Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

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Allgemeiner Teil. 
der reichlichen, 5% und noch mehr betragenden Feuchtigkeit zu befreien; 
würde man diese Vorsicht unterlassen, so würde das Versuchsergebnis 
völlig unbrauchbar sein. Vor der Wägung ist die Röhre natürlich erkalten 
zu lassen. Diese ganze Vorbereitung ist so zeitraubend, daß sie schon aus 
rein äußerlichem Zeitmangel nicht während der Unterrichtsstunde selbst 
getroffen werden kann. Schon aus diesem Grund also ist auch das Tarieren 
vor der Unterrichtsstunde notwendig. Dann kann aber auch der Aufbau 
des ganzen Apparates vor der Stunde bereits erfolgen, wobei selbstverständ- 
lich die nötigen Vorsichtsmaßregeln wegen des Chlorcalciumrohres nicht 
außer acht gelassen werden dürfen. (Wegen Einzelheiten s. an anderer 
Stelle.) Im Unterricht selber sehen die Schüler schon zu Beginn der Stunde 
den in allen Teilen recht durchsichtigen Apparat stehen. Die Ausführung 
des Versuches bietet ganz allgemein großes Interesse, ebenso die Aus- 
wertung. Das Abwägen des erhaltenen Kupfers gestaltet sich auf Grund 
der folgenden Überlegung recht einfach. Je 1 g Kupferoxyd liefert 0,7991 g 
metallisches Kupfer. Wurden also m g Kupferoxyd reduziert, so erhält 
man m - 0,7991 g Kupfer. Diesen Betrag + Tara I hat man also auf 
die Wage zu legen. Die Berechnung des genannten Produktes ist natür- 
lich noch viel kürzer bei Verwendung von Logarithmen: zu log m ist 
0,9026—1 zu addieren und zu dieser Summe der Numerus aufzuschlagen. 
Ebenso verfährt man bei der Wägung des Verbrennungswassers: m g 
Kupferoxyd liefern m - 0,2262 g Wasser. Dieses Gewicht nebst Tara II 
hat man also auf die Wage zu legen, um ziemlich genau das Gewicht des 
Wassers zu erhalten. 
Richtig vorbereitet, liefert dieser quantitative Versuch äußerst wichtige 
Ergebnisse, wobei die Gesamtzeit der im Unterricht auszuführenden 
Wägungen nur wenige Minuten beträgt. Er gibt Auskunft über das Äqui- 
valentgewicht des Kupfers und des Wasserstoffs in bezug auf Sauerstoff. 
Er zeigt unmittelbar, daß eine gewisse Menge Sauerstoff sich immer nur 
mit einer bestimmten Menge Kupfer oder Wasserstoff zu vereinigen ver- 
mag und führt damit unmittelbar zum Begriff des Äquivalentgewichts 
selber. Das Versuchsergebnis ist dabei noch recht günstig. Weicht es doch 
von ‚dem derzeitig als dem genauesten anerkannten Morleyschen Wert 
für Sauerstoff 15,878 (Wasserstoff = 1) nur um 1—1% % ab, richtiges 
Arbeiten natürlich vorausgesetzt. Diese Genauigkeit beweist wiederum, 
daß im Unterricht durchaus keine Wägungen auf der feinen Wage aus- 
geführt zu sein brauchen, um zu wirklich gutem Resultat zu gelangen. 
Von den eigentlich quantitativen Versuchen sind diejenigen zu trennen, 
bei welchen man ein bloß ungefähres Abwägen beabsichtigt, um 
gewisse Reaktionsbedingungen einzuhalten. Will man beispielsweise 
aus starker Kalilauge und Schwefelsäure das feste Kaliumsulfat aus- 
kristallisiert erhalten, so muß ein Überschuß an Schwefelsäure vermieden
	        
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