Il. Kapitel: Unterricht im 18, Jahrhundert. 199
pins, seine pädagogische Laufbahn begann, kam er nach Berlin, um die
Heckersche Realschule, die damals unter Hähns Inspektion stand, kennen
zu lernen. Den Schulschriften Hähns hat Basedow manche seiner Ideen
und Verbesserungsvorschläge entlehnt, vor allem die Betonung der An-
schauung und des stufenmäßigen Vorwärtsschreitens. In Basedows 1774
erschienenen Elementarwerk finden wir einen vollständigen Lehrgang der
Physik, der Zoologie, Botanik und Mineralogie, sowie der Geographie,
soweit er sie dem Titel seines Werkes zufolge zum „Unterrichte der Jugend
von Anfang bis in das akademische Alter‘““ für nötig erachtete.”®)
Obwohl der Begründer des Philanthropinismus bei seiner Neigung zur
eitlen Selbstüberschätzung äußerst abfällig über andere Lehrbücher urteilt,
so ist es doch äußerst zweifelhaft, ob sein Kompendium der Physik und
der Naturwissenschaften von größerem pädagogischem Werte ist, zumal
er selbst kein gründliches Wissen auf diesen Gebieten besaß und dieser
Teil seines Werkes unverkennbar die Merkmale einer eilfertigen Zusammen-
stellung trägt, da er gerne mit seiner Enzyklopädie „aller nötigen Er-
kenntnis‘“, auf deren prahlerisch angekündigtes Erscheinen man schon seit
langen Jahren ungeduldig wartete, zu Ende kommen wollte.?) Dies hindert
jedoch nicht, daß in seiner Naturlehre überall der scharfsinnige Geist des
Verfassers hervorblitzt und seine Physik hinsichtlich der Gliederung des
Stoffes schon moderne Züge trägt. Da er absichtlich Fremdwörter so viel
als möglich zu vermeiden oder zu verdeutschen sucht, so tragen die einzelnen
Abschnitte folgende Bezeichnungen: 1. Von den Wirkungen in der Körper-
welt. 2. Von flüssigen Körpern. 3. Von luftförmigen Körpern, 4. Von der
Wärme und Kälte. 5. Von magnetischen und elektrischen Wirkungen.
6. Von dem Lichte. Wenn wir also vom Schall absehen, über den einiges
bei den luftförmigen Körpern mitgeteilt wird, so haben wir bei Basedow
schon die heutige Anordnung des Lehrstoffs.
Am ausführlichsten und sorgfältigsten sind die ersten drei Kapitel be-
handelt, und von diesen wieder das erste. Unverkennbar steht Basedow
hier unter dem Einfluß der principia Newtons. Die zu Beginn gegebenen
allgemeinen Erläuterungen, die Begriffe Geschwindigkeit, Beschleunigung,
Bewegungsgröße, die Gesetze des Stoßes elastischer und nichtelastischer
Körper, die Gesetze des freien Falls, die parabolische Wurfbewegung, die
Pendelgesetze, die Zentrifugalkraft, der Flächensatz, das allgemeine Gra-
vitationsgesetz, die vielen rein mathematischen Betrachtungsweisen, alles
weist deutlich auf die Quelle hin, aus der Basedow schöpft. Die flüssi-
gen und luftförmigen Körper werden schon ziemlich summarisch abgehan-
delt. Befremdend wirkt die Behauptung, daß die Kälte das Wasser zu-
sammenpreßt. Für das spezifische Gewicht schafft Basedow das eigen-
tümliche Wort: Schwerförmigkeit. Vom Schall erfahren wir seine Ge-
schwindigkeit, seine Reflexion, wobei das Echo, das Sprachrohr und das