Full text: Geschichte des naturwissenschaftlichen und mathematischen Unterrichts (1. Band)

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I. Abschnitt: Altertum und Mittelalter. 
Schriften, aus denen sich über den Stand der chemischen Kenntnisse fol- 
gendes Bild zusammenstellen läßt. Von den Nichtmetallen kannten die 
Alten nur Schwefel und Kohle. Sie benutzten Schwefel zum Räuchern, 
zum Bleichen, zur Behandlung von Hautkrankheiten. Kohle war ihnen 
in der Form der Holzkohle und der Steinkohle bekannt, von der schon 
Theophrast berichtet, daß Gießer und Schmiede sich ihrer in großen Men- 
gen bedienen. Arsenik und Antimon waren ihnen als solche unbekannt, 
doch kannten sie ihre Schwefelverbindungen, das Auripigment und den 
Spießglanz. Auch der Name Arsenik findet sich bei Plinius, und die Art 
seiner Herstellung aus dem Auripigment läßt vermuten, daß der so bezeich- 
nete Körper tatsächlich unreines Arsenik gewesen ist. Von den Metallen 
finden wir bei Plinius Gold, Silber, Kupfer, Quecksilber, Blei, Zinn, Eisen 
erwähnt; ähnlich, wie die Bronze längst bekannt war, ehe man das Zinn 
kannte, war auch das Messing wohlbekannt, doch haben die Alten das 
Zink selbst jedenfalls nicht gekannt. Aus einer Stelle bei Plinius scheint 
hervorzugehen, daß das Platin der Beobachtung der Alten nicht entgangen 
ist, doch treffen wir nirgends auf diesen Namen. Wohl kannte man die 
Legierungen der Metalle, verstand auch die Abscheidung des reinen Goldes 
aus seinen Legierungen, wofür sowohl das Kupellations- wie das Amal- 
gamationsverfahren in Gebrauch war. Während die alten Ägypter aus 
einer Legierung von Gold und Silber die einzelnen Metalle noch nicht ab- 
zusondern verstanden, daher eine solche noch als besonderes Metall unter- 
schieden, von den Griechen %iext905 genannt, finden wir bei Plinius 
eine Art Zementationsverfahren beschrieben, aus dem hervorzugehen 
scheint, daß die Salzsäure oder das Königswasser dabei eine Rolle gespielt 
haben. 
Wie die Kenntnis des Amalgamationsverfahrens zeigt, war den Alten 
das Quecksilber und eine seiner hauptsächlichsten Verwendungen wohl 
bekannt. Sie stellten es aus dem Zinnober dar, und wir finden bei Vitruv ein 
Verfahren beschrieben, um das Gold aus alten Goldstoffgeweben rein her- 
auszuziehen, das noch heute anwendbar ist. Ebendort finden wir auch die 
Verwendung des „Merkur‘‘ zum Vergolden erwähnt, sowie seine Reinigung, 
indem man es durch Felle oder Leder hindurchpreßt. 
Vom Kupfer, dessen Legierungen mit Zinn zu Bronze, mit Zink zu Mes- 
sing von alters her bekannt waren, kannten die Alten das Oxyd, das Sulfat, 
das Karbonat und das Azetat; vom Blei, dessen Legierung mit Zinn sie 
auch schon zum Löten verwendeten, die Bleiglätte, die Mennige und das 
Bleiweiß. Das Zinn wurde schon in ausgedehntem Maße zum Verzinnen 
verwendet, während das Zink selbst noch unbekannt war, kannten sie doch 
den Edelgalmei, die cademia der Alten, und somit auch wohl das Zinkweiß. 
Das Eisen wurde namentlich aus den Erzen erschmolzen, die wir Ma- 
gneteisenerz und Brauneisenerz nennen, doch wußte man, daß seine Güte
	        
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