Die äußeren Hilfsmittel des Unterrichts. 213
durch Studienreisen ist gegenwärtig die dringendste. Zahllose Miß-
verständnisse über Zweck und Ziele der Schülerübungen würden ver-
mieden, wenn den Lehrern Gelegenheit gegeben wäre, dieselben aus eigener
Anschauung an anderen Schulen kennen zu lernen. Die Gelder, welche
für solche Studienzwecke ausgegeben werden, kommen an anderer Stelle
zum großen Teil wieder herein: die Lehrer würden bekannt mit den brauch-
baren Apparaten einer wohleingerichteten Schule und brauchten nicht
teure und oft ungeeignete Geräte aus den Preislisten herauszusuchen.
Der entworfene Plan für Studien und Weiterbildung berücksichtigt
bloß die wissenschaftliche Ausbildung des Lehrers, nicht aber die Er-
ziehung zum tüchtigen Pädagogen. Lehrgeschick muß angeboren
sein. Durch strenges Einhalten altbewährter Vorschriften, durch das
Studium der Geschichte der Pädagogik, durch psychologische Erwägungen
Jäßt sich eine mehr oder weniger große theoretische Fertigkeit im Unter-
richten erwerben. Die wesentlichste praktische Förderung in der Kunst
des Unterrichtens erfährt aber der junge wie der alte Lehrer immer nur
aus dem positiven Wissen selbst. Die Quintessenz der ganzen praktischen
Unterrichtslehre ist: Der Lehrer soll auf alle die langsam werdenden Vor-
stellungen des Schülers liebevoll eingehen. Dazu aber kann er nicht hoch
genug über der Materie des Unterrichts stehen. Allerdings wirkt nur die
Persönlichkeit des Lehrers erzieherisch. Aber gediegenes Wissen ver-
schafft auch dem jungen Lehrer gleich von Anfang ein gewisses selbst-
sicheres Auftreten, ein Gefühl der inneren Überlegenheit, wodurch er sich
in kurzem die Achtung und Autorität bei allen Schülern erwirbt. Hat er
aur erst das Interesse, so begeistert er in kurzer Zeit die ganze Klasse.
Das weitere, nie versagende Erziehungsmittel ist alsdann das eigene Bei-
spiel: Fleiß, Selbstzucht, ruhiges Auftreten. Auch wo diese Grundtugenden
des Lehrers nicht angeboren sind, lassen sie sich bis zu einem gewissen
Grad erwerben. Hier wie in der ganzen angewandten Erziehungslehre gilt
das Wort Rückerts: „Vor allem suche nur dich selber zu belehren, dann
werden andere in dir den Lehrer ehren.“
Die Methodik des Unterrichts selber erfährt weniger durch pädago-
gische Theorien, als vielmehr durch das Wissen reichen Gewinn, Denn
nur so ist der Lehrer unabhängig vom Lehrbuch, vom Vorlesungsheft
seiner Studienzeit, von den Gedankensprüngen der Schüler, von Zufällig-
keiten aller Art. Aus den Mitteln der ärmsten Apparatensammlung vermag
er sich auf Grund seines Wissens sein eigenes Arbeitsverfahren auszubauen,
wie es ihm gerade für eine bestimmte Schülerklasse geeignet erscheint.
Er kann auf das Vorstellungsvermögen seiner Schüler eingehen und kann
den Stoff nach jeder Richtung hin auswerten. Er vermag ebenso die
neuesten Ideen technischer Probleme zwanglos an geeigneter Stelle ein-
zuführen, wie er an der Hand des Experimentes geschichtliche Notizen