Full text: Geschichte des naturwissenschaftlichen und mathematischen Unterrichts (1. Band)

Il. Kapitel: Unterricht im 18. Jahrhundert. 173 
kapitalistischen Wirtschaftsform beigetragen hat, selbst wieder als ein 
Vorgang der Differenzierung dar, bis die Erfindung im letzten Viertel des 
18. Jahrhunderts fertig vorliegt. Ursprünglich nur dazu erfunden, die 
Grubenwasser aus den Bergwerken zu fördern, ist die Dampfmaschine 
am Ausgange des Jahrhunderts ‚schon in vielen Industriezweigen in Ge- 
brauch, in denen man sich bisher nur der Kraft des Wassers und der Winde 
bedient hatte. Zahlreich sind sogar schon die Versuche, sie dem schnelleren 
Verkehr zu Wasser und zu Lande dienstbar zu machen;%) eine Fülle von 
neuen Problemen bietet sich dem menschlichen Geiste, die eine immer 
umfangreichere Indienststellung der Naturkräfte zum Ziele haben. Die 
durch Verwendung der Dampfkessel übermäßig gesteigerte Produktion 
beginnt ihre umgestaltende und umwälzende Einwirkung auf das wirt- 
schaftliche wie gesellschaftliche Leben in allen Volksschichten. eine neue 
wirtschaftliche Epoche des Abendlandes hebt an. 
Ein Blick auf die Namen derjenigen Männer, die sich als die Pioniere 
unserer heutigen Technik erwiesen haben, zeigt uns England als den Haupt- 
sitz des technischen Fortschritts in allen Zweigen der menschlichen Er- 
werbstätigkeit. Das in ökonomischer Hinsicht am meisten vorgeschrittene 
Land mußte naturgemäß das Vaterland derjenigen Erfindungen werden, 
die dazu berufen waren, am wirksamsten zur Herbeiführung einer höheren 
Wirtschaftsform beizutragen. 
Il. Kapitel. 
Der mathematische und naturwissenschaftliche Unterricht im achtzehnten 
Jahrhundert. 
„Mir ist der Fortgang guter Schulanstalten beständig eine sehr an- 
genehme Nachricht. Ich kenne den Einfluß derselben auf das Wohl 
meiner Staaten, und deren Beförderung wird alle Zeit eine Meiner 
vorzüglichsten Landesväterlichen Vorsorgen bleiben.“ 
Friedrich der Große (Kabinettschreiben vom 13. April 1774). 
Neben der Bezeichnung „saeculum philosophicum‘“ hat man dem 
18, Jahrhundert auch noch den Beinamen „saeculum paedagogicum‘“ ge- 
geben. Mit dieser doppelten Bezeichnung eines und desselben Zeitraumes 
sucht man der Tatsache Rechnung zu tragen, daß allen philosophischen 
Geistesrichtungen jener Zeit ein Streben gemeinsam war: so heftig der 
Pjetismus von den Aufklärungsphilosophen bekämpft wurde, So siegreich 
ber diese die kantische Philosophie triumphierte, So einmütig stimmen die 
Träger aller drei Erscheinungsformen des geistigen Lebens in ihren päda- 
gogischen Bestrebungen überein. Mit gleichem leidenschaftlichen Eifer 
fordern alle eine umfangreichere Fürsorge für die Jugenderziehung und 
wenden der Gründung und Einrichtung von Schulen, der Gestaltung des
	        
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