Full text: Geschichte des naturwissenschaftlichen und mathematischen Unterrichts (1. Band)

334 Schlußbetrachtung. 
künstlerischen und ästhetischen Studien, zu denen er auf dem Gymnasium 
die Anregung erhalten hat, die schönste Erholung. 
Die Kultur und die wirtschaftliche Entwicklung der Gegenwart fordert 
gebieterisch ein nicht mehr rein sprachlich-historisches, sondern ein mehr 
naturwissenschaftliches Bildungsziel. Die ganze Geschichte des höheren 
Schulwesens lehrt, daß wirtschaftliche Notwendigkeiten sich unerbitt- 
lich zu vollziehen pflegen. So wird auch die Zeit kommen, wo die Gym- 
nasien der neuen Forderung Rechnung tragen müssen. Wie dies erreicht 
werden soll, ohne daß sie ihre Eigenart als Gymnasien einbüßen und 
ohne daß der Unterricht noch mehr, als es heutzutage leider schon der 
Fall ist, ein enzyklopädischer wird, ist die Hauptschwierigkeit, die sich 
der Durchführung der Schulreform entgegenstellt. Es ist daher zu 
wünschen, daß die Vertreter beider Richtungen sich einigen und in fried- 
licher Arbeit in irgendeiner Weise eine Lösung des Problems suchen, die 
sprachlich-geschichtlichen Bildungselemente mit den mathematisch-natur- 
wissenschaftlichen so zu verschmelzen, daß gleichzeitig auch eine Ver- 
tiefung der geistigen Ausbildung erzielt wird. Mögen beide in innigem 
Zusammenwirken dann der heranwachsenden Generation die sittliche Kraft 
verleihen, daß ebenso siegreich wie vor hundert Jahren das lebende Ge- 
Schlecht die Feuerprobe besteht, welche ihr die kommende Zeit Vvoraus- 
sichtlich nicht ersparen wird.
	        
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