Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

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Allgemeiner Teil. 
nur eine Erziehung durch den Lehrerstand selber, zumal in der gegen- 
wärtigen Zeit, wo durch unterstützende Vereine oft die unbrauchbarsten 
Elemente gerade in den Schuldienst gedrängt werden. Wir schließen 
uns darin gerne den Worten A. Maurers’%) an, die zwar in anderem 
Zusammenhang aber in gleichem Sinn gesprochen sind: „Man soll auch 
nicht alles von den Behörden erwarten, die Reform von unten zeigt sich 
meist kraftvoller, wie die von oben. Aber es fehlt doch vielfach an Fach- 
leuten, welche an Stelle des alleswissenden Schulrats den physikalischen 
(und chemischen! Der Verf.) Unterricht besuchen, die Sammlungen revi- 
dieren, überall anregen und, wo es nötig ist, auch einmal kräftig zupacken. 
Des Pudels Kern ist ja eben der, daß unsere Schulen samt und sonders in 
ihrem Fundament Sprachschulen sind, daß demgemäß unsere Schulräte 
fast nur philologisch gebildet sind, und daß daher die wenigsten unter ihnen 
von dem Bildungsgehalt der Naturwissenschaften die rechte Überzeugung 
haben können. Man muß ja auch zugestehen, daß die Aufgaben, welche der 
Betrieb dieser Wissenschaften den Mittelschulen in der Neuzeit gestellt 
hat, so ganz neu sind, daß ihre Lösung nur tatkräftigen, strebsamen Leh- 
rern gelingt. Die Überzeugung von dem Wert naturwissenschaftlicher 
Bildung vermag sich dementsprechend gegenüber dem Übergewicht alt- 
erprobter philologischer Schulung nur langsam durchzuringen.“ 
Die Lehrererziehung, welche Maurer in Form von „Zufassen‘‘ verlangt, 
wird auch von anderer Seite in aller Deutlichkeit gewünscht. Man will 
nicht gleich nach der Polizei rufen, wenn man wenigstens Ordnung in seinen 
Räumen haben möchte. Aber die Kollegialität verbietet und verhindert 
vollkommen, einen „unordentlichen‘‘ Kollegen zur Ordnung zu bringen 
oder gar die Hilfe des Direktors dagegen in Anspruch zu nehmen. Als 
Beispiel sei die Klage von Behrendsen”’) genannt, welcher auf einer Ver- 
sammlung von Kollegen sich folgendermaßen äußerte, ohne Widerspruch 
zu finden: „Wie nötig aber auch noch in unseren Tagen ein energisches 
Eingreifen, ein gründliches Aufräumen mit einem Heer von Mißbräuchen 
und Übelständen ist, das wird jeder erfahren, der die Gelegenheit hat, in 
den Betrieb des physikalischen Unterrichts ein wenig tiefer hineinzu- 
schauen. Zum Teil ist es Gleichgültigkeit und Interesselosigkeit, Mangel 
an Geschick und Verständnis für experimentelle Behandlung, was den 
Unterricht verkümmern läßt; oft aber auch wird ein williger und geschickter 
Lehrer durch Mangel an brauchbaren Hilfsmitteln, an genügendem Raum, 
durch Übelwollen und Schikane in seinen besten Bestrebungen gehindert, 
Die Anstalten, an denen es normal hergeht, sind keineswegs in der Mehr- 
zahl. Oft weiß selbst der Primaner noch gar nicht einmal, daß eine ganz 
leidliche physikalische Sammlung an seiner Anstalt besteht. Dort gibt ein 
vorzugsweise mathematisch begabter Kollege den Physikunterricht in der 
Weise, daß er während der Stunde jeden Paragraphen des Lehrbuches vor-
	        
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