Vorschläge zur Behandlung der Oberstufe. 311
petersäure gezeigt und die entstandene Schwefelsäure mit Bariumchlorid
nachgewiesen. Ferner zeigt man, daß bei Abwesenheit von Wasserdampf
die festen Kammerkristalle entstehen, welche Stickoxyde gebunden fest-
halten und erst auf Zusatz von Wasser freigeben.
Die Darstellung des eigentlichen „Vitriolöls‘‘, der Nordhäuser Schwe-
felsäure, hat zwar nur noch historisches Interesse; ein Versuch dafür
erscheint aber trotzdem angebracht, mit Rücksicht auf die Möglichkeit,
die Salze allgemein durch Hitzewirkung zerlegen zu können. Es wird reiner
und oxydierter Eisenvitriol zum Vergleich aufgestellt; zur Verteilung für
den Versuch kommt ein möglichst stark braun gewordenes, in der
eisernen Schale zuvor getrocknetes Material. Die Schüler erhitzen in langen
Glühröhrchen, beobachten den weißen Rauch und fangen die herausfließen-
den Tropfen auf Papier auf. Die Formel des oxydierten Salzes wird als die
des Ferrisulfates angegeben; der Glührückstand ist reines Eisenoxyd.
Auch andere Sulfate zersetzen sich durch Hitze; für Versuche geeignet sind
Zinkvitriol und Aluminiumsulfat (Alaun). Eine Darstellung der rauchen-
den Schwefelsäure aus konzentrierter Säure und Anhydrid ist für den
Unterricht überflüssig. Dagegen sollte die Säure mit Rücksicht auf ihre
technische Bedeutung (Farbenindustrie) gezeigt werden. Die Rauch-
bildung läßt schließen, daß die Flüssigkeit einen Überschuß an Anhydrid
enthält, welcher Luftfeuchtigkeit an sich zieht. Der Lehrer bringt einige
Tropfen der Säure in Wasser, wobei starkes Aufzischen wahrnehmbar
wird, ferner gibt er einige Tropfen auf Papier, Holz usw., welche sofort
angegriffen werden.
Die Eigenschaften des Schwefelsäurerestes werden hierauf zusammen-
gefaßt: er wird mit Kupfer zu Schwefeldioxyd reduziert, wobei der Wasser-
stoff als Reduktionsmittel wirken muß; ferner wird er als Säureanhydrid
abgespalten bei der Destillation des Ferrisulfates. Als drittes kommt jetzt
hinzu die Reduktion zum Sulfid bzw. die Abspaltung von Schwefel. Auf
Kohle wird gepulvertes Kaliumsulfat erhitzt und die braune Schmelze auf
Silberblech gebracht. Ferner wird die frischbereitete Schmelze im Probier-
glas gelöst und mit Salzsäure angesäuert, wobei Schwefel sichtbar wird.
Um auch die Reduktion der freien Säure so weit wie möglich durchzuführen,
wird sie im Probierglas mit Zinkstaub erwärmt, wodurch nicht bloß der
Sauerstoff abgespalten, sondern sogar durch Wasserstoff ersetzt wird.
Diese Versuche geben bis zu einem gewissen Grad Aufschluß über den
inneren Bau, über die Struktur der Schwefelsäure: der Schwefel ent-
hält den Sauerstoff in unmittelbarer Bindung, wahrscheinlich in der Form
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ı. Das Anhydrid dürfte dann nach dem Schema s< >50 ge-
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baut sein. Weitere Untersuchungen auf diesem Gebiete sind für die Schule
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