I. Kapitel: Kenntnisse der Alten.
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je nach den Fundorten variiert... Man kannte das Härten des Eisens, die
Bearbeitung des Stahls, auch die für seine Verwendung unangenehmen
Eigenschaften, die Brüchigkeit des Eisens, sein leichtes Rosten, und ver-
wandte den Rost zu medizinischen Zwecken.
Sehr ausgedehnt war die Kenntnis und Bearbeitung der Edelsteine, von
denen fast alle schon im klassischen Altertume bekannt und geschätzt
waren: Saphir, Rubin, Smaragd, Beryll, Türkis, Achat, Onyx, Amethyst,
Jaspis, Opal, Diamant. Man wußte die meisten von ihnen künstlich in
Glas nachzuahmen, verstand aber auch die Nachahmungen von den echten
Edelsteinen zu unterscheiden, wobei Härte und Gewicht als unterscheidende
Merkmale dienten.
Wenn wir auch von einer chemischen Technik der Alten im heutigen
Sinne des Wortes kaum sprechen können, so waren doch in der antiken
Glasbereitung, in der Töpferei und Keramik, in der Gewinnung von Seifen,
in der Herstellung von Malerfarben sowie in der Färberei die Anfänge einer
chemischen Technik vorhanden, ja für gewisse in jenen Industrien her-
gestellte Erzeugnisse dürfen wir schon von einer fabrikmäßigen Gewin-
nung sprechen. Freilich ist das von den Alten eingeschlagene Verfahren
in den einzelnen Fällen nur ungenau bekannt, ja ihre Methoden sind zum
Teil ganz verloren gegangen, wie z. B. die Herstellung gewisser Maler-
farben,!?) die an Dauerhaftigkeit und Schönheit die heutigen übertreffen,
doch sind in den oben erwähnten Industriezweigen nachweislich folgende
anorganische Verbindungen in ausgedehntem Maße verwendet worden:
Pottasche, Kalisalpeter, Soda, Kochsalz, Salmiak, Alaun, Tonerde, Gips,
Marmor, Kreide sowie andere Arten des kohlensauren Kalks. Sie ver-
seiften die tierischen Fette durch Zusatz der Lauge von Pflanzenasche,
und je nachdem zur Verseifung die Asche von Landpflanzen oder Meer-
pflanzen genommen wurde, unterschied man schon weiche und harte
Seifen. Man verstand die Tonwaren mit Glasur oder Email zu überziehen,
selbst das Porzellan scheint den Alten nicht unbekannt geblieben zu sein,
wenn sie es auch nicht herzustellen verstanden; wenigstens hat man die
als so kostbar geltenden vasa murrhina als Porzellangefäße gedeutet.*?)
Der kohlensaure Kalk wurde gebrannt und nach dem Löschen zu
einem dauerhaften Mörtel verarbeitet, dem die Römer oft einen Zusatz
von Gips gaben.!t) Sogar eine Art Zement scheint nach Vitruv schon den
Römern bekannt gewesen zu sein. Für die Färberei bediente man sich im
Altertum namentlich organischer Stoffe, Purpur, Krapp, der Orseilleflechte
und Indigo, und verwandte den Alaun zur Herstellung von Beizen, um
so die Farbstoffe auf den Zeugen haften zu lassen. Die eigentlichen Mal-
farben wurden aus mineralischen Stoffen hergestellt. Schwarze Farbe
lieferte der Kienruß, der mit Gummi gemischt auch als Tinte diente; weiße
Farbe lieferte das Bleiweiß; für die rote Farbe bediente man sich der
Pahl, Geschichte des math. und naturw. Unterrichts.