Full text: Sprecher - Stehuhr (10. Band, 2. Abteilung, 1. Teil)

1395 STEHBEIN—STEHBLECH 
mit blei beschwert, so dasz es sich von selbst aufrichtet” 
zuch stehmännchen und anderswo puttermännchen, kögel 
männchen genannt ALBRECHT 216, auch in der schrift. 
sprache: und dieses ist freylich nur ein vorzug solcher 
kleiner, niedlicher, witziger und freyer werkchen, wo die 
materien überall am rechten orte stehen, eben so wie 
lie stehaufchen, diese zum zeitvertreib der kinder er 
‘undenen nützlichen werkzeuge LESSING 4, 271 Lachmann- 
Muncker ; ich sende sie (die präsente) doch erst von Muskau 
aus, nämlich eine schlange, die sehr schöne ringe macht, 
und ein stehaufchen PÜCKLER briefw. u. tageb. 7, 169. 
5) die weitere zusammensetzung stehaufm ann, über- 
ragen: diese figuranten und stehaufmänner, deren jeder 
staat bedarf, bleiben es nicht immer, sie bekommen 
nur zu oft eigenes leben und eignen willen, und rebel- 
iren dann gegen die, welche ihre schöpfer waren (vor- 
her: welch ein süszes gefühl, so manche vogelscheuche 
in amt und würden zu sehen!) ALEXIS ruhe ist d. erste 
bürgerpfl. (1852) 1, 241 (15. cap.). — häufiger stehauf- 
nännchen: plastische nachbildungen der kobolde sind 
lie hölzernen nuszknacker und die aus hollundermark 
zeschnitzten stehaufmännchen AD. WUTTKE volksabergl. 
1860) 411; der baron hatte einen schwankenden gang, 
stülpte auch wohl manchmal um, stand aber gleich 
wieder wie ein stehaufmännchen ‚auf den füszen E. TE. 
\. HOFFMANN 9, 210 Grisebach; unverdiente kinderkrän- 
kung wirkt nicht etwa blos äuszerlich auf den stolz 
und duckt gleichsam ein stehaufmännchen in seine 
schachtel GuTZKOW ges. werke (1872) 1, 97: hundertmal da 
ınd dort abgewiesen, gleichen sie den stehaufmännchen, 
die, stelle man sie auch hundertmal auf den kopf, immer 
wieder auf ihr dickes ende fallen 3, 13 (bezw. 11, 212 in 
d. Ausg. v. 1846; ‘die wellenbraut’). oberlaus. stehufmandel 
ANTON 13, 7. 
2) als pflanzenname, salepwurzel, orchis morio PRITZEL- 
JESSEN (in Siebenbürgen). — so gewöhnlicher die wort- 
7ruppe steh-auf-und-wandle, bezeichnung von heil- 
träftigen pflanzen in anlehnung an Matth. 9, 5 f., und zwar: 
a) kreuzenzian, gentiana eruciata CAMPE (auch heil- 
allen-schaden) und NEMNICH im wörterb., dagegen im 
’exb zu gentiana verna, frühlingsenzian, himmelstengel, 
Janach PRITZEL-JESSEN; ‘steh-auf-und-wandle, name des 
treuzenzians, wegen seiner heilkraft HEINSIUS 4, 765%, 
5) meistens ehrenpreis, veronica officinalis PRITZEL- 
VESSEN. ‘diese pflanze galt für so heilkräftig, dasz sie 
gichtbrüchige von ihren leiden befreie, daher ihr name 
zus dem evang. Matth. 9, 5—6. der ältere name ist wol, 
im sinn übereinstimmend, grundheil’ HOFFMANN Yv. FAL- 
4“ERSLEBEN, vgl. in WAGNERS arch. 1, 276. dafür nd. 
hamb.-holst.) sta(h) up un ga(h) weg, ehrenpreis, veronica 
RICHEY 285; “welchem kraute eine schnellheilende kraft zu- 
geschrieben wird, in geschwülsten im räucherkraut’ SCHÜTZE 
4, 179; s. auch nd. korrespondenzbl. 2, 50f. als sta up un 
za darvan bei WALBAUM idiot, Lubecense (Lpz. 1747), 8. 
DRITZEL-JESSEN. 
STEHBEIN, n., dass. wie standbein sp. 731: das knie 
les stehbeines ist hier immer sehr geneigt, sich zu 
biegen, so wie die fuszspitze des spreizbeines sich zu 
itrecken JAHN 2, 40 Kuler. 
STEHBIER, n., bier, das man schnell im stehen, ohne 
sich erst zu setzen, austrinkt: im kretscham wurde ein 
stehbier getrunken, und die cigarren in brand gesetzt 
W. v. POLENZ d. büttnerbauer 1, 6. jetzt giebt es in groszen 
städten zahlreiche stehbierhallen. ; 
STEHBILD, n.: ew. wohlgeboren musz die unerfreu- 
iche nachricht melden, dasz das modell sehr übel zu- 
zerichtet bey mir angekommen... auf der post hat man 
wahrscheinlich das kistehen flach gelegt und so schwankte 
las stehbild bey jeder erschütterung GÖTHE briefe 26, 180 
‚an Schadow, d. 17. dee. 1815); Blüchersches monument für 
Breslau. als abwechslung jenes für Rostock beliebten 
stehbildes erscheint hier ein schreitebild, das man nicht. 
miszbilligen kann 28, 169. 
STEHBLECH, n.: die gurtungen der Town’schen brücken 
sind. T-förmigen querschnittes und werden zusammen- 
zesetzt aus horizontalen blechlamellen und zwei winekel 
eisen, welche entweder unmittelbar zwischen ihre verti- 
sale schenkeln die aus flacheisen bestehenden gitterstäbe 
VI} 
STEHBODEN—STEHEN 1396 
'assen, oder mittelst eines eingelegtes verticalen bleches, 
des ‘stehbleches’, die befestigung der gitterstäbe an die 
zurtungen ermöglichen KARMARSCH-HEEREN? 2, 87 (dazu 
fig. 619). 
STEHBODEN, m.: da wir fürchten, dasz es uns ein 
iuell zuziehen möchte, wenn wir sagen, die studenten 
ınd offiziere wären parterre, so wollen wir für sie einen 
'esten stehboden herstellen ROSEGGER schr., 2, serie 11, 27. 
STEHBOJE, f., preusz., “flottholz von flaschenform am 
örgarn, dessen dickeres ende durch eine schnur an der 
simme befestigt ist’ FRISCHBIER 2, 365% ; 
STEHBOLZEN, m.: bei dem hohen dampfdrucke .., 
nüssen diese ebenen flächen (bei locomotiven) versteift 
verden, was durch die sogenannten stehbolzen (entretoise- 
ay) geschieht, d. h. schrauben aus eisen, stahl oder 
<upfer, deren gewinde in der platte des feuerkastens 
ınd des stehkessels ihre muttern und beiderseits noch 
"unde nietenköpfe haben KARMARSCH-HEEREN? 8, 81 (dazu 
Gg. 1304); versteifungen zweier paralleler flächen erfolgen 
durch stehbolzen, das sind lange niete, über welche eine 
1ülse aus schmied- oder guszeisen geschoben ist, welche 
lie platten auseinander hält 6, 365. 
STEHBRETT, n.: die kutsche hielt an, der schlag 
zing auf, der diener schlosz ihn wieder, erklomm sein 
stehbrett, sie rollten davon HoOLTEI erzähl. schriften 36, 80. 
STEHELEN, STEHELIN, adj., ältere form für stählen, 
3. das., sp. 560 fF.; dazu noch: nym stehelen plech und 
zlue dy küchenmeist. d 3, 
STEHEN, verb. stare. 
[. verwandtschaft und form. 
A) etymologie. 1) stehen geht zurück auf die idg. wurzel 
ithä- (das th erscheint nur im indischen, sonst überall 
;ta-), die in allen idg. hauptstämmen (mit ausnahme des 
wrmen. u. alban.) für diesen begriff verwendet wird. die 
trsprüngliche präsensbildung ist die reduplicierende: *s{- 
;thämi, erhalten in skr. tisthati, avest. hiStaiti (altpers. 
mperf. a-iStata), kelt. *sestämi in altir. air-issim und 
len subst. sessam und sessed ‘das stehen’, sowie mit ab- 
jeänderter bedeutung, als causativ ‘stellen’ oder perfectiv 
sich stellen’, in gr. Tornut und lat. sisto (umbr. sestu). 
Janeben in den europäischen sprachen ein präsens *stäyö, 
'at. sto, umbr. stahu; altir. täu, tö bin (aus *[s]ta6); 
lit. stöju, stöti treten (neben stöwiu, stowäti stehen); slav. 
Anerseits mit n-präsens stana, stati stehen bleiben, sich 
stellen, andrerseits mit kurzem vocal stoja, stojati stehen. — 
zu sthä- gehören zahlreiche ableitungen. daneben begegnet 
%ne erweiterte wurzelgestalt sthäv- mit den ablautsformen 
;theva- (skr. sthavi-) und sthü-, die mannigfachen ablei- 
jungen zugrunde liegt, sich aber mit einer idg. basis stu- 
nm ähnlicher bedeutung (sich zusammenballen, steif sein) 
verührt, von der sie bei fehlen der indischen formen nicht 
nit sicherheit zu scheiden ist. (Hirt will umgekehrt sthä- 
zu8 *sthvä-, einer ablautsstufe zu sth6va-, herleiten, indog. 
Forschungen 12, 195—9.) vgl. FicK* 1, 146f. 567; 2 (STOKES- 
BEZZENBERGER urkelt. sprachsch.), 311; 38 (TORP), 477. 
ÜHLENBECK altind. etymol. wb. 346° f. PRELLWITZ griech. 
#ymol. wb.?199f. WALDE lat. etymol. wb. 597f. MIKLOSICH 
vergleich. wb. der slav. spr. 319. 
2) im germanischen ist diese wurzel im allgemeinen 
lurch eine weiterbildung mit dental stab-, stad- ersetzt. 
sie geht vielleicht aus von den häufigen nominalableitungen 
mit t: dem verbaladj. *sthatös, skr. sthitä- stehend, avest, 
;täta- (die länge des vocals ist nicht sicher), gr. OTATOG, 
'at. stätus, altn. stadr im sinne der deutschen weiterbil- 
Jung stätig, s. das., sp. 935, und dem verbalabstr. *sthati- 
las stehen, stellung, zustand: skr. sthiti-, avest. stäiti (wie 
en), TAG, lat. stati- in statim, sonst dafür stati-o, 
jerm. stadi-, s. statt, sp. 93ff., und stadt, sp. 420f., mit 
änge slav. po-stati; das nomen agentis *sthätö(r) ist im 
‚erm. nicht vertreten. (nicht überzeugend ist HıRT’s her- 
eitung des t aus einer — in jeder hinsicht höchst un- 
vahrscheinlichen — 3, sing. aor. med., s. PAUL-BRAUNES 
jeitr. 238, 315,f.) zu dieser basis gehören im deutschen auszer 
lem verb. (standan, s. unten B) und den angeführten wör- 
‚ern noch stad, stade(n), s. sp. 415f.; mhd. state, s. statt 
[, 8, sp. %4f., dazu statten, sp. 1016.f., gestatten, {£h. 4, 1, 
208. u. 8. w.; stät, 8. stet und stat (adv.), sp. 934; mit 
qblaut stute, s. das.; stadel, sp. 416f.,. dazu wohl. stall, 
IT 
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