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I. Abschnitt: Altertum und Mittelalter.
wegung der Planeten und der Entstehung der Finsternisse. Doch wurde
das ptolemäische Weltsystem hierin gar nicht berührt, auch keine Methode
der Vorausberechnung gelehrt, sondern diese nur nach dem Saros, d.h.
der 19jährigen Periode der Wiederkehr der Finsternisse, ganz allgemein
nach der Beobachtung der früher stattgefundenen Verfinsterungen vor-
genommen.
Der Vorlesung über den Algorismus lag desselben Sacrobosco Traktat
De Algorismo, auch als Tractatus de arte numerandi bezeichnet, zugrunde,
in dem 9 Spezies: Numeratio, Additio, Subtractio, Duplatio, Multiplicatio,
Mediatio, Divisio, Progressio, Potenzieren, Radicieren unterschieden
waren. Für ihre Dauer waren 3 Wochen angesetzt. Der Progressionen wur-
den nur 3 behandelt, die der natürlichen Zahlen, die der ungeraden und
der geraden Zahlen.
Die theorica planetarum war keine Vorlesung über die Planetenbewegung
nach der ptolemäischen Anschauung, sondern handelte nur im allgemeinen
von den Planeten, ihren Stellungen, Aufgang, Untergang, auch wohl von
ihren astrologischen Nebenbedeutungen.
Die Vorlesung über Euklid war eine der längeren und schwierigeren und
auf ein halbes Jahr berechnet. Ob aber über alle sechs Bücher vorgetragen
wurde, bleibt zweifelhaft; in der Regel begnügte man sich wohl mit einer
kürzeren Vorlesung über das erste Buch.
Die längste und schwierigste Vorlesung war jedenfalls die über den
Almagest des Ptolemäus, deren Dauer auf ein ganzes Jahr festgesetzt war.
Wir begegnen dieser Vorlesung nur bei Prag, bei keiner anderen Universität.
Ob sie, wenn auch angekündigt, tatsächlich jemals stattgefunden hat, ist
sehr zu bezweifeln. Unter Almanacha versteckt sich die Lehre von der
Zeitrechnung, der Herstellung des Kalenders; die Herstellung von Sonnen-
uhren, die Anwendung des Gnomons; die Osterberechnung, die Aufstellung
der kirchlichen Festtage, auch wohl die christliche Zeitrechnung im Zu-
sammenhang mit der jüdischen bildeten den Inhalt dieser weniger wichtigen
Vorlesung. Für die Vorlesungen über musica diente das um 1350 verfaßte
Kompendium des Johannes de Muris als Grundlage, das nach Boethius
zusammengestellt, durchaus nicht. mehr bot, als früher in den Kloster-
schulen gelehrt wurde.
Die perspectiva communis wurde nach Pekkam vorgetragen, dessen
Optik jedoch viel minderwertiger war als die seines Lehrers Roger Baco
ader die seines Zeitgenossen Vitelo, dessen oben schon gedacht wurde.
In ihr wurden alle Erscheinungen behandelt, die mit der geradlinigen
Fortpflanzung des Lichts zusammenhängen, die perspektivische Abbildung,
die Reflexion des Lichts und die Spiegelbilder, auch wohl die Bilder bei
Hohlspiegeln, die Erscheinung der Dämmerung und der Regenbogen.
Die Arithmetica umfaßte die schwierigeren Rechnungsarten, besonders