236 Besonderer Teil,
und Luftkohlensäure abgelehnt werden kann. Dieser Versuch ist mit Rück-
sicht auf die Apparatur ein Demonstrationsversuch des Lehrers.
Die Verbrennungsversuche vermittelten die Bekanntschaft des Schülers
mit einigen Oxyden, namentlich von Nichtmetallen. Sie müssen aber auch
zur Ableitung einiger allgemein wichtigen Gesetze ausgenützt werden,
zur Erreichung der Begriffe von langsamer Verbrennung und Ent-
zündungstemperatur. Die Versuche werden zum Teil mit gelbem
Phosphor ausgeführt und eignen sich darum nicht für Schülerarbeit. Bei
ıinreichend verdunkeltem Zimmer nimmt der Lehrer eine Stange frisch
ımgeschmolzenen, rindenfreien Phosphor mit der Zange aus dem Wasser
und zeigt das starke Leuchten desselben. Man hüte sich dabei, den
Versuch zu lange auszudehnen oder vom Experimentiertisch weg gegen
die Bänke der Schüler zu treten! Ferner zeigt man im nicht verdunkelten
Raum die starke Rauchentwicklung des Phosphors. Ist dies auch ein
Oxydationsvorgang? Die Frage wird durch einen Versuch beantwortet,
entweder, indem man ein Stückchen gelben Phosphor in bekannter Weise
in einer mit Wasser abgesperrten Glasröhre einige Zeit stehen läßt und
das allmähliche Ansteigen des Wassers verfolgt, oder indem man 100 ccm
Luft in die Hempelsche Phosphorpipette einführt und nach 3 Minuten
das Verschwinden von 21 % feststellen 1äßt. Letzteres Verfahren ist vor-
zuziehen wegen der größeren Schnelligkeit und Genauigkeit, um so mehr,
als die Phosphorpipette gleich beim nächsten Versuch sofort wieder ver-
wendet werden soll.
Als weitere Beispiele für langsame Verbrennung, d. h. eine solche
öhne eigentliche Feuererscheinung werden die Atmung und die Verwesung
genannt. Für die letztere wurde bereits gezeigt, daß Luftsauerstoff ver-
schwindet. Durch eine einfache Prüfung von 100 ccm ausgeatmeter Luft,
welche man in die Pipette überführt, läßt sich der Sauerstoffverbrauch
unmittelbar messen,
Bei der langsamen Verbrennung findet die Vereinigung mit Luft-
sauerstoff schon bei gewöhnlicher Temperatur statt. Auch die Metalle
oxydieren sich langsam schon unter den gewöhnlichen Bedingungen und
verändern dabei ihre obersten Schichten. Auch diese langsame Oxydation
ist mit dem Freiwerden von Wärme verbunden. Unter günstigen Be-
dingungen kann sich dieselbe so sehr steigern, daß sogar eine Verbrennung
mit Feuererscheinung daraus entsteht. Ein Stückchen gelber Phosphor
wird in einem leichtflüchtigen Lösungsmittel gelöst und die Lösung über
ein Stück Papier gegossen. Hier verflüchtigt sich das Lösungsmittel und
der fein verteilte Phosphor flammt auf. Daß erst bei erhöhter Temperatur
ein Aufflammen eintritt, selbst bei Gegenwart von viel Sauerstoff, zeigt
dann folgender Versuch. In eine schwerschmelzbare Glasröhre wird
Schwefel im Porzellanschiffchen geschoben und ein Sauerstoffstrom darüber