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Besonderer Teil.
Lehrer die Theorie der Eisen- und Stahlbereitung. An einer schematischen
Abbildung wird der Grundgedanke des Hochofens erläutert, wobei der
Nutzen der Lufterhitzung zu betonen ist. Von den verschiedenen Ent-
kohlungsverfahren dürfte der Bessemer-Prozeß als einfachstes genügen;
er wird als Tatsache erzählt; denn Schulversuche sind nur unter sehr
günstigen Bedingungen ausführbar. Mit Rücksicht auf die praktische
Bedeutung erscheint es wünschenswert, wenn auch das Thomas-Ver-
fahren ganz kurz erwähnt wird: die phosphorhaltigen Erze liefern auch
ein phosphorhaltiges Eisen; bei der Oxydation in der Bessemer-Birne
wird der Phosphor zu Phosphorsäure; diese würde sofort wieder durch
das Eisen zu Phosphor reduziert werden, wenn man sie nicht durch Kalk
herausnehmen könnte. Darauf beschreibt der Lehrer an guten Abbildungen
die Vorgänge des Gießens und Walzens. Das Schmieden ist vergleichbar
dem Kneten von Wachs: während das Wasser oder der Schwefel aus dem
festen Zustand jäh in den flüssigen übergeht, besteht beim Eisen ein
Zwischenzustand, wo es nicht mehr so starr ist wie in der Kälte, aber
auch noch nicht eigentlich flüssig. Das Härten des Stahls läßt sich hier
kaum noch erklären, wohl aber durch einen Schülerversuch mit Stahl-
Idraht nachahmen. Gehärteter Stahl ritzt einen Glasstreifen, nicht ge-
härteter ist biegsam. Auch die Anlauffarben lassen sich bei dieser Gelegen-
heit beobachten. Das ‚„Anlassen‘“ ist nicht für Versuche im kleinen ge-
zignet.
Von rein chemischen Untersuchungen des Eisens muß vor
allem die Mehrwertigkeit gezeigt werden. Die grüne Flüssigkeit, welche
beim Auflösen des Gußeisens entstand, wurde beim Stehen gelb; um die
Reaktion wieder frisch in Erinnerung zu bringen, kann man auch die
Lösung nochmals bereiten und mit Chlorwasser versetzen lassen. Das
Ferrichlorid des Handels wird vorgezeigt. Die Schüler erhalten 5 ccm einer
verdünnten Lösung und erwärmen dieselbe mit einem 10cm langen
Blumendraht. Der Draht wird allmählich kürzer: also vermag das Ferri-
chlorid noch Eisen aufzunehmen. Dann wird Eisenpulver zugegeben, auf-
gekocht und filtriert: die Flüssigkeit ist jetzt grün. Die Reaktions-
gleichungen werden ausgesprochen. Als weitere Beispiele für grüne
Ferrosalze wird Ferrosulfat und grünes Flaschenglas vorgezeigt, als
Beispiel für gelbe Ferrisalze Ferrisulfat und braunes Flaschenglas. Der
Übergang von einer zur andern Gruppe der Eisenverbindungen wird am
deutlichsten mit dem Hydroxyd gezeigt. Die Schüler erhalten dazu eine
vom Lehrer aus ausgekochtem Wasser und Ferrosulfat bereitete, tunlichst
oxydfreie Lösung. Auf Zusatz von Lauge fällt das Ferrohydrat weißgrün
(also schon schwach oxydiert). Unter Schütteln verwandelt sich die Farbe
in wenigen Minuten durch Schwarz in Rostbraun. Mit einigen Tropfen
Schwefelsäure angesäuert, löst sich das Ferrihydrat gelb auf. Der Oxyda-