Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

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Besonderer Teil. 
in der Knallgassynthese, Wasserstoff und Chlor bei Chlorwasserstoff, die 
Volumbeziehung Sauerstoff zu Kohlendioxyd und jetzt endlich Kohlen- 
dioxyd zu Kohlenmonoxyd. 
Nun wird die schon vor kurzem (S. 267) im Kern angelegte Mole- 
kulartheorie im Sinne der Avogadroschen Hypothese abgeleitet. 
Zunächst wird zusammengefaßt: 1 Mol oder 22,4 Liter Kohlendioxyd liefert 
entsprechend dem Versuch 2 Mol oder 2 x 22,4 Liter Kohlenoxyd, indem 
zugleich 12 g Kohlenstoff aufgenommen werden. Darauf wird Kohlenoxyd 
unter Berücksichtigung der Volumverhältnisse zu Kohlendioxyd verbrannt 
auf Grund folgender Überlegung. Die zugeführten 12 g Kohlenstoff erfor- 
dern 32 g oder 22,4 Liter Sauerstoff, Sollen also 2 x 22,4 Liter Kohlen- 
axyd mit Sauerstoff restlos verbrannt werden, so sind dazu 22,4 Liter 
Sauerstoff nötig, oder das Verbrennungsgemisch muß im Verhältnis 2 : 1 
hergestellt werden. Schon ehe der Versuch ausgeführt wird, läßt sich durch 
Überlegung feststellen, daß 3 Raumteile Gasgemisch auf 2 Raumteile 
zusammenschrumpfen. Der Versuch wird als Demonstration im Eudio- 
meter über Quecksilber ausgeführt; für einen Gruppenversuch wären eine 
entsprechende Anzahl Apparate und Quecksilbertische notwendig. Im ge- 
eichten Gasometer, Gasmeßzylinder usw. werden 90 ccm Knallgasgemisch 
hergestellt und davon ein kleiner Teil (nur 5—10 ccm) in das Eudiometer 
gefüllt. Die Länge des Gasvolumens wird gemessen, ebenso die Höhe des 
Quecksilberstandes. Nach dem Zünden mit dem Funkeninduktor oder 
der Leydener Flasche wird wiederum Volumen und Quecksilbersäule ge- 
messen. Das Versuchsergebnis bestätigt die Richtigkeit der Überlegung. 
Darauf läßt der Lehrer einige Tropfen starker Kalilauge in den Gasraum 
sintreten, wodurch eine restlose Absorption erfolgt: das Reaktionsprodukt 
war tatsächlich Kohlendioxyd. 
Der Lehrer berichtet jetzt weiter: Um die Regelmäßigkeiten bei gas- 
volumetrischen Reaktionen zu erklären, nahm Avogadro an, daß in den 
kleinsten Raumteilen aller Gase unter gleichen äußeren Bedingungen 
auch gleichviele kleinste Massenteilchen enthalten seien, welche er Mo- 
lekeln nannte. Jede Molekel hat nach Qualität und Quantität die Zu- 
sammensetzung und die Eigenschaften, welche der Gesamtmenge der 
Substanz eigentümlich sind. Die chemischen Reaktionen vollziehen sich 
darum nach der Avogadroschen Annahme zwischen den Molekeln der 
Agentien. Angenommen, es befinden sich in einem Raumteil Kohlenoxyd 
n Molekeln, so sind in einem gleichgroßen Raumteil Sauerstoff ebenso- 
viele. Bei der obigen Reaktion zwischen Kohlenoxyd und Sauerstoff ver- 
einigen sich also je 2 Molekeln Kohlenoxyd mit je 1 Molekel Sauerstoff zu 
2 Molekeln Kohlendioxyd. Die Sauerstoffmolekel ist demnach zerrissen, 
in zwei Teile geteilt worden. Zu entsprechenden Ergebnissen kommt 
man bei der rechnerischen Verfolgung auch aller übrigen Gasreaktionen.
	        
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