Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

Vorschläge zur Behandlung der Oberstufe. 307 
An die Sulfide schließt sich wohl auch die Betrachtung des Schwefel- 
kohlenstoffs an. Alle hierher gehörigen Versuche dürfen nur bei geöffneten 
Fenstern ausgeführt werden. Die Darstellung im Unterricht empfiehlt sich 
weniger, selbst nicht als Demonstrationsversuch; denn die Ausbeute steht 
in gar keinem Verhältnis zum Zeitaufwand und zu den Erwartungen der 
Schüler. Die hierzu verwendete Kohle enthält stets noch gebundenen Wasser- 
stoff oder adsorbiertes Wasser, wodurch sich der Arbeitsraum stets mit 
Schwefelwasserstoffgeruch erfüllt. Man begnüge sich damit, die technische 
Herstellung zu beschreiben und verwendet für die Versuche den Schwefel- 
Kohlenstoff des Handels. Zunächst zeigt der Lehrer die große Feuers- 
gefahr der Flüssigkeit und ihrer Dämpfe, indem er einige Kubikzentimeter 
in einen langstieligen Löffel gießt und von unten seitlich einen brennenden 
Span nähert. Die Schüler sehen dabei zugleich, daß der Dampf schwerer 
ist als Luft, und sie beobachten das Verbrennungsprodukt, das Schwefel- 
dioxyd. Gerade mit Rücksicht auf die Feuersgefahr erscheint es aber 
nicht zulässig, den an sich ja mühelosen Versuch durch die Schüler selbst 
ausführen zu lassen: leicht könnte der Schwefelkohlenstoff beim Transport 
im Löffel vergossen werden, während andernfalls die Möglichkeit nicht 
zu verhindern wäre, daß ein Schüler zu der brennenden Flüssigkeit neues 
Material aus dem Transportgefäß nachgießt. Nun wird jedem der Ar- 
beitenden etwa 1 ccm zur Bestimmung der Eigenschaften in einem 
Probierglas zugemessen, worauf sofort die Vorratsflasche wieder zu ent- 
fernen ist. 5 ccm Wasser werden mit der Flüssigkeit durchgeschüttelt; 
hierbei ist das hohe spez. Gewicht, das starke Lichtbrechungsvermögen, 
die Unlöslichkeit in Wasser, die Kugelgestalt der sich nicht mischenden 
Flüssigkeiten zu beobachten. Dann wird die Hauptmenge des Wassers 
wieder mit der Pipette entfernt. Kochendes Wasser kommt zur Ver- 
teilung, mit welchem der Schwefelkohlenstoff zum Sieden gebracht wird; 
die genaue Temperatur wird gruppenweise bestimmt. Dann werden für 
die Arbeitsgruppen weite Glasröhren ausgegeben, welche sich durch Korke 
auf die Probiergläser stecken lassen. Ins untere Ende wird eine Flocke 
Watte eingeschoben und darauf von der anderen Seite her ein wenig ge- 
mahlener Leinsamen gegeben. Das Rohr dient gleichzeitig als Extraktions- 
apparat und als Kühler. Die Schüler erhalten für diesen Versuch 2 ccm 
Schwefelkohlenstoff und außerdem kochendes Wasser. Einer der Gruppen- 
teilnehmer hat jeweils dafür zu sorgen, daß immer heißes Wasser bereit- 
steht. Nachdem der Versuch einige Minuten im Gang war, wird der Schwefel- 
kohlenstoff gründlich abgedunstet. Der Rückstand gibt Fettflecke auf 
Schreibpapier. Während des nun folgenden Demonstrationsversuches über 
die Zusammensetzung der Flüssigkeit wird zweckmäßig noch die selbst- 
tätige Extraktion im Soxhletapparat als Demonstration vorgeführt. 
Da eine Synthese der Flüssigkeit nicht stattfand, sollte durchaus eine 
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