Full text: L. M. (6. Band)

1921 
. MEIN 
nach dieser formel ähnliche: das wird mein werden, in mcam 
potestatem veniet. FRISCH 1, 655°; 
ach strenge schäferin, wird auch dein herz nicht mein, 
so bleibst du dennoch werth, von mir geliebt zu sein. ; 
. GELLERT 3, 369; 
las soll mein, soll mir gehören; 
Daphre. wem soll denn dieser straus? (Galathee. hier ist er 
. . Daphne. soll er mein? GELLERT 3,145; 
mem bleiben: 
du bist zwar mein und bleibest mein. P. GERHARD 100,1: 
erst ein russischer oberst, der wollte mich trotzig verdrängen 
. (aus dem mühsam errungenen häuschen), 
dann ein Kosackenmajor; was ich erstritten, blieb mein. 
| . ARNDT ged. (1840) 246; 
mein machen: ich werd ihn (den entschlusz) hören und mein 
machen. ScHILLER Fiesko 3,1; . 
mein fühlend herz macht ihr vergnügen mein. 
. WIELAND 17,126 (Idris 2,102); 
mein halten, für mein erklären: 
das alles hielt ich fest und mein, 
nun aber lose, wird es dein. GörtaE 41,216; 
verwegner, halt! die sklavin raubst du mir, 
die ich erobert und für mein erklärt? 
ScCHILLER die Malteser, frayment der 1. scene; 
über die häufige fügung mein gehören s. th. 41, 2508 fg., wo 
zahlreiche belege: auszer der 14ten epistel.. gehört der stoff 
zu den übrigen mein. Göxınex 1, vorrede 4; auch hier, wie 
in der verbindung mit sein (oben) die form meine: die ganze 
gegend gehört meine. CLAUDIUS 4, 10, 
12) mein in schwacher form zum persönlichen artikel gestellt, 
ler meine, die meine, vom angehörigen des eigenen hauses oder 
geschlechtes ; die verbindung ist eine alte, vergl. mhd.: 
daz was al der sinen spot; 
sie sprächen alle: ez missezimt u.s.w. Barlaam 44,158, 
und der meinige, die meinige (s. d.) ist erst eine jüngere bil- 
Jung derselben bedeutung; 
dich hab ich erzogen; . . 
loch weh mir, du bist nicht die meine! (nicht meine 
tochter). GOTTER 3, LXXVII; 
häufig im plural die meinen, meine angehörigen: 
und han auch zu disen stunden 
den alten veint gepunden 
und pin meinen lieben chomen zu trost, 
di ich von sünden han erlost (Jesus spricht). 
Erlauer spiele 3,1158 Kummer ; 
auch wird sich der segen ergieszen, 
und mich mit erwünschtem gedeihen 
sammt allen den meinen erfreuen. P. GERHARD 7,55; 
nimm all der meinen'eben wahr, 208,91; ; 
ginst umschwebt ihr ((auben) vielleicht die himmlischen 
lauben der meinen. STOLBERG 1,430; 
an jenem fest, wo sich die treuen meinen 
der stunde freun. GöTHE 9, 268; 
ich will fort und gehe, die armen meinen zu suchen. 
40, 329; 
mich verlangte, eine heitre stunde 
im lieben kreis der meinen zu verleben. 
ScCHILLER Wallensteins tod 3,4; 
du sorgst für Rom, ich dachte nur der meinen. 
FreyYtAG dram,. werke 2,278; 
der meine, die meine, auch der, die geliebte, verlobte? muthige 
jugendliche träume schweben vor mir, und begleiten die ge- 
liebte gestalt des unvergleichlichen, der nun wieder der 
meine wird (Marie von Clavigo). GüTHE 10,110; der gatte, die 
gattin: ich vergasz, dasz er nie der meine werden konnte — 
dasz er ihnen angehört. 14, 167; 
im vaterland willst du die meine werden! (Rudenz zu Bertha), 
SCHILLER Tell 3,2, 
13) ebenso das meine, mein eigenthum : 
des meinen ich nit grathen thu (komme nicht vorwärts). 
J. AYRER fastn, sp. 3° (2350,12 Keller); 
was bleibt mir übrig, als mich selbst und alles, 
im wahn das meine, dir anheim zu geben? GÖöTHE 41,214; 
was ich kann und nach vermögen thue, mein bestes, mögliches : 
erzählte von frau und schafen und kindern, 
auch von der neulichen ostermusik, wo ich leider gefehlet, 
um auch das meine zu thnn. bei dem rasch abrollenden presto. 
Voss Luise 2,264; 
auch was mir zu thun obliegt, meine schuldigkeit, pflicht: ich 
habe nunmehr das meine gethan, für heute ist feierabend, 
spricht der mit seiner tagesarbeit fertig gewordene. 
14) endlich das mein als neutr. subst., unterschieden vom vo- 
rigen, indem es bezeichnet das, was den namen ‘mein’ hat (wie 
das ich, das mich, fh. 4°, 2029 fg.), und was demnach einen 
gesamtbesitz oder das qanze einer zugehörigkeit ausmacht: 
v1 
MEINEID 
1922 
wenn Norberg zurückkehrt, bin ich wieder sein, bin ich dein, 
nache mit mir, was du willst, aber bis dahin will ich mein 
jein ... dieses ganze mein will ich dem geben, der mich 
liebt und den ich liebe. GörnE 18,5; 
o denk! o denke 
wem du gehörest! 
wie es uns kränke, 
wie du zerstörest 
das schön errungene 
mein, dein und sein (Helena zu Euphorion), 41,235; * 
nicht worte sinds, die diesen traurgen streit 
erledigen! — hier ist das mein und. dein, 
die rache von der schuld nicht mehr zu sondern. 
SCHILLER braut von Mess. v. 396; 
n der zusammenstellung das mein und dein auf habe und 
%genthum bezogen, vergl. dazu unter dein fh. 2, 912: würde er 
las mein und dein als die quell aller uneinigkeit abgeschafft 
‚. haben. ScHuppius 6; mein und dein ist alles zankes ur- 
sprung. Sımrock sprichw. 372; 
doch ist küm ieman alsö guot, 
daz nicht erzürnet werd sin. muot. 
daz tuot diz wort: min unde din; 
daz ist vil dicke worden schin. 
daz machet under vriunden haz. 
wzer min und din nicht, wizzent daz, 
sö t@t nieman dem andern leit. BonEr edelst, 34,113 
vil krieges machet min und din. 95,1; 
in der ehe kann kein fried nicht sein, 
darin regiert das mein und dein, 
LEHMANN floril. 1, 168; 
mein und dein ; 
bringt alles unglück herein. Sımrock sprichw. 372, 
weil der eigene besitz als das beste gilt: 
zer werlde mac niht bezzers sin 
dan ein wort, daz heizet min. FREIDANK 31,7. 
MEINEID, m. falscher eid, eidlich abgegebene und nachher 
gebrochene versicherung oder versprechen ; uraltes gesamtdeutsches 
‚echtswort, altnord. meineidr, ags. mänäd, altfries. meneth, alts. 
ıltnfr. mened, alıd. mhd. meineit (gofh. nicht bezeugt); zusammen. 
jesetzt mit dem subst. mein verbrechen (oben sp. 1912), woneben sich 
‚edoch in der alten sprache auch nicht zusammengesetzt und mit 
dem adj. verbunden ein meiner eid, ags. män äd (nu on worulde 
ıer Monnum ne deriad mäne ädas. GREIN dicht. der Angelsachsen 
>, 299, 48) findet, vgl. das adj. mein sp.1912. als feststehender aus- 
Zruck für die sache blieb das wort, auch als der erste theil der zu- 
‚ammensetzung dem sinne nach erstorben war? periurium meineit 
Dıer. 427°; meineid, ein falscher eid, periurium, periuratio. 
»ffenlicher meineid, der wol ze merken ist, insigne atque 
Hustre periurium. MAALER 286°; meineid thun, ein falschen. 
»d schweeren, sacramentum perfidum dicere. ebenda; das nit 
werd gereizet der zorn des herren, ob wir hetten mainaid 
zeschworen. bibel von 1483 104° (ne contra nos ira domini con- 
sitetur, si pejeraverimus. Jos. 9, 20 in der vulg.); was ist in der 
welt? hochfart, unkeuscheit, fresserei, mainaid schweren und 
ıllerhand laster. KEISERSBERG pred. 66°; und gehet bei jnen 
ınternander her, blut, mord, diebstal, falsch, betrug, untrew, 
»ochen, meineid, unruge der fromen. weish. Sal. 14, 25; welcher 
‚or richter oder gericht, einen gelehrten meineid schwert. 
Jarol, art. 107 (einen falschen eid, der ihm vom richter gelehrt, 
‚orgesagt worden ist); ich habe ausz erfahrung gelernet, dasz 
nen falschen eid schweren das gemeine volk für keine 
ıder doch für eine geringe sünde halte, weil der meineid 
ıicht durch den bütel oder henker gestrafet würde. SchuPpIus 
21; die redlichkeit (war) mehr als eine gemeine tugend, 
ınd gleichsam geheiliget, so dasz jedes versprechen die kraft 
nes ehrenwortes, und jede treulosigkeit den hasz eines 
neineides mit sich führen machte. MösEr osn. gesch. 1, 58: 
der duvel schent si al sament 
de meineide swerent mit godes namen, 
d. städtechron. 12,154, 4643: 
Gryphin bewacht sein geld: an seiner seite wacht 
ein menschenfeind, der geiz, der horchende verdacht, 
der zänkische betrug, der meineid im gewerbe. 
HAGEDORN 1, 19; 
seine eide donnern aus dem Re wieder, 
ewig, ewig würgt sein meineid fort. . 
ß SCHILLER kindsmörderin v. 85; 
mit meineid hilft sich jeder bösewicht, Phädra 4,2; 
lasz fahren, kind, sein herz dahin! 
er hat es nimmermehr gewinn! 
wann seel und leib sich trennen, 
wird ihn sein meineid brennen. BörcEr 13; 
nun dann, weil dus so willst, so schwör ich dir 
und rufe mir der götter ganze schaar, 
des meineids fürchterliche rächer, auf, . 
H. v. Kıeist Amphitryon 2,5. 
191
	        
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