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Besonderer Teil.
brannter Marmor wurde schon vorher abgelöscht, mit einem Überschuß
von Wasser angerührt und dann im Trockenkasten bei 100° getrocknet.
Davon werden 5—10 g in eine abtarierte Platinschale gebracht und ge-
wogen; da das Pulver viel Feuchtigkeit auf seiner Oberfläche verdichtet
und auch leicht Kohlendioxyd aufnimmt, wird die Wägung schon vor
der Stunde ausgeführt und den Schülern lediglich das Gewicht mitgeteilt.
im Unterricht selber glüht der Lehrer die Schale nur wenige Minuten vor
dem Gebläse, stellt sie zum Zweck des schnelleren Abkühlens auf eine
Schieferplatte und bestimmt dann das Gewicht des Rückstandes. 10 g ge-
löschter Kalk liefern dabei 7,56 g Rückstand; auf Grund dieses Verhältnisses
läßt sich das Resultat schon vor der Stunde errechnen, wodurch die Arbeit
des Wägens eine beträchtliche Abkürzung erfährt. Auch auf das Wieder-
holen dieses Versuches kann man verzichten, um damit die Gesamtzahl
der Wägungen zu verkleinern, wenn man die Versuchszahlen früherer
Schuljahre tabellenartig an die Tafel schreibt und damit zeigt, daß auch
der gelöschte Kalk immer einen ganz bestimmten Prozentsatz Wasser ab-
zugeben vermag, welcher nur innerhalb der Fehlergrenzen des Versuches
schwankt. Beim Besitz von mehreren Wagen läßt sich diese quantitative
Bestimmung auch als Schülerübung durchführen. An Stelle der Platin-
schale erhält jede Schülergruppe ein kurzes, schwerschmelzbares, nicht
zu dickwandiges Probierglas. Je nach der Anzahl der zur Verfügung
stehenden Wagen werden drei oder mehr Schüler zu einer Arbeitsgruppe
zusammengetan. Der gelöschte Kalk wird in den Gläsern ausgeglüht;
die Gläser können dabei z. B. mit einer Drahtschleife gehalten werden.
Auf die hier ermittelten quantitativen Verhältnisse wird später Bezug
genommen, sobald auch aus anderen Untersuchungsgebieten solches durch
Wägung gewonnenes Zahlenmaterial vorliegt, um daraus das Gesetz
der konstanten Zusammensetzung für alle Verbindungen zu abstrahieren.
Der vorstehende Untersuchungsgang findet seinen erweiternden Ab-
schluß damit, daß auch die anderen Formen des natürlichen kohlen-
sauren Kalkes betrachtet werden. Die Schüler, welche jetzt wieder im
Laboratorium antreten, finden auf ihren Plätzen kleine Stücke natür-
licher Kreide und undurchsichtige Spaltungsrhomboeder von Kalkspat-
kristallen; später wird dazu noch grobkörniger Marmor und Doppelspat
verteilt.®) Von den beiden ersten Mineralien wird je eine kleine Probe vor
dem Lötrohr ausgeglüht und der Rückstand mit Wasser als gebrannter
Kalk erkannt. Bei einer darauf folgenden physikalischen Untersuchung
erweist sich die Kreide als sehr weich und mürbe, saugt einen Wasser-
tropfen sehr schnell ein und verteilt sich leicht in Wasser, wenn sie im
Probierglas damit geschüttelt wird. Die Spaltstückchen werden mit dem
kleinen Hammer zerschlagen und liefern dabei stets wieder Rhomboeder-
chen. Die Größe der Spaltungswinkel wird’ gezeichnet, gemessen und die