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Besonderer Teil.
Während also der Sauerstoff beim Erhitzen immer noch Sauerstoff bleibt,
vermag das Ozon bei erhöhter Temperatur nicht mehr zu bestehen. Es
wandelt sich auch schon bei ganz tiefen Temperaturen langsam in Sauer-
stoff um. Bei gewöhnlicher Temperatur ist also der Sauerstoff die be-
ständigere der beiden Allotropien. Für die in anderem Zusammen-
hang zu behandelnde Umwandlung der verschiedenen Formen des Schwefels
ist damit ein vorbereitendes Vergleichsmaterial geschaffen. Das kenn-
zeichnende Merkmal der Allotropien, der verschiedene Energiegehalt
der gleichen Grundsubstanz, läßt sich also für Ozon-Sauerstoff
vorzüglich zeigen, ebenso die beliebig oft ausführbare Umwandlung des
einen in das andere. Versuche, um das spezifische Gewicht des Ozons
zu bestimmen, eignen sich leider nicht für die Schule; auch die volu-
metrische Beziehung zwischen den beiden Formen läßt sich nicht in ein-
facher Weise vorführen. Immerhin ist die Methode der exakt-wissenschaft-
lichen Bestimmung, die Ausströmungsgeschwindigkeit der Gase den Schülern
bekannt; unter Hinweis darauf teilt man das Ergebnis wissenschaftlicher
Forschung mit. Die Formel O0, wird genannt und die Energiegleichung
aufgestellt. Der Lehrer erzählt von den Eigenschaften des reinen Ozons,
seiner Gewinnung und seinen explosiven Eigenschaften, sowie von der Be-
deutung des verdünnten Ozons zu Desinfektionszwecken,
Der Unterricht kann sich im Zusammenhang mit dem Ozon zum
Wasserstoffsuperoxyd wenden. Notwendig ist dies jedoch nicht;
denn außer gedächtnismäßig Neuem bringt dieser Stoff nur eine Wieder-
nolung früher beobachteter Erscheinungen. Als Gruppenversuch erhalten
die Schüler Bariumsuperoxyd, welches sie in der Reibschale mit eis-
kaltem Wasser verreiben und mit ebenfalls eiskalter verdünnter Schwefel-
säure vermischen. Die Flüssigkeit klärt sich beim Stehen langsam. In-
zwischen führen die Schüler mit der zur Verteilung kommenden käuflichen
3 %-Lösung einige Versuche aus. 3 ccm sehr verdünntes Peroxyd werden
erwärmt, wodurch Sauerstoff entweicht. Ferner werden 3 ccm mit Braun-
stein versetzt, und auch hier geht Sauerstoff weg. Als Demonstrationsver-
such zeigt der Lehrer im Thermoskop die hierbei eintretende Erwärmung.
Einige Tropfen verdünntes Peroxyd werden zu einer ebenfalls stark verdünn-
ten Indigolösung gebracht, wodurch dieselbe bei längerem Stehen ausbleicht;
zur einen Hälfte der Mischung wird aber ein Körnchen Eisenvitriol zu-
gegeben, wodurch die bleichende Wirkung eine bedeutende Beschleunigung
erfährt. Zu stark verdünntem Jodkaliumstärkekleister werden einige Tropfen
Wasserstoffsuperoxyd zugesetzt und es tritt zunächst keine Reaktion auf;
auf Zusatz von Eisenvitriol als Katalysator aber vollzieht sich der Vorgang
sehr schnell. Die technische Verwendung des Peroxyds erproben die
Schüler mit einer Haarlocke im Probierglas; zweckmäßig wird das Haar
zuvor in sehr verdünnter Sodalösung entfettet und darauf ausgewaschen.