266 V. Abschnitt: Das neunzehnte Jahrhundert.
deutung. 1867 führt William Siemens das Siemens-Martin-Verfahren ein;
1879 gelingt Gilchrist und Thomas die Entphosphorung des Eisens in der
Bessemerbirne mit basischem Futter, wobei als Nebenprodukt die Thomas-
schlacke gewonnen wird, die ein wertvolles Düngemittel bildet. 1804 stellt
Walter die erste eiserne Drehbrücke her. 1840 erbaut Köbling die ersten
größeren eisernen Hängebrücken, und Robert Stephenson stellt die erste
eiserne Röhrenbrücke her. Nachdem Henz die eisernen Gitterbrücken
eingeführt hat (1846), erbaut Lohse 1855 die großen Gitterbrücken bei
Marienburg und Köln, an die sich später die Weichselbrücke bei Dirschau,
die beiden Elbebrücken zwischen Hamburg und Harburg schließen. 1860
erbaut Starnberg die große eiserne Bogenbrücke bei Koblenz. Für die
Fundierung der Brückenpfeiler wurden 1859 an die Stelle des Smeaton-
schen Luftdruckverfahrens die Senkkästen eingeführt, die den Bau der
Riesenbrücken über den Tay (1877, erneut 1882—1887) und den Firth of
Forth (1883—1890) ermöglichen.
Hinsichtlich des Beleuchtungswesens dehnt sich, nachdem Pepys 1802
dem Gasometer die heutige Form gegeben hat, die Verwendung des Leucht-
gases zur Beleuchtung von Städten über. alle größeren Städte des Fest-
landes aus. Dem Beispiele Londons (1810) folgen Hamburg (1825), Ber-
lin (1826), Dresden und Frankfurt (1828), Leipzig (1838). Für die Her-
stellung kleinerer Lichtquellen im häuslichen Gebrauch wird die Ent-
deckung des Stearins durch Chevreul (1817) von Bedeutung. 1831 be-
ginnt durch Motard sich die Stearinkerzenindustrie zu entwickeln; 1837
werden die ersten Paraffinkerzen hergestellt. Ein unentbehrliches Be-
leuchtungsmittel wird die von Sillimon 1855 erfundene Petroleumlampe.
Die 1832 von Kammerer erfundenen Phosphorzündhölzer werden später
durch die 1848 von Böttger erfundenen sog. schwedischen Zündhölzer
verdrängt. Seit 1890 beginnt das von dem Chemiker Auer v. Welsbach
erfundene Gasglühlicht (Auerlicht) seinen Siegeszug im Beleuchtungs-
wesen. 1896 wird das Azetylen zur praktisch wichtigen Lichtquelle, nach-
dem es gelungen ist, das Kalziumkarbid im elektrischen Schmelzofen im
großen billig herzustellen.
In der Maschinentechnik wird die Dampfmaschine zu immer größerer
Vollkommenheit und Leistungsfähigkeit gebracht. 1801 baut Evans die
erste Hochdruckdampfmaschine. 1804 führt Woolf den doppelt wirken-
den Zylinder ein; 1829 konstruiert Roentgen die Mehrfachexpansions-
maschine; 1844 läßt Meyer durch den Regulator die Expanison des Dampfes
selbsttätig einstellen. Dampfkessel, Kondensator, Steuerung werden
verbessert: letztere namentlich durch Howes Erfindung der Kulissen-
steuerung (1843) und durch die nach ihrem Erfinder benannte Corliß-
steuerung mit Ausklinkventilen (1848) Die Theorie der Dampfmaschine
wird durch Zeuner (1855) und namentlich durch Rankine (1859) auf der