Vorwort,
V
um ein Bild davon zu geben, wie der Unterricht unserer
höheren Lehranstalten sich der Fragestellung der Praxis
annähern und in ihr einen festen Anhalt gewinnen kann.
Außer in diesen von dem übrigen Inhalte des Buches
auch äußerlich abgesonderten Zusätzen habe ich mathe-
matischeVorkenntnisse selbst in der bescheidensten
Form nicht vorausgesetzt, es ist auch keine Mathe-
matik, die ich bringe und der ich zustrebe, es ist die An-
schauung‘ und ihre erzieherische Verwertung, die mein
Thema bildet. Nur soweit die Anschauung mit dem mathe-
matischen Wissen zusammenhängt, kam dieses in den Bereich
meiner Betrachtung, Ich wollte für alle und jeden und nicht
für eine besondere Zunft schreiben. War es doch mehr
das allgemein Menschliche, was mich trieb, als ein beson-
deres Fachinteresse. Es soll den Leser keine mathema-
tische Formel und kein mathematischer Beweisgang be-
lästigen. Hätte ich sie nötig gehabt, so hätte ich selbst die
Inerreichbarkeit des von mir erstrebten Zieles bewiesen,
denn Formeln und Beweisketten gehören in die elementare
Volkserziehung nicht hinein. Ich stütze mich allein und aus-
schließlich auf die Lehrkraft der Figur, und sie ist es, von
der ich den Leser überzeugen möchte,
Es ist vielleicht nicht überflüssig, zu bemerken, daß
von dem Buche die Zeichnungen zuerst entstanden sind
und an sie sich der Text nach und nach angegliedert hat.
Die erste Fıage, um deren Beantwortung ich mich so be-
müht habe, war die: was kann das geometrische Zeichnen
für die mathematische Ausbildung leisten? Die Frage lag
mir als dem Vertreter der darstellenden Geometrie an einer
technischen Hochschule nahe genug. Mit dem, was ich
weiter hinzugefügt habe, bin ich freilich über die Grenzen
meines engeren ’Faches mehr und mehr hinausgegangen,
Ich habe es gewagt auf die Gefahr hin, mich dem Vor-
wurf des Dilettantismus auszusetzen, Wenn ich meinen
Zweck nicht verfehlen wollte, so mußte ich das Gesichts-
feld so weit wählen wie nur irgend möglich. Denn gerade