200 IV. Abschnitt: Das achtzehnte Jahrhundert,
örrohr beschrieben werden, und die Verhältnisse, welche bei den musi-
kalischen Tönen zwischen der Tonhöhe, der Schwingungszahl und der
Saitenlänge bestehen. Bei der Wärme werden die ausdehnenden Wirkungen,
die Thermometer von Fahrenheit und Reaumur, die Veränderung des
Aggregatzustandes, die Abhängigkeit des Siedens vom Druck, die Flamme,
die Verdunstung und die dadurch bewirkte Abkühlung in loser Aneinander-
reihung oberflächlich behandelt. Bei den magnetischen Wirkungen er-
wähnt er die beiden Pole, ihre Anziehung, die Magnetnadel, ihre Dekli-
nation, die künstliche Magnetisierung von Eisenstäben durch Streichen wie
durch den Erdmagnetismus, ihre Entmagnetisierung durch Glühen. Auch was
über die elektrischen Wirkungen mitgeteilt wird, ist nach keinem Prinzip
geordnet. Überhaupt scheinen seine Kenntnisse auf diesem Gebiet ziemlich
sporadischer Art gewesen zu sein, da er immer noch die Gilbertsche Unter-
scheidung elektrischer und nichtelektrischer Körper festhält, die Unter-
scheidung positiver und negativer Elektrizität ebensowenig kennt wie die
Anziehung ungleichartig und die Abstoßung gleichartig elektrischer Körper.
Die Elektrisiermaschine wird nirgends beschrieben, obwohl er anscheinend
Versuche gemacht wissen will, bei denen sie gebraucht wird, doch vergißt
er nicht, die merkwürdige Eigenschaft des „Aschentreckers“ (Turmalin)
zu erwähnen, durch Erwärmen elektrisch zu werden.
Vorteilhaft unterscheidet sich von diesem Kapitel das darauffolgende,
das vom Lichte handelt, in welchem er wieder der mathematischen Be-
handlungsweise bedeutenden Raum gönnt. Den Schluß bildet die Per-
spektive und die Entstehung der Farben; bei der Farbenzerstreuung durch
ein Prisma versäumt er nicht, das zuerst von Newton gemachte Experiment
anzuführen, wie man diese Farben wieder zu weißem Licht vereinigen kann.
Mit Vorliebe überläßt er sich Spekulationen über die Natur der Körper
und derjenigen feinen Materien, die als die vermutlichen Ursachen der mag-
netischen, optischen und elektrischen Erscheinungen angesehen werden.
Sein scharfer, beweglicher Geist fühlt sich auf diesem Gebiet am wohlsten,
und wenn auch infolge der geringen physikalischen Schulung, die er durch-
gemacht hat, gelegentlich Irrtümer unterlaufen, die unser bedenkliches
Kopfschütteln erregen, so flammen doch auch wieder geniale Geistesblitze
auf, die ein überraschendes Licht auf die schwersten Probleme der Physik
werfen und zum Nachdenken anregen, wie z. B.: „Es kann sogar sein,
daß die Materien, die uns am dichtesten zu sein scheinen, nach Proportion
des Umfanges mehr ledigen Raum enthalten als die Teile des Luftmeers.“
Wenn nun auch dies Kompendium Basedows als Lehrbuch der Physik
nur geringen pädagogischen Wert besitzt, so bildet es doch für die Entwick-
lung des Physikunterrichts einen interessanten Markstein, der zugleich als
ein Wegweiser in die moderne Zeit angesehen werden kann. Wie eilfertig
jedoch Basedow bei der Vollendung seines Kompendiums verfahren ist,