Einleitung.
Was ist Chemie? Nicht auf eine strenge Definition der Chemie als
der Wissenschaft vom Stoff und seinen Veränderungen kommt es uns
hier an; nur durch Heranziehen von Beispielen, durch Umschreibungen
und Vergleiche wollen wir versuchen, die gestellte Frage zu beantworten.
Die Chemie klärt uns auf über das Wesen der Atmung, der Ernährung,
über die Vorgänge des Absterbens und der Fäulnis. Sie gibt uns einen Ein-
blick in die Zusammensetzung, das Werden und Vergehen der Mineralien.
Chemische Untersuchungen ermöglichen uns ein exaktes Wissen vom Bau
und Entstehen unseres Planeten, vom Sein und von der Zukunft aller Him-
melskörper. Mag der Biologe trotz der zahlreichen Berührungspunkte mit
den Nachbarwissenschaften oft genug der Mineralogie, sehr häufig auch
geologischer Kenntnisse entraten, niemals wird er ohne die Chemie aus-
kommen können. Der Astronom mag biologischen Fragen noch so neutral
gegenüberstehen: das chemische Hilfsmittel der Spektralanalyse allein
vermittelt ihm Nachrichten über die Beschaffenheit der Himmelskörper,
also der sämtlichen Objekte seiner Forschung.
Die Chemie entnimmt ihr Arbeitsmaterial allen speziellen Gebieten
menschlichen Wissens von der Natur: aber von einer „assoziierenden
Wissenschaft‘ im Sinne Herbarts ist sie dennoch von Grund aus ver-
schieden. Vielmehr ist sie, gleich der Physik, das Fundament aller Natur-
wissenschaft, ohne welche weder Biologie, noch Mineralogie, Geologie oder
Astronomie zu arbeiten vermag.
Physik und Chemie sind Naturwissenschaften, d. h. alle Körper
im weitesten Sinne des Wortes sind gewissen Gesetzen unterworfen, deren
Gesamtheit eben dasjenige ausmacht, was wir Physik bzw. Chemie nennen.
Die Äußerungen der physikalischen und chemischen Naturkräfte beobachten
wir in großer Mannigfaltigkeit bei allen Erscheinungen des täglichen Lebens.
Aber gerade die große Fülle der gleichzeitig zum Bewußtsein kommenden
Vorgänge erschwert und verdunkelt jede genauere Einzeluntersuchung.
Die große Mehrzahl der physikalischen und chemischen Gesetze hat man
darum erst auf dem Wege des Experiments kennen gelernt, indem man
bestimmte Einzelvorgänge absichtlich an künstlichen Apparaten und ein-
lachen Substanzen sich vollziehen ließ, während man zugleich das Auf-
Scheid, Methodik des chemischen Unterrichts.