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Besonderer Teil.
gases. Wo statt des Gases nur die Spirituslampe benutzt werden kann
— es dürfte wohl nur die kleine gläserne Lampe in Betracht kommen —
ist an deren Stelle eine Beschreibung der verwendeten Konstruktion zu
geben, auf die Feuersgefahr aufmerksam zu machen und die Handhabung
zu erklären. Sollten solche Mitteilungen über das Anzünden, Zurück-
schlagen des Brenners usw. schon früher einmal erfolgt sein, so begnügt
man sich mit einer kurzen Zusammenfassung über das Arbeiten mit Gas,
Andernfalls läßt man auch den Heizbrenner etwas genauer betrachten.
Eine Untersuchung der Flamme selbst kann hier natürlich noch nicht
»rfolgen, weil ja die Bedeutung des Sauerstoffs noch nicht bekannt ge-
worden ist.
{n Probiergläsern, welche zur Hälfte gefüllt sind, wird das Filtrat zum
Sieden erhitzt. Der Lehrer läßt aus ausgebrauchtem Zeichenpapier
Ängerbreite Streifen falten, welche um den oberen Rand des Gläschens ge-
iegt werden und als Halter dienen. Nun wird erhitzt und einige Zeit im
Sieden erhalten. Die Schüler betrachten die Bildung von Dampfblasen, das
Entweichen des Dampfes, in einigen Fällen vermutlich auch Siedeverzug
unter plötzlicher teilweiser Entleerung des Gläschens. Eine Trübung der
Flüssigkeit oder eine sonstige Veränderung tritt dagegen nicht auf. Schließ-
lich kann jetzt noch der in den Probiergläsern verbleibende Rest der Flüssig-
keiten in einer Schale gesammelt und in dieser bis nahe zum Trocknen
verdampft werden, ohne daß ein Rückstand bemerkt wird; notwendig ist
dieser Abschluß indes nicht. Unter den Notizen, die über diese Unter-
suchungsreihe ausgeführt werden, muß namentlich auch auf die voll-
kommene Übereinstimmung der Versuche zwischen Marmormehl und Kalk-
steinpulver hingewiesen werden.
Nach diesen vorbereitenden, die nötigen Handgriffe erläuternden Ar-
vdeiten beginnt als erster rein chemischer Versuch das Brennen der Minerale.
Jeder Schüler legt ein linsengroßes dünnes Splitterchen Kalkstein oder
Marmor — nach Arbeitsreihen oder nach Plätzen abwechselnd — auf ein
Stück Holzkohle und richtet die Lötrohrflamme darauf. Der Lehrer gibt
genaue Anleitung wie die Kohle, wie das Lötrohr zu halten, wie weit es
in die Heizflamme hineinreichen soll, wie groß diese brennen muß, wie zu
atmen ist usw. Die Schüler beobachten das Verschwinden des Glanzes
und der Farbe; sie sehen das grell ausstrahlende Licht der erhitzten Kanten,
das Auftreten feiner Risse und Spalten in dem Mineralbröckelchen. Nach
zwei bis drei Minuten wird der Versuch unterbrochen. Das ausgeglühte
Stück wird. auf das Drahtnetz des Kochgestells gelegt, wo es erkaltet;
inzwischen wird der Versuch mit neuem Material noch zwei- bis dreimal
wiederholt. Hierdurch soll ebensowohl der Vorrat an selbstgebranntem
Kalk bzw. Marmor etwas vergrößert, als auch das Arbeiten mit dem Löt-
rohr besser eingeübt werden. Die erkalteten Proben erweisen sich als