem feiertäglichen angesicht, jr bursch-
ınd markstanten, pflastertretter, newzeitungspäher. Garg. 17°.
MARKTTAG, m. ein gewisser tag, daran markt gehalten wird
"RISCH 1,645’: geleit zu geben uf die marktage. weisth. 6, 19
Franken, von 1422); es soll auch kein höcke noch gast des
narkttags kaufen, dieweil der wisch aufgesteckt ist. der stadt
Leipzig ordn. (1701) 292; sollen die verordnete fAeischschätzer
‚. des markttages zu rechter früher zeit sich auf dem markte
inden lassen. 435; man verlor sich in die alte gewerbstadt,
ınd besonders markttages gern in dem gewühl, das sich
um die Bartholomäuskirche herum versammelte. GörHE 24, 22;
an den markttagen lief diese anzahl (der ankommenden schiffe)
zu acht und neunhundert an. ScHiLLER hist.-krit. ausg. 7,42.
MARKTTISCHER, m. der auf dem markte einen tisch auf-
ichlägt: binsenkörbler, marktischer, stubenreiber, mehlleut.
FISCHART groszm. 94.
MARKTVERKAUFT, part.:
erobert, marktverkauft, vertauschte waare du! (Phorkyas zum
chor gefangener Trojunerinnen), GÖöTHE 41, 190.
MARKTVOGT, m. oberer beamter über das marktwesen (vgl.
marktmeister) : gestempelt gewicht, welches ihme (dem fleischer)
alle markttage, gegen erlegung der gebühr, von dem markt-
voigt hergeliehen werden soll. der stadt Leipzig ordn. 432;
len obermarktvogt. 435.
MARKTVORGEHER, m. einer der vornehmsten kaufleute die
zuf der börse oder dem herrenmarkt zusammen kommen. Faıscn
1, 645°,
MARKTWAARE, f. waare für den markt oder auf dem markte
jekauft: diese schuhe werden nicht auf bestellung gemacht,
sondern sind marktwaare; an der andern seite, hinter der
angesehenen bürgersfrau, sieht man ihre magd einen wohl-
geflochtenen, mit marktwaaren schon einigermaszen ver-
sehenen korb tragen. GÖTHE 31, 218.
MARKTWEIB, n. weib welches auf einem markte feil bietet :
'ch bin oft so weit gegangen, dasz ich den sprachgebrauch
der marktweiber angriff, und statt maibutter, juniusbutter
sagte. J. PAuL Qu. Fizl. 189.
MARKTWISCH, m. ein auf dem markte als zeichen des noch
gehinderten vorkaufes aufgesteckter wisch. Frisch 1, 645°,
MARKTZEICHEN, n. zeichen, aus einer fahne, einem schilde,
sinem wische bestehend, welches auf dem markte so lange auf-
jesteckt ward, als sich die vorkäufer des kaufes enthalten muszten.
ebenda.
MARKTZEIT, f. zeit, dauer eines marktes: in der marktzeit,
30 vom ersten markttage anzurechnen, auf 3 auf einander
“olgende wochen, und nicht länger zu erstrecken. der stadt
Leipzig ordn. (1701) 131.
MARKTZETTEL, m. zeitel über das auf dem markte ein-
sukaufende und dessen preis: zu unsrer groszmütter zeiten
war ein mädchen gelehrt genug, wenn sie ein halb duzend
isopische fabeln auswendig wuszte und einen leslichen markt-
zettel zu stande bringen konnte. WIiELAND werke (1853) 21, 119.
MARKTZIEHER, m. der als verkäufer märkte bezieht: es
sollen auf dem lande innerhalb 3 meilen marktzieher noch
andre gar nichts auf wiederkauf kaufen. script. rer. Siles. 3, 211.
MARKTZINS, m. zins für beziehung des marktes: markzins.
vectigal forense STIELER 2651.
MARKTZOLL, m. zoll von den auf dem markte zum wver-
tauf gebrachten waaren. HALTAUS 1329.