Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

258 
Besonderer Teil, 
sie weisen sämtlich die saure Reaktion der Flüssigkeit nach und entwickeln 
aus der Lösung mit einigen Körnchen Braunstein wieder das freie Chlor, 
Chlorwasserstoff ist also gleichbedeutend mit Salzsäuregas. 
In einem. mit Chlor gefüllten Standzylinder pflegt der Lehrer ferner 
in diesem Zusammenhang ein Stück mit Terpentinöl befeuchtetes Filtrier- 
papier zu tauchen; die Abscheidung von Kohle und die Bildung von Chlor- 
wasserstoff beweisen, wie heftig das Chlor auf Wasserstoff enthaltende 
Verbindungen einwirkt. Auch die Verbrennung einer Kerze oder von 
Leuchtgas zeigen die gleiche Erscheinung an. Endlich wird die Einwirkung 
des Chlors auf Wasser im Sonnenlicht ausgeführt, wo sich bis zur folgen- 
den Stunde der Sauerstoff in meßbarer Menge abscheidet. Diese Reaktionen 
zeigen alle übereinstimmend, daß das Chlor organische und unorganische 
Verbindungen zerstört, indem es ihnen den Wasserstoff entzieht; hierdurch 
wird Sauerstoff frei, welcher seinerseits oxydierend zu wirken vermag. 
Auf eine Wägung des Chlorgases kann wohl verzichtet werden: eine 
andere Versuchsanordnung als bei Luft oder bei Wasserstoff würde sie 
doch nicht zeigen. Durchaus notwendig ist dagegen, daß der Lehrer von 
der Möglichkeit einer solchen Gewichtsbestimmung spricht und das Liter- 
gewicht 3,16 als das Ergebnis wissenschaftlicher Wägungen mitteilt. 
Als Frucht aller bisherigen Untersuchungen läßt sich aussprechen: 
alle salzsauren Salze sind Chloride, Natriumchlorid, Zinkchlorid, 
Wasserstoffchlorid. Die aus Chlor und Metall bereiteten Chloride sind 
aber bisweilen anderer Art als die mit Salzsäure erhaltenen: das eine Mal 
entstand ein wasserunlösliches Kupferchlorid, das andere Mal ein wasser- 
lösliches; ebenso wurde aus Eisen mit Chlor ein braunes, mit gelber Farbe 
‚Ösliches Chlorid erhalten, mit Salzsäure dagegen ein grünes. Zur Er- 
<lärung dieser Eigentümlichkeit erhitzt jeder Schüler im Probierglas eine 
xonzentrierte Lösung des grünen wasserlöslichen Kupfersalzes mit Kupfer- 
spänen und sieht die Farbänderung, beim Erkalten die Abscheidung des 
unlöslichen Chlorids. Der Versuch ist in dieser Form nicht teuer, wenn 
man den Inhalt der Gläschen nachher wieder einsammelt; das Cuprisalz 
regeneriert sich bei Luftzutritt schnell und kann später wieder zur Aus- 
führung des gleichen Versuches dienen. Ein entsprechender Versuch wird 
mit dem gelben Eisenchlorid ausgeführt. Das gelbe Eisensalz nimmt Eisen 
auf und wird dabei grün. Das gelbe Salz enthält also prozentisch weniger 
Eisen, mehr Chlor; es heißt‘ Ferrichlorid. Das grüne ist eisenreicher, 
chlorärmer; es heißt Ferrochlorid. Entsprechend werden die Bezeich- 
nungen Cuprichlorid und Cuprochlorid für die Kupferverbindungen ein- 
geführt. 
Hier ist daran zu erinnern, daß auch das Verbrennungsprodukt des 
Eisenpulvers ein anderes Aussehen besaß als beispielsweise ein im Feuer 
„verbrannter‘‘ Nagel; auch wird man zur Verdeutlichung ein Stückchen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.