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Allgemeiner Teil.
Grundstoffe besser in ihrem Zusammenhang, in ihrer „Lebensgemein-
schaft‘ wie als wissenschaftliche Einzelgebilde. Der chemische Anfangs-
unterricht ist darum methodisch. Das Kochsalz ist dem Anfänger zu-
nächst nicht Chlornatrium, sondern ein Naturkörper Von eigenartiger
Spaltbarkeit, Lösungsvermögen und Vorkommen. Durch Behandeln mit
früher bereits bekannt gewordenen Agentien (Schwefelsäure) entsteht
daraus das Salzsäuregas. Aus diesem läßt sich auf dem Weg der Oxydation
das Chlor herausholen. Kommt Chlor mit dem Metall Natrium zusammen,
30 wird aus der Vereinigung der beiden die Substanz, welche der Schüler
schon lange unter dem Namen Kochsalz kennt. Jetzt erst hat er erkannt:
Kochsalz ist Chlornatrium, Chlor und Natrium sind Grundstoffe.
Anders dagegen verläuft der Unterricht auf der Oberstufe. Hier
zetzt die Systematik ein. Das Chlor ist dort nicht bloß das grüngelbe,
giftige Gas. Vielmehr gehört es nach Atomgewicht und Eigenschaften
zu einer Gruppe von innerlich sehr ähnlichen Elementen, zu den Halogenen.
Doch auch die Halogene sind für sich betrachtet nur ein kleiner Teil der
Elemente. Das mit steigendem Atomgewicht sich immer mehr ausprägende
metallische Aussehen, die abnehmend sauren und die ansteigend basischen
Eigenschaften finden ihre Wiederholung bei allen übrigen Elementgruppen.
Verlangt also der Anfangsunterricht die eingehende Untersuchung
einer großen Anzahl von Einzeleigenschaften zahlreicher Elemente, so
stellt diese der Unterricht der Oberstufe in großen Zügen zu passenden
Gruppen zusammen. Hierbei läßt sich nicht vermeiden, daß die Mate-
rialien der Anfangsklassen zum Teil auch die Ausgangspunkte für die Fort-
geschrittenen bilden. Eine richtige Stoffverteilung wird nun ebensowohl
darauf Rücksicht nehmen, daß die Arbeitsgebiete beider Klassen von-
einander abhängen, daß aber auch fortgesetzte Verweise auf später oder
Früher in Wegfall kommen. In passender Weise ausgesucht, lassen die
Darbietungen des Unterrichts immer eine zwanglose Steigerung vom
Leichten zum Schwereren, die Versuche eine Abwechslung vom einfachen
zum eleganteren Experiment erkennen und regen dadurch auch bei der
Wiederholung auf der Oberstufe die rege Mitarbeit der Schüler an. Jede
derart getroffene Auswahl kann zunächst wieder in hohem Grade willkür-
lich sein. Ist sie aber einmal als Grundlage genommen, so muß sie auch
äine unbedingte Durchführung des leitenden Gedankens ermöglichen.
Die Auswahl des Arbeitsmaterials, an welchem sich die Naturgesetze
abspielen, ist ausschlaggebend dafür, welche Seiten der Theorie im Unter-
richt behandelt werden. Aber auch der Umfang der theoretischen
Erwägungen ist damit festgelegt.
Nirgends auf dem ganzen Gebiet der Schulchemie sind die Ansichten
30 geteilt, wie gerade über die Auswahl und den Umfang des zu behandeln-
den theoretischen Teils. Die Gegenwart steht noch zu nahe bei den folgen-