Full text: Geschichte des naturwissenschaftlichen und mathematischen Unterrichts (1. Band)

IL. Kapitel: Unterricht im 18. Jahrhundert. 231 
Protestanten das Osterfest zum ersten Male gleichzeitig mit den Katholiken 
feierten. Ferner finden wir bei Erxleben die eigentümliche Notiz, daß 
schon vor Herschel der Göttinger Astronom Tobias Meyer 1756 den Uranus 
zuerst beobachtet hatte. 
Was sonst im eigentlichen erdkundlichen Unterricht. vorgetragen 
worden ist, darüber geben uns die Lehrbücher Auskunft. An der König- 
lichen Realschule in Berlin finden wir für die drei aufeinander folgenden 
geographischen Klassen 1772 drei verschiedene Lehrbücher aufgezählt: 
für die Unterstufe das Lehrbuch der Geographie von Baumann; für die 
Mittelstufe das von Mangelsdorf; für die Oberstufe die Erläuterung des 
Erdbodens von Hähn. 
Weitaus das verbreitetste war in der ersten Hälfte des Jahrhunderts 
Hübners: „Kurtze Fragen aus der neuen und alten Geographie‘, das in 
36 Auflagen erschienen ist, also in über 100000 Exemplaren in: Deutsch- 
land verbreitet gewesen und auch in mehrere fremde Sprachen übersetzt 
worden ist. Von der mathematischen Erdkunde wird in dem „vom Globus‘‘ 
handelnden 20. Kapitel nur sehr wenig durchgenommen, Erwähnt sei, 
daß Hübner in der 1706 erschienenen 16. Auflage der Lehre Tychos an- 
hängt, die des Koppernikus verwirft. Er schließt dies Kapitel vom Globus 
mit dem „nützlichen Problem‘ des Varenius, wie man sich auf der Erde 
bei bewölktem Himmel orientieren kann. Im übrigen leiten ihn, wie er 
in der Vorrede auseinandersetzt, für die Herstellung seines Schulbuchs 
folgende Grundsätze: 1. Alles zugleich Latein und Deutsch. 2. Sowohl 
die alten wie die neuen Zeiten. 3. Die Geographie ist nur in Verbindung 
mit den übrigen Wissenschaften zu pflegen; indem das. eine Auge auf die 
Landkarte, das andere auf die Geschichte, das jus publicum, die Chrono- 
logie, die Politik und die Genealogie gerichtet ist. 4. Der ganze Kursus 
muß in einem halben Jahre bei täglich einer Stunde beendet werden können. 
Deutlicher als in diesen vier Grundsätzen läßt sich kaum die Auffassung 
ausprägen, daß die Geographie im Unterricht nur als eine Hilfswissenschaft 
der alten Sprachen und Geschichte zu behandeln ist. Wenn man bedenkt, 
daß in Hübners Buch die Frage, was man von dem und dem Lande oder 
Staat wissen muß, sich auf jeder Seite bis zur Eintönigkeit wiederholt, 
und daß es trotzdem sich solcher beispiellosen Beliebtheit erfreut hat, So 
darf man mit Günther wohl von einem „Tiefstande‘‘ des geographischen 
Unterrichts im pädagogischen Jahrhundert sprechen. 
Vergleicht man die im 18. Jahrhundert für die Hebung des mathe- 
matischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts tätigen Kräfte mit 
dem was durchschnittlich im Unterricht tatsächlich geleistet wurde, SO 
kann man sich dem Ergebnis nicht verschließen, daß die Leistungen nicht 
ganz den Erwartungen entsprachen. Die Ursache für diese Erscheinung 
liegt auf ökonomischem Gebiet: es fehlte an Geld, nicht nur für die Be-
	        
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