Full text: N. O. P. Q. (7. Band)

1347 ORIGINAL 
der sakramente höchstes ist die liebe, 
die orillamme ists im heilgen kampf. 
. Z. WERNER M, Luther 5,3; 
wann rollt sich auf der wolken oriflamme, 
des donners kriegerische wut zu schlichten? PrATtEn 2,23. 
DRIGINAL, aus lat. originalis, originale, franz. original. 
1) adj. (vgl. originell), mhd. originale, ursprünglich, ange- 
joren (von der erbsünde) br. PaıLipps Marienleben 358; nhd. (nun 
‚eraltend und durch originell ersetzt) duszerlich oder innerlich 
was ursprüngliches, selbständiges oder sonderbares an sich habend 
ınd zeigend. 
a) alttribuliv: 
o weich ein affe! 
damit ichs kurz zusammen raffe : 
ein ganz originaler affe. LEssInNG 1,12; 
ihr seid ein originaler kopf. GörHE 15,59; den originalen 
künstler kann man also denjenigen nennen, welcher die 
gegenstände um sich her nach individueller, rationeller und 
zunächst überlieferter weise behandelt, und zu einem. ge- 
[ugten ganzen zusammenbildet. 43, 424; superlativ: der rektor 
Albrecht war eine der originalsten figuren von der welt, 
klein, nicht dick aber breit, unförmlich ohne verwachsen zu 
sein, kurz ein Aesop mit chorrock und perrücke. 24, 198, 
b) prädicativ, original sein, sich schon berührend mit dem 
‚ubstantivischen ein original sein (3, b,y): dasz er, anstatt 
nachahmer zu sein, original ist. WIELAND 35,58; wenn der 
arbeiter nur einigermaszen original ist, der j. GÖTHE 1,353; 
bin ich auch kein genie.. wie ihr, so bin ich doch original. 
GRABBE 2,270; was (von den theaterstücken) original sein soll, 
darin ist kaum eine eigenthümliche richtung wahrzunehmen. 
SCHLEGEL Vorles. 2, 24, 24 neudruck. 
2) adverb., originaliter, auf eigenthümliche, selbständige weise 
von Tischbein musz ich..rühmen, wie ganz original deutsch 
3r sich an sich selbst herausbildete. GöTHE 27,246; die hart- 
näckigkeit eines original irrenden kann uns erzürnen. 54,107. 
3) das original, das substantivisch gebrauchte neutrum des 
ıdjectivs, neulat. originale (nämlich exemplar). 
a) das ursprüngliche, eigenthümliche und angeborne: 
lie freiheit und original 
sie (friede und gerechtigkeit) niemand schwechen uberal. 
H, SAcsys 4,196, 14, 
)) das ursprüngliche im gegensatze zur kopie oder nachahmung. 
«) die urschrift, der urtext, im gegensatze zur abschrift (nach- 
druck) oder übersetzung (von ZEseEn sprachübung 88 verdeutscht 
durch uhrsprungswerk, von BurtscHkY kanzl. 73 durch grund- 
schrift, s. anzeiger f. deutsches alterthum 4,178); am frühesten 
in der Stretlinger chron. (15. jh.) als orienal (WEINHOLD al. gr. 
8 212): die das Iluter und clar.. findent in dem orienal und 
latinschen büch. 88,29; nach inhalt des orienals. 113,8. — 
spätere belege: exemplar, ein originael (im gegensatz zur copye). 
Trocaus prompt. (1517) L6°; man hat lieber das original als 
lie copey. LEHMANN 149,129; im rechten original (des buches). 
WıpMAnn Fausts leben 431 Keller; dieselbe (schriften Luthers) 
23esitzet er selbst im original. LEIBNITZ 2, 390; 
gottlob! wir haben das original (der capitulation). 
wir haben seine hand, sein siegel. 
LeEssinG 2, 304 (Nathan 4,2); 
lie briefe im original zurückfordern. 12,387; das original ist 
zehr deutlich geschrieben. GöTne 54,108; Hamlet, mit wenigen 
ausnahmen so treu von W, Schlegel übersetzt, dasz man oft 
las original zu lesen glaubt. GrRABBE 2, 389. — glur. originale 
und originalien: die originale der alten. GELLERT 5, 187; die 
originale kommen zurück. GörmE an Zelter 591 (5, 41); aus 
originalien von Cartesii eigner hand. LEIBNITZ 2, 494; auszer- 
dem haben sie (im theater) nichts als hiesige originalien 
gegeben. mad. Könıc bei Lessing 13,255; ich will also die 
jeutschen nachahmungen mit ihren originalien vergleichen. 
ÄERDER fragm. 2,17. 
ß) das vor- oder urbild, im gegensatze zur abbildung (porträt) 
oder nachbildung, plur. die originale: 
(ich sah) wie zwischen meiner schmiererei (schilderung) 
und dem original (mond) so wenig gleichheit sei, 
Brockes 1,52; 
wenn diesz nur ein gemahltes bild ist,...so musz ich das 
original haben...man versicherte ihn, das original sei zu 
Korinth alle tage in vollem leben zu sehen. WIELAND 35,46; 
nir ist nur bange, dasz sie sich an dem portrait so satt 
schen, dasz sie das original nicht mehr sehen mögen. mad. 
Könıc bet Lessing 13,369; darunter (unter den bildern) befanden 
sich ächte .. originale. GöTHE 31, 218, was originalabgusz (s. 4) 
29.330, auch von versonen, die worin zum vorhild. zum muster 
ORIGINALHEIT — ORIGINELL 1348 
lienen: habe ich mir auch eine einzelne person zum originale 
‚orgenommen, so bin ich doch sorgfältig bemüht gewesen, so 
ange an ihm zu arbeiten, bis das original durch viele fremde 
üge unkenntlich und zu einem neuen originale geworden ist. 
LABENER (1755) 1,27; da war Gottsched mein original und 
»hrte mich deutsch wie wasser. SCcHUBART briefe 1,168. 
7) ein originaler mensch, plur. originale: mangel von ori- 
vinalen, von genies. HERDER fragm. 2, 13; ich bin ein original, 
5lı beginne schöpferisch die epoche eines neuen geschmackes. 
‘TURZ 2,83. auch ein sonderling: dergleichen originale kann ich 
wicht schätzen. GÖTHE 36,6, vgl. 16,14. vgl. urling, urselbst. 
4) einige zusammensetzungen in alphabetischer folge: (die gyps- 
eszer) hatten sich mit manchen originalabgüssen über 
lie alpen begeben, welche sie sodann abformten und die 
riginale für einen leidlichen preis ablieszen. GÖTHE 29,330, 
benso originalausgusz an Schiller 355 (3, 2832), — wir 
‚alten es auch für eine originalarbeit. HERDER fragm. 2,41. 
— ich habe ihr einen originalbrief geraubt, der vortrefflich 
jeschrieben war. RABENER schriften (1777) 6, 105. — Schillers 
‚riginalbüste, GÖTHE 31, 125. — wenn ein philosophisches 
‚enie, um als originaldenker aufzutreten... KLINGER 11,309. 
— seine hohe und edle originaldenkart. HERDER fragm. 
’, 162. — ein mann, den man so ziemlich allgemein für den 
nzigen eigentlichen deutschen originaldichter hält. 
„ICHTENBERG 4, 272. — seine originalerfindung. HERDER 
ragm. 2, 46. — noch andere... verlangten, ich sollte die 
»riginal-erzählung des guten Götz neu mit noten her- 
ı‚usgeben. GöTHE 26, 207. — kein freund des deutschen thea- 
ers wird den aufsatz über die gegenwärtige französische 
ragische bühne mit aufmerksamkeit lesen, ohne zu wünschen, 
'asz unbeschadet des originalgangs, den wir einge- 
chlagen haben, die vorzüge des französischen theaters auch 
uf das unsrige herübergeleitet werden möchten. GöTHE 
'9, 280 H.— das genie und originalgeist...zergliedern. 
JERDER fragm. 2,14; die lesung fremder werke hindert den 
wfschwung des originalgeists, STuRz 2,49.157; niemand .. hat 
vohl behauptet, er (Wieland) sei ein selbstständiger original- 
'‚eist, der sich alles verdanke. SCHLEGEL vorles. 3,80,35 neudr.; 
nan kann dem allmählichen wachsthum eines originalgeistes 
‚uf diese art besser nachspüren. ScHUBART briefe 1,235. — 
>riginalgenie Sturz 1,3. — das getreueste kostüm kann 
ıicht die originalgesichter ersetzen, H. HEINE 2, 333. — 
venn er schon kein original-kerl ist, merkt man doch, 
lasz er gern einer sein möchte. Fr. MüÜLLER 2, 65. — Junge 
‚eniesüchtige originalköpfe. LICHTENBERG 2,207, 3,208; oh 
vir denn originalköpfe so nöthig brauchen. HERDER fragm. 
, 184. — dasz im laufe des lebens mir jenes erste aufblühen 
{er auszenwelt als die eigentliche originalnatur vorkam. 
3öTHE 22, 198. — wir haben in.unserm archive noch die 
»riginalrisse (des Straszburger münsterthurmes). GÖöTHE 
16, 83. — originalschreiben, fabulae authenticae. StTIELER 
323. — er besitzt die originalschrift. ScHILLER 3,575; 
iie originalschriften sind den königlichen bevollmächtigten 
iberliefert. THÜMMEL reise 10 (1808), 216. — was für einen mann 
'Abbt) hat die welt verlohren! einen weisen, ein genie,... 
jinen originalschriftsteller. ScHuBART Öriefe 1,150. — 
neine liederliche kupfersammlung mit einem original- 
;tücke aufzustutzen. ScHuBART briefe 1,86. — endlich wird 
nan den thoren am besten die originalsucht ausreden 
:önnen, wenn man mit der groszen stimme des beispiels 
je zurückscheucht. HERDER fragm. 2,16. — originalweise 
‚er. rer. Siles. 4,197 f. (vom j. 1564, s. anzeiger f. deutsches alter- 
'hum 4,178). — Gottschedische originalwerke und schwei- 
‚erische nachahmungen. HERDER fragm. 2, 13. — nachbildungen 
jer originalzeichnungen. GÖöTHE 29, 168, 
ORIGINALHEIT, f. statt originalität HEYNATZ 2, 313. 
ORIGINALITÄT, f. aus franz. originalite, neulat. origina- 
itas, originales wesen, ureigenheit HEvYNATZ 2,313: welches 
‚einen antworten oft einen sonderbaren anstrich von origi- 
ıalität gab. Morıtz A. Reiser 114, 17 neudruck; das volk will 
leutsche originalität. GRABBE 2, 386. 
ORIGINELL, adj. und adv. aus franz. originel, was ori- 
jinal 1 und 2: dieser originelle und spitzfindige ... kopf. 
JALLER {ageb. 139 Hirzel; das originelle und selbstständige. 
SCHLEGEL Vorles. 2,22, 10 neudruck; der deutsche glaubt sich 
io wenig originell, dasz originalität bei ihm einen gesuchten 
nfuhrartikel bildet. GRABBE 2, 388. — adv. originell schreiben 
2. deral. 
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