Vorschläge zur Behandlung der Oberstufe. 317
ein Streifen Magnesiumband gegeben, dazu ein Stück scharf getrocknetes
Lakmuspapier, Eine Reaktion tritt zunächst nicht ein, wohl aber nach
dem Hinzufügen von Wasser. Also ist Wasser notwendig, um aus
dem Chlorwasserstoffgas die Chlorwasserstoffsäure zu machen.
Hier ist an das Verhalten des trockenen und des feuchten Lakmuspapieres
gegen Kohlendioxyd, Schwefeldioxyd und Schwefeltrioxyd zu erinnern.
Ferner legt der Lehrer gepulvertes Kupfersulfat und Bariumchlorid zu-
sammen; eine Umsetzung findet erst dann statt, wenn das Pulvergemisch
mit Wasser übergossen wird. Im Anschluß daran wird jetzt die Arrhenius-
sche Dissoziationstheorie ausgesprochen.
Bei der Untersuchung der Chloride wird man auf die lonenreaktionen
ım allgemeinen eingehen können. Alle Chloride besitzen die Eigenschaft,
mit Silbernitrat eine Fällung von Chlorsilber zu geben. Eine Anzahl dieser
Reaktionen wird teils als Versuch wiederholt, teils auch bloß in Form von
Gleichungen an die Tafel geschrieben. Bei der Bildung der Niederschläge
sind stets nur das Chlorion und das Silberion beteiligt. Aus diesem Grunde
werden die nichtbeteiligten Metallionen nebst den Nitrationen aus den
Reaktionsgleichungen weggewischt, so daß in allen Fällen nur noch an-
geschrieben bleibt Cl’ + Ag = AgCl. Die Ionen müssen zu einem Nieder-
schlag zusammentreten, da Chlorsilber in Wasser praktisch unlöslich ist.
Als Gegenstück wird Kupfersulfatlösung mit Natriumchlorid zusammen-
gebracht, wobei der Farbwechsel die eintretende Umsetzung anzeigt. Diese
kann aber nicht vollständig sein, weil die sämtlichen Bestandteile des
Lösungsgemisches in der Lösung verbleiben.
Wird eine Substanz in Wasser gelöst, so spaltet sie sich teilweise in
Anionen und Kationen. Je stärker diese Spaltung eintritt, in desto höherem
Grad reaktionsfähig oder „stärker‘“ sind die Salzbestandteile. Diese Ionen
besorgen aber auch die Stromleitung. Daß sie nicht erst vom Strom er-
zeugt werden, konnte zwar vorhin schon beobachtet werden. Hier wird
nun ausdrücklich noch der bekannte Versuch als Demonstration ausgeführt,
wo in einem Stromkreis ein Galvanoskop und eine lange, leitende Flüssig-
keitssäule eingeschaltet sind. Im Augenblick des Stromschlusses schlägt der
Zeiger aus, und zugleich auch entwickelt sich an der Kathode Wasserstoff.
Säuren von gleicher chemischer Wirksamkeit (äquimolekulare Lösungen,
Normallösungen von gleichem Gehalt) können zwar eine gleiche Menge
Metall auflösen, aber sie brauchen dazu eine verschieden lange Zeit. Dies
wird mit Normallösungen von Salzsäure, Schwefelsäure und Essigsäure ge-
zeigt, welche man auf die gleichen Mengen Magnesiumband einwirken läBt
und die gleichzeitig entstehenden Wasserstoffmengen miteinander vergleicht.
Liegt die Ursache dafür tatsächlich in der verschieden großen Dissoziation,
so müssen die Säuren auch in verschiedenem Maß den elektrischen Strom
jeiten, Auch diese Tatsache wird in einem Demonstrationsversuch nach-