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Besonderer Teil.
Schwefelsäure legen; beobachtet wird, daß das Metall für das Auge ver-
schwindet, während zugleich eine große Wärmemenge frei wird. Der auf-
steigende Wasserstoff verrät, daß mit dem Zink zugleich auch die Säure
eine Änderung erfährt, indem sie einen vorher unsichtbaren Bestandteil
in sichtbarer Form entweichen läßt. Daß außer der Wärme auch noch
elektrische Energie frei wird, beweisen Gruppenversuche mit der elek-
trischen Klingel oder mit der Magnetnadel, welche durch ein Kohle-Zink-
element einfachster Konstruktion bewegt wird. Ferner zeigt der Lehrer
an einem empfindlichen Elektrometer, daß das Zink beim Auflösungs-
prozeß elektronegative Ladung erhält. Die Kohleplatte, welche sich in der
Schwefelsäure nachweislich nicht verändert, wird der Einfachheit halber
zunächst nur als „zur Verbindung der Flüssigkeit mit dem Elektroskop
dienend“‘“ bezeichnet und erhält den Namen Ableitungselektrode oder
Kathode. Das Zink ist die Lösungselektrode oder Anode. Das
Ganze heißt ein galvanisches Element.
Beim Auflösen der Metalle entsteht also Wärme, unter geeigneten Be-
dingungen Elektrizität. Einige Metalle (Kupfer, Blei) lösen sich bekannt-
lich erst dann in Schwefelsäure, wenn Energie in Form von Wärme zu-
geführt wird. Bewirkt auch Elektrizität eine Auflösung? Die
Schüler stellen einen Streifen Schablonenblech in verdünnte Schwefelsäure;
als Kathode dient ein Kohlestab oder ein zweites Kupferblech, als Strom-
quelle eine Schwachstromleitung. Von dem Anodenblech sinken blaue
Schlieren in den Elektrolyten herunter: das Kupfer, welches sich er-
sahrungsgemäß nicht in kalter, verdünnter Schwefelsäure löst, wird jetzt
sehr rasch und ohne Gasentwicklung in Lösung gebracht. Wird die Kathode
herausgezogen, so erweist sie sich mit feinstem rosarotem Kupfer über-
zogen. Das Kupfer hat sich also an der Anode in die Substanz des blauen
Kupfersulfates umgewandelt, ist durch die Flüssigkeit zur Kathode hinüber-
gewandert und hat sich hier wieder als metallisches Kupfer abgeschieden.
Als Demonstrationsversuch kann hierzu außerdem noch ein Versuch aus-
geführt werden, bei welchem ein an der Wage hängendes Kupferblech bald
als Anode, bald als Kathode geschaltet wird und sein Gewicht je nach der
Stromrichtung ändert. Damit sind die Versuchsdaten gegeben, um die
Bezeichnung Ionen und ionisieren einzuführen: das rote, metallglänzende
Kupfer wandelt sich in einen blauen, wasserlöslichen Stoff um, welcher durch
die Flüssigkeit wandert und an der Kathode wieder zur Abscheidung kommt.
Darauf erhalten die Schüler Kupfersulfatlösung, welche sie in das Zer-
setzungsgefäß zwischen die Elektroden in reines Wasser einführen. Sofort
verrät die Magnetnadel, daß ein Strom durch den Leitungsdraht fließt.
Zugleich scheidet sich jetzt wieder an der Kathode metallisches Kupfer ab:
die gleichen Kupferionen entstehen aus Kupfervitriol d.h. aus der Auf-
lösung von Kupfer in Schwefelsäure, welche vorhin aus der Kupferanode