[. Kapitel: Wissenschaftliche Leistungen im „saeculum philosophicum“. 171
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reichen. Der Aufschwung, den dadurch namentlich die physikalische Erd-
beschreibung nahm, prägt sich auch in der Tatsache aus, daß sie innerhalb
der Universitätsvorlesungen eine selbständige Stellung einzunehmen be-
ginnt: seit 1755 hält z. B. Kant an der Königsberger Universität alljährlich
eine Vorlesung über physikalische Erdkunde.
Während so der von Varenius begründete jüngste Zweig der geographi-
schen Wissenschaft sich neben der mathematischen und historischen Geo-
graphie eine geachtete Stellung erringt, werden diese selbst auch nicht ver-
nachlässigt. In das Gebiet der letzteren zieht der Direktor des Berliner
Gymnasiums zum Grauen Kloster, Büsching, Mitteilungen über Staats- und
Verwaltungseinrichtungen und statistische Angaben hinein und wird so
durch seine 1754 erschienene „Neue Erdbeschreibung‘ der Begründer der
politisch-statistischen Geographie. Eulers Verdienste um die mathe-
matische Erdkunde sind schon vorher erwähnt worden, Lambert wendet
seine Aufmerksamkeit den Methoden der Projektion bei der Herstellung
von Karten zu. Die Kartographie wird zu hoher Vollendung gebracht; der
Homannsche Atlas in Nürnberg, die Atlanten von d’Anville in Frankreich,
vor allen Dingen aber die großen topographischen Karten Cassinis von
Frankreich bezeugen die Genauigkeit und Sorgfalt, die auf die Herstellung
der kartographischen Länderbilder verwendet wurden.
Wie auf die wissenschaftliche erdkundliche Forschung, so üben die Fort-
schritte der Mathematik, der Physik und der Naturwissenschaften auf die-
jenigen Zweige der menschlichen Tätigkeit ihre Rückwirkung aus, die un-
mittelbar die Beschaffung der materiellen Lebensbedürfnisse sowie die
äußere materielle Gestaltung des Lebens zum Ziel haben. Überall macht
sich hier ein reger Fortschritt bemerkbar. In der Landwirtschaft zeigt er
sich in der rationelleren Herstellung von Ackergeräten, in der besseren Be-
arbeitung des Bodens und in der Einführung von Maschinen zur Getreide-
gewinnung: 1730 werden durch Pashley die sog. Rotherhamer Plfüge ge-
baut; im selben Jahre führt Tull die Drillwirtschaft ein. 1750 wird in
Monsheim die erste Kartoffelbrennerei errichtet. 1755 lehrt Anderson die
Trockenlegung nasser Grundstücke durch Unterdrains. 1774 führt Hunter
das Knochenschrot als Düngemittel ein; Schubert von Klarfeld schafft
Brache und Weidegang ab, führt Kunstfutterbau, z. B. Kleebau, und Stall-
Fütterung ein. 1785 kommt die erste sog. schottische Dreschmaschine in
Gebrauch.
Hinsichtlich der Bautechnik schreitet man zu immer ausgedehnterer
Anwendung von Eisenkonstruktionen; man wendet daher der Gewinnung
des Eisens und der Behandlung des Stahls größere Aufmerksamkeit zu:
Huntsman in Sheffield lehrt 1740 die Herstellung des Gußstahls durch
Umschmelzen des Schweißstahls in Tiegeln; 1784 lehrt Cort in Lancaster
das Puddeln. Wie sicher man die Gesetze der Mechanik bei der Konstruk-