178 IV. Abschnitt: Das achtzehnte Jahrhundert.
Maschine begreifen kann. Als den Anlaß zur Erfindung von Maschinen,
die durch Naturkräfte bewegt werden, bezeichnet er den Umstand, daß
es für die Menschen „verdrießlich und oft sehr mühsam“‘‘ sei, immer die-
selben Bewegungen Tag und Nacht zu wiederholen, die Menschenkraft
dazu oft nicht ausreiche und zu kostspielig werde. Unwillkürlich wird
man bei dieser „Verdrießlichkeit‘“ an Humphrey Potter oder Edison er-
innert, die ja tatsächlich durch solche Mühseligkeiten, die sie an sich selbst
erfuhren, zu Erfindungen getrieben wurden.
Über das eigentliche „studium physicum‘‘, das dann erst anheben
soll, wenn diese vorbereitenden Wissenschaften absolviert sind, bringt
der letzte jener 20 Aphorismen eigentlich nur nichtssagende Redensarten;
er macht darauf aufmerksam, wie nützlich die Physik namentlich für
Rechtsgelehrte sei, die ohne sie kein richtiges Verständnis für die tat-
sächlichen Vorgänge des Lebens haben könnten, und weist schließlich
darauf hin, daß die Physik sogar für die Erlernung fremder Sprachen nütz-
lich sei, da derjenige, der sich mit ihr beschäftigt, auch die Neigung hätte,
lremdsprachliche Werke über diese Wissenschaft zu lesen, und so mit viel
größerem Eifer sich an die Erlernung einer fremden Sprache mache!
In demselben Jahre, in dem Tschirnhauß seine Denkschrift erscheinen
ließ, veröffentlichte auch Francke einen Aufsatz über die Lehrart und
Ordnung des von ihm in Glaucha gegründeten Pädagogiums und weist
in dem die Mathesis betreffenden Abschnitt auf jene hin; er erklärt, daß
er die von jenem Staatsmann „vor zuträglich erkannte Methode‘ dem
Unterrichtsbetriebe seiner Anstalt zugrunde gelegt habe, daß es aber nicht
nötig sei, sie eingehender auseinanderzusetzen, da jene Schrift im Druck
herausgegeben und „absonderlich‘‘ zu haben sei. Von der Physik erfahren
wir jedoch aus diesem Aufsatze Franckes nur, daß über die Naturalien-
kammer wöchentlich eine Stunde gelesen werde, wobei „Natur, Eigenschaf-
ten, Nutzen und Gebrauch der in ihr befindlichen Dinge erklärt, auch wohl
dann und wann einige Experimenta physica gezeigt werden.
Unter den am Schluß der Abhandlung aufgezählten Disziplinen des
Pädagogiums finden wir auch „Botanica, Anatomia, Introductio ad cog-
nitionem rerum naturalium“ aufgezählt, allein außer der vorhin erwähnten
Stelle über das Naturalienkabinett finden wir nirgends eine Andeutung
über die Pflege der beschreibenden Naturwissenschaften. Nur hinsichtlich
der Anatomie begegnen wir noch der Vorschrift, daß, während einem
Teil der Schüler etwas demonstriert wird, den übrigen etwas anderes ge-
zeigt oder etwas über die Anatomie in die Feder diktiert werden solle.
Ausführlicher wird dagegen schon die Geographie besprochen, der Francke
jedenfalls große Wichtigkeit beimißt. Es kennzeichnet jedoch den Pietisten,
daß er die Anweisung gibt, das Heilige Land besonders ausführlich zu be-
handeln, wobei er folgende Punkte einzeln aufzählt: 1. Ägypten. 2. Reise