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Besonderer Teil.
gruppen erhalten je zwei Probiergläser mit Korken, in welchen schmale,
mit Thermoskopfarbe bestrichene Streifen Kupferblech stecken... Eines der
Gläser wird durch Luftverdrängung mit Wasserstoff gefüllt und in ein
Becherglas mit heißem Wasser gestellt, die verkorkte Mündung nach unten.
Gleichzeitig wird auch das zweite, mit Luft gefüllte Glas hineingetaucht,
Das Thermoskop in der Wasserstoffatmosphäre wird viel schneller rot,
woraus man schließt, daß Wasserstoff viel schneller als Luft die Wärme
leitet.
Sauerstoff.
Als vorzügliche Einleitung eignet sich die Frage: Woher wissen wir,
daß der Sauerstoff allein das Brennen in der Luft ermöglicht? Zur Be-
antwortung werden die sämtlichen Untersuchungen wieder herangezogen,
und die Schüler kennen sofort wieder die Reihenfolge der Versuche, welche
der induktive Lehrgang der Unterstufe eingehalten hatte. „Nun sollt ihr
eine neue Sauerstoffverbindung kennen lernen.‘
Die Schüler erhitzen Kaliumchlorat im Probierglas und erhalten
reichlich Sauerstoff. Damit ist also eine neue Darstellungsmethode ge-
geben. Daß das Salz kein Chlorid ist, zeigt die Reaktion mit Silbernitrat;
wohl aber erweist sich der Glührückstand als Kaliumchlorid. Sofort kann
eine quantitative Untersuchung einsetzen; vielleicht allerdings wird sie
besser erst bei der Behandlung der Chlorate ausgeführt. 1g Kalium-
chlorat wird abgewogen; es gibt beim Erhitzen im Probierglas 274 ccm
Sauerstoff im Normalzustand. Der Rückstand wiegt also 0,62 g. Um
i Mol Chlorkalium zu erhalten, müßte man demnach 48 g oder 3 Ver-
vindungsgewichte Sauerstoff austreiben, woraus sich die Formel des
Chlorates als KCIO, ergibt.
im trockenen Probierglas wird jetzt von neuem eine Probe Chlorat
mit kleiner Flamme geschmolzen und die schwache Gasentwicklung be-
obachtet. Auf Zusatz eines Körnchens Braunstein vollzieht sich die Reaktion
sehr stürmisch, ohne daß eine weitere Hitzezufuhr notwendig war. Hier
wirkte also Braunstein als Katalysator.
Die Metalle oxydieren sich erfahrungsgemäß verschieden
schnell. Augenscheinlich hat der Sauerstoff nicht zu allen die gleiche
chemische Anziehung oder Affinität. Als Beweis dafür wird zunächst
eine sehr geringe Menge Kupfer und Quecksilberoxyd im Glühröhrchen er-
hitzt, wodurch Quecksilber heraussublimiert, während schwarzes Kupfer-
oxyd zurückbleibt. Ferner wird metallfreies Kupferoxyd mit gepulvertem
Eisen im geeigneten Verhältnis im Probiergläschen erhitzt, wodurch unter
starkem Aufglühen und Zusammenschmelzen eine Umsetzung in Kupfer
ınd Eisenoxyd stattfindet. Endlich wird, als Gruppenversuch, die Ver-