Methodische Hilfsmittel des Unterrichts. 143
Ausnahmsweise läßt sich das messende Verfahren auch durchführen,
wenn das Reagens nichtlöslich ist. Man kann Zinkoxyd in Wasser auf-
schwemmen und jedem Schüler von dieser milchigen Flüssigkeit mit dem
Meßzylinder sein Quantum zuteilen. Der Schüler gibt dazu an seinem
Arbeitsplatz diejenige Menge Säure, welche dem erhaltenen Zinkoxyd
entspricht. .
Messende Versuche sind dem Unterricht nicht so fremd wie wägende.
Schon A. W. Hofmann zeigte in seiner „Einleitung in die moderne Chemie“
1866 in mehreren Demonstrationsversuchen die gasvolumetrischen Be-
ziehungen zwischen Wasserstoff, Sauerstoff, Chlor und Stickstoff. Indem
er für das Litergewicht des Wasserstoffs die Bezeichnung Krith einführte
und das Litergewicht der genannten Gase in Krith bestimmte, konnte er
jene gemessenen Beziehungen auch durch die Gewichtsverhältnisse der
Gase ausdrücken. Unbeschadet ihres großen historischen Interesses sind
die meisten dieser gasvolumetrischen Versuche seither für den Schul-
ınterricht durch leichter verständliche, methodisch einwandsfreiere ersetzt
worden. Die volumetrische Analyse des Ammoniaks mit Chlor bietet
zweifellos auch bei den besten Schülern dem Verständnis Schwierigkeiten;
ebenso wie auch die Jodkaliumlösung zur Analyse des Chlorknallgases
dem heutigen Anfangsunterricht unmöglich erscheint.
Zweifellos sind volumetrische Versuche von den Plätzen der Schüler
aus leichter zu verfolgen als das Arbeiten mit der Wage. Leider bieten
;ie gerade dem Anfangsunterricht große Schwierigkeiten. Der Schüler kennt
die Gasgesetze noch nicht und die Druckbestimmung eines abgeschlosse-
nen Gasvolumens ist ihm fremd. Endlich ist gerade das Arbeitsgebiet des
älementaren Unterrichts verhältnismäßig arm an typischen volumetrischen
Aufgaben. Die Feststellung der Tatsache, daß 3 Volumina Knallgas 2 Volu-
mina Wasserdampf liefern, ist ja dem Anfänger bei günstigen Versuchs-
bedingungen leicht und ohne Zeitverlust vorzuführen. Ob er aber ein-
sieht, warum die Höhenmessung der Gasvolumina zur genauen Volum-
bestimmung genügt, ob er einsieht, warum die Gesamthöhe des ganzen
Apparates, warum die Höhe der Quecksilbersäule im Rohr gemessen
werden muß, warum und wie der Quecksilberstand den Druck des Gases
beeinflußt, endlich, und das ist vielleicht der Hauptpunkt, warum über-
haupt der ganze Versuch ausgeführt wird: das alles sind Fragen, welche
°ür die Mehrzahl der Schüler auf der Unterstufe nicht bedingungslos bejaht
werden können. Dagegen bietet die Wassersynthese aus Knallgas gar keine
Schwierigkeiten für das Verständnis, sobald man auf die Volumbestimmung
des Reaktionswassers verzichtet; diesen Teil der Untersuchung wird man
also schon dem Anfänger vorführen können, Ebenso bietet die Chlorwasser-
stoff-Synthese aus Chlorknallgas im Hofmannschen Kugelrohr höchstens
technische, aber keinerlei theoretische Schwierigkeiten; auch sie wäre