230
Besonderer Teil.
Eine praktische Verwendung der Gesetze ergibt sich übrigens gleich
beim nächsten Versuch: es soll das Gewicht der Luft bestimmt werden.
Daß Luft ein Gewicht habe, beweisen schon einfache Überlegungen: Luft-
ballons steigen in der Luft in die Höhe, also müssen sie trotz ihres un-
bestreitbaren Gewichtes leichter sein als diese; auch erwies sich vorher
das ‚‚Kalksteingas‘*‘ trotz seiner Unsichtbarkeit unzweifelhaft schwerer
als Luft. Die Wägung wird nach einer der bekannten Methoden durch-
geführt und zwar je nach der Anzahl der zur Verfügung stehenden Wagen
als Demonstration oder als Gruppenübung.
Ehe die jetzt folgende chemische Untersuchung der Luft beginnt, ist
es nützlich, erst noch den Nachweis und die Bedingungen der Löslichkeit
in Wasser zu erbringen. Jeder Schüler erwärmt im Probierglas Leitungs-
wasser und sieht die sich abscheidenden Gasblasen: in der Wärme ist also
weniger Luft löslich als in der Kälte. Nunmehr werden im Becherglas
100 ccm Wasser ausgekocht und nach dem Erkalten in einem verschließ-
baren Glasgefäß kurze Zeit geschüttelt; wird das Wasser wieder erhitzt,
so zeigen sich wieder die Luftbläschen. Inzwischen füllt der Lehrer in
Gegenwart der Schüler ein starkwandiges Gefäß (Dampftopf, Sektflasche)
zur Hälfte mit ausgekochtem, kaltem Wasser und preßt mit einer Rad-
"ahrerluftpumpe Luft unter geringem Überdruck hinein; auch hier wird
kräftig geschüttelt, nach einiger Zeit geöffnet und das Wasser an die
Schüler zum Erwärmen verteilt; hier ist starke Gasentwicklung wahrzu-
nehmen. Die Löslichkeit der Luft vergrößert sich also durch
Druckerhöhung.
Nun beginnt die eigentliche chemische Luftuntersuchung. Sie
fängt auch hier wieder mit Anknüpfung an Bekanntes an. Eisen rostet,
Kupferblech wird schwarz, Bleirohr ist an der Oberfläche matt. Jeder
Schüler findet für seine Versuche auf dem Arbeitsplatz ein Kerzenstümpf-
chen, welches auf einer Korkscheibe befestigt ist. Die Kerze wird ent-
zündet und ein mittleres Becherglas darüber gestülpt. Die Kerze erlöscht
nach kurzer Zeit, Von neuem entzündet und wieder mit dem Glas bedeckt,
arlischt sie sofort wieder, Ferner zieht jeder Schüler aus einem umgekehrt
m Wasser stehenden Zylinder®) von 300 ccm Fassung die Luft in seine
Lunge, bläst sie wieder in den Zylinder zurück und wiederholt dies vier-
is fünfmal tunlichst ohne Zwischenatmung. Dann wird der Zylinder
verschlossen und sein Inhalt mit der brennenden Kerze geprüft: Durch
den Atmungsprozeß ebenso wie durch das Brennen wird die
Luft ausgebraucht.
Um zu untersuchen, was beim Verbrennen geschieht, verbrennt jeder
Schüler einige Metalle, Magnesiumband und Zinkwolle an der Zange —
die Magnesiumasche färbt rotes Lakmuspapier blau —; Zink und Blei
vor dem Lötrohr auf Holzkohle, wobei der Farbwechsel der Zinkasche