Full text: Die Erziehung der Anschauung

26 I. Die geschichtliche Entwicklung der Anschauungslehre. 
ung“ sagt er, „fällt in die Sphäre der Mathematik“, 
und im einzelnen führt er aus: „Es frägt sich, auf welche 
Weise Gestalten bloß als Gestalten planmäßig studiert werden 
können. Begriffe sind es allein, die mit Sicherheit in Worte 
gefaßt zur bestimmten Vorschrift ausgeprägt und als solche 
vom Lehrer an den Schüler überliefert werden können. 
Alles, was zur Auffassung der Gestalten durch Begriffe von 
den größten Köpfen aller Zeiten geleistet worden ist, das 
findet sich gesammelt in einer großen Wissenschaft, in der 
Mathematik.“ „Gestalt und Zahl liegen so recht in der Mitte 
unseres ursprünglichen Gesichtskreises. Die Grundanfänge 
des Messens und Rechnens sind die natürlichsten, die ersten, 
fast nicht auszulassenden Vorübungen, welche auch der 
schwächste Verstand sich selber schafft, und diesen Grund- 
anfängen schließt sich die fernere mathematische Bearbei- 
tung aufs engste an und geht von da nur ganz allmählich 
in ununterbrochener Folge weiter, Die Größenbegriffe sind 
es vor allen anderen, worüber sich der Lehrer dem Zögling 
in Worten recht vollkommen ausdrücken und von ihm das- 
selbe wiederverlangen kann und darf. Hier ist nichts, was 
sich vor umständlichem Hin- und Herreden zu scheuen 
hätte, Keine Regungen seiner Gefühle sind hier zu schonen; 
keine Langeweile ist zu fürchten, solange man nicht etwa 
den Gegenstand unter seiner Würde behandelt“ (Pesfalozzts 
Idee eines ABC der Anschauung, Einleitung). 
Die allgemeinen Anschauungen Herbarts über das Wesen 
ünd die Bedeutung des mathematischen Unterrichtes sind 
außerordentlich wertvoll und interessant, seine besonderen 
Ausführungen der Pestalozzischen Anschauungslehre müssen 
wir aber als verfehlt bezeichnen, so originell und scharf- 
sinnig sie auch sind. Wenn Pestalozzi das Quadrat als die 
Grundfigur für. den geometrischen Unterricht angesehen 
hat, so will Herbart an dessen Stelle das Dreieck setzen. 
Ihn leitet dabei der Gedanke, daß das Dreieck die ein- 
fachere Form ist, weil es zu seiner Bestimmung nur drei 
Punkte erfordert, diese drei Punkte sich aber auch will-
	        
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