Full text: Die Erziehung der Anschauung

28 I. Die geschichtliche Entwicklung der Anschauungslehre, 
Buche, das an Selbständigkeit der Auffassung hinter Her- 
bart weit zurück steht, dafür aber den Absichten Pesta- 
lozzis sich viel enger anschmiegt. Ich meine das Lehrbuch 
von Johann Marius Schmidt, Größenlehre als Fundament 
der Arithmetik und Geometrie (Halle 1805). Dieses Werk ist 
direkt als eine Fortsetzung der Pestalozzischen Elementar- 
bücher zu betrachten. Wenn diese bei den Quadraten stehen 
bleiben, so fügt Schmidt nun die Tabellen hinzu, welche 
die Dreiecke und Kreise enthalten und damit sozusagen 
den Lehrgang vervollständigen. Es entspricHt dabei durch- 
aus dem Gedankengange Pestalozzis, daß zunächst Reihen 
von rechtwinkligen Dreiecken und zwar zuerst von Ssol- 
chen mit gleichen horizontalen, aber verschiedenen ver- 
tikalen Katheten, darauf von solchen mit gleichen vertikalen, 
aber ungleichen horizontalen Katheten, endlich von solchen 
mit ungleichen horizontalen und ungleichen vertikalen 
Katheten gebracht werden, sodann die gleichschenkligen 
Dreiecke und zum Schluß erst die ungleichseitigen Drei- 
ecke. Die Kreise werden, genau ebenso wie bei Pestalozzi 
die Quadrate, mit einer regelmäßigen Teilung gegeben, oder 
es werden ihnen reguläre Polygone einbeschrieben oder 
umschrieben. Einen rechten Sinn und die Möglichkeit des 
Fortschreitens zu brauchbaren geometrischen Resultaten 
kann man hierin nicht erkennen. Ein höherer Zielpunkt oder 
eine durchlaufende Idee ist in dieser Zusammenstellung 
nicht zu finden, Von geometrischer Konstruktion ist nicht 
die Rede, wie die regulären Teilungen oder auch nur die 
umschriebenen Polygone wirklich gefunden werden, wird 
nirgends gesagt. 
Trotzdem ist die Betonung der Zeichnung eigentlich das 
Bedeutungsvollste an dem Buche, Im übrigen enthält es 
nur ein paar Fetzen primitiver geometrischer Unterweisung. 
Die Bestimmung des Kreisumfanges als %%/, des Radius 
wird auf höchst mangelhafte Art abgeleitet, und dann un- 
vermittelt zu den Korbellipsen, wie sie als Übungen im 
Linearzeichnen gegeben werden, übergegangen. So tritt hier
	        
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