Full text: Charakterbegriff und Charaktererziehung

198 __ X, Wesen der Charaktererziehung 
das Werkzeug der wissenschaftlichen Erkenntnis 
vollkommener wird, die aber mit diesem Werk- 
zeug allein ohne praktische Begabung, vor allem 
ohne umfangreiche pädagogische Feinfühligkeit, 
nur recht mäßige Erziehungsprodukte zustande 
bringen wird. Wir werden uns bewußt, daß es — 
um mit Hamlet zu sprechen — viel leichter ist, 
das wundervolle Instrument der Seele zu ver- 
stimmen, als aus ihm die reinen Akkorde eines 
echten Charakters zu entwickeln. 
Für die Gestaltung einzelner Kräfte haben 
wir ja eine Anzahl von brauchbaren Methoden im 
Laufe der Jahrhunderte entwickelt. Die Intelli- 
genzentwicklung z.B. ist ziemlich genau studiert, 
zumal die einzelnen Wissenschaften selbst in 
ihrem eigenen Entwicklungsgange uns die besten 
Methoden zur Verfügung stellen. Auch für die 
Entwicklung der Willensstärke besitzen wir wis- 
senschaftlich begründete Vorschläge. Vor allem 
wissen wir, daß es keine generelle Förderung 
eines allgemeinen Willensvermögens gibt, son- 
dern nur eine Schulung von ganz konkreten Wil- 
lensklassen an bestimmten Aufgaben. Wir wissen 
weiter, daß unter den Grundmitteln der Willens- 
schulung das beste eine Gewöhnung ist, die aus 
der Arbeitsfreude herauswächst.
	        
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