Il. Kapitel: Unterricht im 18. Jahrhundert. 219
einer solchen Röhre, das archimedische Prinzip, die Bestimmung des
spezifischen Gewichts fester und flüssiger Körper und die Kraft des Auf-
triebs behandelt. Freilich treffen wir weder die Bezeichnung „spezifisches
Gewicht‘ noch den Namen „Auftrieb“. Zur Bestimmung des spezifischen
Gewichts fester Körper wird der Gewichtsverlust im Wasser gemessen; bei
den flüssigen Körpern werden die Gewichtsverluste eines und desselben
Körpers in verschiedenen Flüssigkeiten verglichen. Daran schließen sich
zahlreiche Aufgaben über spezifisches Gewicht, ganz ähnlich denjenigen,
die wir heutzutage noch zur Einübung der Lehre von den Gleichungen mit
einer oder mehreren Unbekannten zu geben pflegen. Von Interesse ist die
Angabe eines Experimentes, das die gleichmäßige Fortpflanzung des
Druckes in einer Flüssigkeit in ähnlicher Weise benutzt wie die hydraulische
Presse..
In der A&rometrie wird nach Erläuterung des Begriffes luftförmiger
Körper zunächst die Herstellung der Luftpumpe besprochen und der mit
ihr hergestellte luftverdünnte Raum dazu benützt, einerseits die Expansion
der Luft mit dem bekannten Blasenversuch, andererseits die zusammen-
pressende Kraft des äußeren Luftdrucks zu zeigen. Die Schwere der Luft
wird durch Wägung bestimmt, die Größe des Luftdrucks durch die Wasser-
säule und die Quecksilbersäule, die ihm das Gleichgewicht hält, gemessen,
auch für einen bestimmten Querschnitt in Pfunden berechnet. Die Ver-
wendung der „Torricellianischen Röhre‘ zum Barometer wird kurz erwähnt
und festgestellt, daß der Luftdruck großen Schwankungen unterworfen ist.
Auch die Verwandlung der Luftpumpe durch umgekehrte Handhabung in
eine Kompressionspumpe wird besprochen. Der letzte Teil der Aerometrie
ist eigentlich der Wärmelehre gewidmet. Die ausdehnende Wirkung der
Wärme auf die Luft, die Anwendung dieser Wirkung zur Herstellung eines
empfindlichen Thermoskops — Wolff unterscheidet schon sehr subtil
Thermoskop und Thermometer voneinander —, die Herstellung eines
„„Wetterglases‘, das die Kälte und Wärme der Luft anzeigt vermittels der
ausdehnenden Wirkung der Wärme auf Weingeist, das sind die ersten Tat-
sachen der Wärmelehre, die Aufnahme in ein Schulbuch über Physik ge-
funden haben. Wolff kennt wohl die Austreibung der Luft aus der Röhre
durch Erwärmung des Weingeistes und darauf folgendes schnelles Zu-
schmelzen der Röhre, doch als Nullpunkt benutzt er noch die Temperatur
eines tiefen Kellers. Über die Genauigkeit der Angaben eines solchen
Apparats will er jedoch keine Täuschung aufkommen lassen. Nachdrück-
lich macht er darauf aufmerksam, daß es kein Instrument sei, mit dem
man die Wärme abmessen könnte, daher nennt er es auch nicht Thermo-
meter, sondern „Wetterglaß“‘‘.
In der Hydraulik wird der Schüler vornehmlich mit den verschiedenen
Vorrichtungen bekannt gemacht, vermittels deren das Wasser gehoben