1695 STEHEN (II, D, 12, e—g) 
stehen KLINGER 3, 141 (Fausts leb. 3, 7). — von namen: 
Halbaus! ... den namen habe ich mein lebtag noch 
nicht gehört, ich wette der steht nicht in dem kalender 
GRIMM märchen nr. 2. 
6b) der attrıbutive zusatz wie er (sie, es) im buche 
steht, hat den sinn des mustergültigen, idealen, vorzüg- 
lichen: ein arbeiter sei er wie er im buche stehe, fleiszig 
und strebsam PoLENz Grabenhäger 1, 126; es ist der kai 
ser wie er im buche steht! TH. MANN königl. hoheit 18. 
cc) specieller im schwarzen buch stehen, in wverruf 
sein, vgl. schwarz IT, 1, e, th. 9, 2318: der Liegnitzer 
schulrat paszt auf, und da steht man im schwarzen 
buch, man weisz nicht wie FONTANE 6, 26 (quitt 4). — 
andres mehr vereinzelt, so im marterbuche (eig. im Dassio- 
nale), vgl. das., Ih. 6, 1680: 
du bist wol lobens wert, dasz du die jungen knaben 
so fromm und heilig machst nach deinen lehrers gaben. 
denn wenn sie nur ein jahr in deine schule gehn, 
so mögen sie schon wol im marterbuche stehn 
GROB dichter. versuchg. 8. 35. 
dd) im gegentheiligen sinne häufig (bei einem) gut an- 
geschrieben stehen: steht ihr herrn da nicht wohl an- 
geschrieben? GÖTHE 8, 836 (Götz vw. Berl. 1); er gestand 
nir..., dasz er nicht am besten bei seinem oncele an- 
geschrieben stehe, und es wohl auch verdient haben 
möge SCHILLER 4, 280; wenn ihr denn nun am hofe 
recht gut angeschrieben steht, so gedenkt hübsch mei: 
ner TIECK 5, 580 (Däumchen 3, 6). auch hoch angeschrie- 
ben, s. JUNG-STILLING 1, 36 unter I, B, 3, d. 
ee) bei einem in oder an der kreide stehen, sein schuld- 
ner sein, vgl. kreide II, 2, a—d, th. 5, 2140: er liefe sonst 
gefahr, dasz ihn ein kaufmann. anpackte, bey dem er 
noch von alters her an der kreide stünde BoDE Mon- 
taigne 2, 216; war's etwa einer von den Lübischen stadt. 
junkern, bei denen du in der kreide stehst? STORM 4, 285. 
dafür dann auch unbildlich in eines schuld stehen, vgl. 
schuld II, 8, a, th. 9, 1878. 
y) ähnliche redeweisen mit sächlichem subj. seien hier 
angeschlossen. 
aa) die eisengieszerei bei Remscheid stand im jahre 
1847 mit 174 604 rthir. zu buch... es ist.;.: vergebens 
versucht worden, die ruinen und grundstücke für den 
preis, den man sie werthgeschätzt hatte; zu veräuszern 
BISMARCK Dolit. reden 1, 349 Kohl. ; 
bb) auf der tagesordnung stehen: sie sehen nun, dasz 
der kampf um die kunst im reichstag nicht nur dann 
auf der tagesordnung steht, wenn gerade über sezessio- 
nistische maler debattiert wird NAUMANN ausstellungsbr. 
151. ‚freier: da ging es in der hofküche ganz anders her: 
la standen ohrfeigen mit auf der tagesordnung ED. GE 
NAST tageb. 53 (dafür üblicher: waren an der t., val. 
tagesordnung, %h. 11, 70 f.). 
fFf) weiterhin von malerischer oder zeichnerischer dar- 
stellung; bisweilen mit verdeutlichendem zusatz gemalt 
stehen: nu steit hernauch geschriben und gemalt, wie 
ar gen Costentz für RICHENTAL Constanzer concil 8. 25, 
var.; ein wirthshaus, daran ein schild hing, auf wel- 
chem ein schwartzes pferd gemahlet stunde Simpl. schr. 
3, 387, 27 Kurz (vogeln. 1, 15). ohne solchen: item 1 m. 2 
scot vor 12 silberynne schildichin, do des meisters wo- 
pen ynne steet Marienburger treszlerb. 307, 10 Joachim 
zum j. 1404); so auch steht des hahnen bild auf dem 
leckel des ABC-buches, die schüler zu mahnen, dasz 
sie früh aufstehen sollen BRENTANO 5, 88. zeichnung, 
zolorierung und schrift sind vereinigt auf landkarten: 
an widderfell..., darauf der abrisz des mittelländischen 
«neeres, seiner klippen und winde gestanden LOHEN 
3TEIN Armin. 1, 127°; Homers zauberinsel . . . gehört 
auf die charte der wanderungen seines helden so noth: 
wendig, als sie damals auf der weltcharte stand HER 
DER 22, 148. dazu: er ist ein angesehener prinz, weit. 
her, sein land steht gar nicht einmal auf meiner land- 
karte TIEGK 5, 192 (gest. kater 1,2, vgl. die volksthüml. 
redeweise: das liegt hinter der landkarte). | 
g) sonst von allerlei arten bildlicher wiedergabe, vgl. 
c, d: (tücher) darinn die historien desz alten testaments 
gar wunderbarlich gewürckt stünden STUMPF Schwytzer 
chron. 260®*; als er ihr das erste geschirr gebracht, so 
von krystall war, auf welchem gegraben stunde ein 
STEHEN (II, D, 12, g—138, a) 1696 
upido, der auf seinem köcher über die see fuhre ANn- 
roN ULRICH V. BRAUNSCHW. Octavia 1, 723. won Dla- 
stischen darstellungen, z. b. schnitzwerk: jüngst begehrte 
sie (Tirza) von Abel eine opferschale, die er ihr schnit- 
zen sollte... auf jeder seite gegen über sollte ein 
»herub stehen mit doppelten flügeln, nach Adams ab- 
ildung; sonne und mond sollten darauf stehen MALER 
MÜLLER 1, 11. auch von zufälligen abdrücken: er gab 
ihm mit der geisel so ein feuchts umb die bein, dasz 
die knöpff darinnen stunden (abgedrückt waren) Garg. 
s. 312 neudr.; hier standen die füszchen stärker abge- 
drückt, neben dem levkojenbeet SEIDEL 2 (vorstadt- 
gesch.), 15. 
h) bildliche gebrauchsweisen. 
&) häufig etwas steht auf eines stirn geschrieben. 
zunächst eigentlich: wie die schriffit weiters sagt, an 
rer (der groszen hure) stirnen stehet ir nam geschriben, 
ıämlich, mysterium, die grosse Babylon SLEIDANUS 
‚eden 61 Böhmer (nach offenb. 17, 5). von da aus über. 
ragen: an der stirne eines jeden christen stehet ge- 
schrieben: in der welt habt ihr angst, Joh. 16, 20. SpER- 
„ING Nicodemus quaerens 1, 1122, ° freier: etwas von der 
sigenheit stand Michel Denier auf die kurze, starke stirn 
geschrieben ZAHN die da kommen u. gehen 837. ohne ge- 
schrieben: 
mein sin steht an der stirn, ich habe nichts gelernet, 
das wol von weitem steht und nur alleine fernet 
FLEMING 203, 222 Lappenberg (dafür 186, 40: 
das grosz von weitem sieht); 
wo zwang und verwünschung unsrer peinlichen lage auf 
unsrer stirne gemalt stehen KNiGGE umgang mit men- 
schen (1796) 1, 18; 
verzweiflung stand auf ihren stirnen 
PFEFFEL Doet. vers. 3, 207. 
9. weiter PFEFFEL pros, vers. 1, 195 unter I, B, 8, f, Y, bb. 
ß) in derselben weise wird auch sonst der gesichtsaus- 
Iruck als eine zu lesende schrift aufgefaszt: ihr sage er 
ıichts, aber es stehe ihm im gesicht geschrieben Hesse 
zertrud 264; alle meine freunde ... lasse ich in ge- 
lanken vorübergehn, aber auf kein einziges gesicht 
steht der name verräther TIiECK 8, 117 (Abd. 2, 5); vor- 
würfe? hier stehen sie auf meiner blassen wange, in 
meinen eingefallenen augen KOTZEBUE s. dramat. w. 2, 95 
'menschenh. u. reue 5, 9). vom blick der augen: dann 
;raf mich ein blick, in dem mit riesenbuchstaben ge- 
schrieben stand: ‘habe ich das um dich verdient?’ SEIDEL 
Leber. Hühnchen 115; 
ich meint’, es müszt’ in meinen augen stehn, 
auf meinen wangen müszt’ man’s brennen sehn, 
zu lesen wär’s auf meinem stummen mund ...: 
lein ist mein herz, und soll es ewig bleiben! 
W. MÜLLER ged. 10; 
y) anderes: als ein fluch wird dieser name in der ge- 
schichte (wie in einem buche) stehen; in mein herz hat 
er ihn selbst mit blutigen zügen gegraben KLINGER 4. 23 
"Raphael de Aqu. 1, 3); 
du kanst nicht das opffer der hertzen verschmähen, 
weil deine selbst eigene namen drin stehen 
NEUKIRCH bei HOFFMANNSWALDAU auserles. ged. 7, 202; 
sie können kein sehr glücklicher mensch sein, das steht 
in ihrer musik HEsSE Gertrud 136. 
d) etwas steht in den sternen geschrieben. als schick- 
salsbeschlusz, vgl. B, 4, d, y, sp. 15383: ‘was in den sternen 
geschrieben steht, musz geschehen’. — ‘weil es nämlich 
zottes finger geschrieben hat’, setzte Anna ..:. hinzu. 
frauenz. almanach s. 1817, 738 (L. M. FOoUuQUE ritter Toqg- 
genb.). dafür auch geradezu: 
denn im verhängnisz stand’s geschrieben: 
er soll noch besser sein zerrieben 
RÜCKERT A, 49. 
2) eine verschiebung, wie sie unter B, 10 behandelt ist, 
kegt vor in ausdrucksweisen wie: hast dich so in der 
leute mäuler gebracht: alle zeitungen stehen von dir 
voll TIECK 11, 246. 
13) stehen von geld- und schuldverhältnissen. 
a) geld steht als darlehen oder auch als anvertrautes 
jut oder sonst als ‚ausstehende forderung. so im allge- 
meinen erst in neuerer zeit. 
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