Full text: Geschichte des naturwissenschaftlichen und mathematischen Unterrichts (1. Band)

‚96 IV. Abschnitt: Das achtzehnte Jahrhundert. 
elektrische und magnetische Experimente bestimmten Apparate unter der 
Rubrik Aerometrie und Physik aufgezählt sind, daß also auch damals der 
Begriff Physik noch nicht dem heutigen entsprach, wenn man auch schon 
begonnen hatte, die beschreibenden Naturwissenschaften zu trennen. 
Ebenso scheint die Bezeichnung Mechanik lediglich auf die Lehre vom 
Gleichgewicht und der Bewegung fester Körper angewendet zu sein, da 
Hydrostatik, Hydraulik, Aerometrie sorgfältig von der Mechanik unter- 
schieden werden. 
An Kuriositäten und anderen interessanten Einzelheiten sei aus dem 
Verzeichnis hier noch folgendes angeführt. Zur Veranschaulichung des 
stabilen Gleichgewichts fehlt es nicht an einem „schiefen Turm zu Pisa“, 
der damals überhaupt eine wichtige Rolle spielte; auch ein berganlaufendes 
Rad und ein ebensolcher Zylinder sind nicht vergessen. Ausführlich wird 
die Lavallsche Scheibe besprochen und auf den Irrtum hingewiesen, der 
Lavalle zur Herstellung seiner Scheiben veranlaßte. Erstaunen muß man 
über das Vorhandensein mehrerer Tische, um die gleitende Reibung auch 
bei Wellen und Zapfen experimentell zu untersuchen, sowie die Reibung 
bei Hebeln und Rollen festzustellen. Auch fehlt es nicht an Instrumenten, 
den Winddruck auf vertikale wie auf horizontale Windmühlenflügel zu 
messen, deren letztere an Modellen in dreifach verschiedener Weise gezeigt 
werden. Eifrig betont er in einer Anmerkung, daß die senkrecht stehenden 
Flügel den Vorzug verdienen, und was er über die Bedeutung der Wind- 
mühlenflügel als „Schwungräder vom ersten Range‘ hinzufügt, sowie über 
die bei uns herrschenden Winde im Gegensatz zu den in Holland wehenden, 
verdient wohl Beachtung. 
Zu der Luftpumpe wird ein zahlreicher Zubehör, 9 Nummern, auf- 
gezählt. Unter den Apparaten der Hydraulik finden wir die ungebräuchlich 
gewordene Bezeichnung „Püschelkunst‘“ für Paternosterwerk. Eigenartig 
berührt auch das Vorhandensein eines Modells, um ‚,die mathematisch- 
physikalische Richtigkeit der Sintflut nach der Beschreibung der Heiligen 
Schrift“ zu erklären! Von den hydraulischen Maschinen sind die hydro- 
technischen noch besonders unterschieden, unter denen der oben erwähnte 
Pitotsche Strommesser als erste figuriert. Auch entbehrt die Sammlung 
nicht einer „Taucherglocke‘“ (campana urinatoria nach dem Heckerschen 
Verzeichnis). Dazu kommen unter dieser Rubrik zahlreiche Modelle von 
Klammern, Schleusen, Pfahlausziehmaschinen, Grundsicheln, Unterwasser- 
sägen, Eisbrechern und Brückenbögen. 
Das Verzeichnis der optischen Apparate geht nur wenig über die Zahl 
derjenigen Apparate hinaus, die Silberschlag, wie oben mitgeteilt, als un- 
entbehrlich für einen ersprießlichen physikalischen Unterricht bezeichnet. 
Das Vorhandensein einer optischen Schleifmühle beweist, daß die Schüler 
auch angeleitet wurden, selbst optische Gläser herzustellen. Etwas über-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.