Full text: Geschichte des naturwissenschaftlichen und mathematischen Unterrichts (1. Band)

I. Kapitel: Kenntnisse der Alten. 
33 
je nach den Fundorten variiert... Man kannte das Härten des Eisens, die 
Bearbeitung des Stahls, auch die für seine Verwendung unangenehmen 
Eigenschaften, die Brüchigkeit des Eisens, sein leichtes Rosten, und ver- 
wandte den Rost zu medizinischen Zwecken. 
Sehr ausgedehnt war die Kenntnis und Bearbeitung der Edelsteine, von 
denen fast alle schon im klassischen Altertume bekannt und geschätzt 
waren: Saphir, Rubin, Smaragd, Beryll, Türkis, Achat, Onyx, Amethyst, 
Jaspis, Opal, Diamant. Man wußte die meisten von ihnen künstlich in 
Glas nachzuahmen, verstand aber auch die Nachahmungen von den echten 
Edelsteinen zu unterscheiden, wobei Härte und Gewicht als unterscheidende 
Merkmale dienten. 
Wenn wir auch von einer chemischen Technik der Alten im heutigen 
Sinne des Wortes kaum sprechen können, so waren doch in der antiken 
Glasbereitung, in der Töpferei und Keramik, in der Gewinnung von Seifen, 
in der Herstellung von Malerfarben sowie in der Färberei die Anfänge einer 
chemischen Technik vorhanden, ja für gewisse in jenen Industrien her- 
gestellte Erzeugnisse dürfen wir schon von einer fabrikmäßigen Gewin- 
nung sprechen. Freilich ist das von den Alten eingeschlagene Verfahren 
in den einzelnen Fällen nur ungenau bekannt, ja ihre Methoden sind zum 
Teil ganz verloren gegangen, wie z. B. die Herstellung gewisser Maler- 
farben,!?) die an Dauerhaftigkeit und Schönheit die heutigen übertreffen, 
doch sind in den oben erwähnten Industriezweigen nachweislich folgende 
anorganische Verbindungen in ausgedehntem Maße verwendet worden: 
Pottasche, Kalisalpeter, Soda, Kochsalz, Salmiak, Alaun, Tonerde, Gips, 
Marmor, Kreide sowie andere Arten des kohlensauren Kalks. Sie ver- 
seiften die tierischen Fette durch Zusatz der Lauge von Pflanzenasche, 
und je nachdem zur Verseifung die Asche von Landpflanzen oder Meer- 
pflanzen genommen wurde, unterschied man schon weiche und harte 
Seifen. Man verstand die Tonwaren mit Glasur oder Email zu überziehen, 
selbst das Porzellan scheint den Alten nicht unbekannt geblieben zu sein, 
wenn sie es auch nicht herzustellen verstanden; wenigstens hat man die 
als so kostbar geltenden vasa murrhina als Porzellangefäße gedeutet.*?) 
Der kohlensaure Kalk wurde gebrannt und nach dem Löschen zu 
einem dauerhaften Mörtel verarbeitet, dem die Römer oft einen Zusatz 
von Gips gaben.!t) Sogar eine Art Zement scheint nach Vitruv schon den 
Römern bekannt gewesen zu sein. Für die Färberei bediente man sich im 
Altertum namentlich organischer Stoffe, Purpur, Krapp, der Orseilleflechte 
und Indigo, und verwandte den Alaun zur Herstellung von Beizen, um 
so die Farbstoffe auf den Zeugen haften zu lassen. Die eigentlichen Mal- 
farben wurden aus mineralischen Stoffen hergestellt. Schwarze Farbe 
lieferte der Kienruß, der mit Gummi gemischt auch als Tinte diente; weiße 
Farbe lieferte das Bleiweiß; für die rote Farbe bediente man sich der 
Pahl, Geschichte des math. und naturw. Unterrichts.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.