238 XIT. Charaktererziehung durch die Schule
selbst entwickeln, sobald nur das Schulsystem
ihnen einen günstigen Nährboden gibt, eine
Schule, die absieht von dem Ideal der Wissens-
mast, eine Schule, in der nicht beständig der
Lehrer der Gebende, der Schüler der Nehmende
ist, eine Schule, welche die schaffenden Kräfte,
die angeborne Aktivität der Schüler in strenger,
mit beständiger Selbstprüfung verbundener Ar-
beit zu fesseln weiß.
Sobald wir eine Schule haben, in welcher die
schaffende, die produktive Kraft des Schülers,
möge sie nun rein intellektueller oder künst-
lerischer oder sozialer oder technischer Art sein,
durch Gewährung von Mannigfaltigkeit und Frei-
heit auf ihre Rechnung kommt, wird unsere Ab-
sicht, die Charakterentwicklung mit den Mitteln
der Schule zu fördern, durch die Natur der Cha-
raktergestaltung von selbst unterstützt? Gerade
wie wir dem Baume nur die nötigen Lebensbedin-
gungen zu geben haben, damit er sich nach seiner
Art entfalte, so wird auch der Charakter seine
rechte Form gewissermaßen von selbst sich bil-
den, sobald nur den Entwicklungsbedingungen
seiner im geistigen Kräftekomplex liegenden
Wurzeln Rechnung getragen ist.
Wir müssen uns also eine_Schule zu schaffen