228 IV. Abschnitt: Das achtzehnte Jahrhundert.
Hinsicht an den Gelehrtenschulen, die nicht in größeren Städten lagen
oder nicht, wie einige Eliteanstalten, besonders gut dotiert waren, noch
trauriger aus.
Wie an den Universitäten so wurden auch an den Gymnasien gelegentlich
von dem Mathematikus aus privaten Mitteln Apparate angekauft oder
hergestellt, die den Anfang eines physikalischen Kabinetts bildeten. Als
1747 Sulzer als Professor der Mathematik an das Joachimsthalsche Gym-
nasium berufen wurde, wurden ihm sechs Nummern als Grundstock eines
physikalischen Kabinetts überwiesen. Für die Erweiterung wurden jähr-
lich 12 Taler verwendet, die der Mathematiker vorschießen mußte, um
sie von der Kasse des Gymnasiums am Jahresschluß zurückzuerhalten.
Ganz am Ausgang des Jahrhunderts erhielten die Fürstenschule zu Grimma
(1796) und die zu St. Afra bei Meißen (1799) physikalische Kabinette,
allerdings von sehr mäßigem Bestande.. So bescheiden waren die Anfänge
des physikalischen Kabinetts selbst bei den Eliteanstalten. Wenn wir
aber sehen, daß trotz der finanziellen Not, trotz des Widerstandes der
altsprachlichen Lehrfächer die Physik zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu
einem festen, wenn auch wenig umfangreichen, Bestandteil des Gymnasial-
unterrichts geworden ist, so zeigt sich hierin die unwiderstehliche Kraft,
mit der wirtschaftliche Notwendigkeiten sich zu vollziehen pflegen.
Während Erxlebens Anfangsgründe: der Naturlehre zu einem wWweit-
verbreiteten Schulbuche geworden sind, haben sich seine 1763 in erster
und 1773 in zweiter Auflage erschienenen‘ Anfangsgründe der Naturge-
schichte nirgends als Schulbuch eingebürgert. Er legte sie seinen Vor-
lesungen über die beschreibenden Naturwissenschaften zugrunde, und da
in den höheren Schulen nur in den unteren und mittleren Klassen Natur-
geschichte gelehrt wurde, so waren sie zu umfangreich und für ein reiferes
Alter bestimmt, so daß sie einem Anfangsunterricht nicht als Leitfaden
in der Hand der Schüler dienen konnten. Ausgedehnte Verbreitung er-
freuten sich in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts namentlich Büschings
„Unterricht in der Naturgeschichte‘‘ (1772) und Reccards „Naturlehre
und Naturgeschichte‘““ (1765 bzw. 1782). Der Verfasser des letzteren, der
viele Jahre als Lehrer an der Königl. Realschule in Berlin wirkte und
später Konsistorialrat in Königsberg war, hatte sein Büchlein direkt zum
„ersten Unterricht in den physischen Wissenschaften“‘ bestimmt.
Hinsichtlich der Mineralogie stimmen beide Bücher ziemlich überein:
beide teilen die Mineralien in 6 Klassen ein: Erden und Steine, Salze,
brennbare feste Körper, brennbare Harze und Öle, Halbmetalle und Metalle.
Zu den Erden und Steinen gehören: Tonartige, blätterigte (z. B. Gips,
Marienglas), Kalkerden, gipsartige, glasartige (dazu auch die Edelsteine!),
Mergelerde, ‘ Schieferstein, Gartenerde, Farbenerde (Zinnober, Kreide).
Bei den Salzen werden namentlich Vitriol, Alaun, Salpeter, Bittersalz und