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ainfach die Zahlen ı—10 dargestellt durch ı bis 10 neben-
einander gesetzte gleichlange, vertikale Striche. Diese Urzahl-
zeichen stehen untereinander, sind aber dem Schematismus
zuliebe zehnmal nebeneinander wiederholt. Die zweite Ta-
belle wiederholt dasselbe Schema in einer anderen Dar-
stellungsform; es sind nämlich statt der Striche gleichgroße
Quadrate mit einer Vertikalteilung in eine entsprechende
Anzahl nebeneinander stehender, kongruenter Rechtecke ge-
geben. Die dritte Tabelle soll dann eine Unterteilung der
Quadrate durch Horizontalstriche hinzufügen, sie ist dem-
nach mit der zweiten Tabelle der ersten Anschauungslehre
identisch. Diese Tabelle fehlte aber in dem Exemplar, das
mir vorgelegen hat.
Wenn man das in den Elementarbüchern enthaltene
Endresultat einer in ihren Anfängen so groß gedachten
Bewegung ansieht, so muß man sich ziemlich herabgestimmt
fühlen. Zu einer wirklichen Durchführung der in der Ger-
rud angelegten Pläne und Entwürfe ist es nicht gekommen.
Dieser Durchführung haben die beiden größten Mängel an
Pestalozzis Persönlichkeit, der Mangel an praktischem Sinn
und der Mangel an einer genügenden Vorbildung, ent-
gegengewirkt. Er verstand selbst zu wenig von Geometrie,
um die Tragweite seiner Ideen zu ermessen und sie in
einer würdigen Form ausgestalten zu können. Es fiel ihm
auch schwer, einen Gedanken unverändert festzuhalten, das
ungestüm Drängende seines Wesens trieb ihn weiter in
neue Ideengänge hinein. So hat sich auch der Begriff der
Anschauung, den er in seiner reifsten Zeit so rein und
sicher ausgebildet und in den Mittelpunkt seines Erziehungs-
systems gestellt hatte, in seinem Alter getrübt und ver-
wässert. Er hielt mehr das Äußerliche seines Systems fest,
den innerlichen Kern verließ er.
Die Anschauung sinkt von der typischen Bedeutung,
die sie für ihn in der Burgdörfer Zeit hatte, wieder zurück
zu der populären Bedeutung, von der er ursprünglich aus-
gegangen war. Wenn sie vorher die schon abgeklärte Er-
Die Anschauungslehre,