7. M. Schmidt. J. Schmid. 1. Hoffmann. 29
die Beziehung der Volksschulgeometrie zum technischen
Zeichnen, die für ihre spätere Entwicklung äußerst charak-
teristisch ist, zum erstenmal in die Erscheinung.
Mit dem eben besprochenen Buche ist nicht zu ver-
wechseln das Lehrwerk von Joseph Schmid, Die Ele-
mente der Form und Größe nach Pestalozzis Grundsätzen
bearbeitet (1809—1811). Dieses zweite Buch ist in seinem
Inhalte reichhaltiger als das erste, aber dabei recht breit-
spurig und langweilig. Die Figuren sind wieder in Tafeln
angeordnet und diese Lehrtafeln, die sozusagen das’ geome-
trische Anschauungsmaterial darstellen sollten, sind eine
schreckliche Erscheinung in der Entwicklung der Pesta-
lozzischen Schule. Sie untergraben geradezu den Wirklich-
keitssinn, den man doch in dem Volke erwecken wollte.
Die strenge Methodik des Euklid hatte man aufgegeben,
weil man sie in diesem vorbereitenden Unterricht für un-
möglich und zwecklos hielt, aber dafür hatte man eine
unsäglich trockene Systematik hereinbekommen, die
wieder aus dem geometrischen Unterricht eine leere Spie-
lerei machen mußte und seine lebendige Ausgestaltung ver-
hinderte. Bei alledem galt doch immer die alte schulmäßige
Geometrie als das eigentliche Endziel; das Neue, das man
brachte, sollte nur eine Vorbereitung auf diese strenge
Geometrie sein. Dies ist auch die Auffassung bei Ignaz
Hoffmann (Geometrische Anschauungslehre, 1815). Wieder
wird der Unterricht geleitet durch eine Sammlung von
Figurentafeln, deren Figuren die Schüler sehr aufmerksam
zu beschauen haben, indem sie die vom Lehrer mitgeteilten
Benennungen auswendig lernen und umgekehrt zu den Be-
nennungen die zugehörigen Figuren zeigen müssen. Alle
Erklärungen, der eigentliche geistige Gehalt der Geometrie,
kommen dabei in Wegfall, ein öder Schematismus führt
unbeschränkt die Herrschaft.
Den Ansatz zu einer Besserung bietet erst J.G.Graß-
mann (Raumlehre für Volksschulen, Berlin 1817, in zwei
Teilen, von denen der eine die „ebene räumliche Verbin-