Vorschläge zur Behandlung der Oberstufe. 343
überhitztem Dampf kann die Flüchtigkeit mit Weingeistdämpfen ge-
zeigt werden; einwandfrei ist der Versuch allerdings nicht, weil er weniger
auf partieller Dampfdruckerniedrigung, als vielmehr auf Esterbildung
beruht. Nun wird die Untersuchung des Borax weiter fortgesetzt. An
einige Schüler werden Platindrähte verteilt, an die übrigen Kupferdrähte,
Dann werden die Boraxperlen angefertigt. Die Perlen an den Platindrähten
sind farblos, die am Kupfer dagegen gefärbt; außerdem ist das Kupfer
an der Berührungsstelle mit dem Schmelzfluß blank. Durch Zusatz einer
Spur Kupferoxyd zu der farblosen Boraxperle wird diese ebenfalls blau:
geschmolzener Borax vermag Oxyde zu lösen. Die Nutzanwendung beim
Löten kann durch Schmelzen des Salzes auf Kupferblech nochmals be-
gründet werden. Das Metall wird an der benetzten Stelle blank geätzt.
Durch einen dem Thermitverfahren nachgebildeten Demonstrations-
versuch läßt sich während des übrigen Verlaufs der Stunde aus dem Bor-
säureanhydrid das amorphe Bor abscheiden. Jedenfalls ist dasselbe
vorzuzeigen.
Die Behandlung der Kohlenwasserstoffe kann weder systematisch
noch methodisch erfolgen. Die Auswahl der Rohmaterialien geschieht
aus dem Gebiete der organischen und unorganischen Chemie. Als erste
ist die Synthese des Acetylens aus Kohlenstoff und Wasserstoff
als Demonstration auszuführen. Sie geschieht in einem vierfach tubulierten
Kolben, in welchem von den Seiten dünne Kohlenstäbe zur Erzeugung
eines Starkstrom-Lichtbogens hineinragen, während unten und oben
Rohransätze sind zum Ein- bzw. Ausleiten von Wasserstoff. Nachdem
der Kolben mit Wasserstoff erfüllt und das oben aus einer Platinspitze
ausströmende Gas entzündet ist, wird der Lichtbogen zustande gebracht;
die Wasserstofflamme wird sofort leuchtend. Darauf bereiten die Schüler
das Acetylen im Probierglas aus käuflichem Karbid und entzünden das
Gas. Für die weiteren (Demonstrations-) Versuche zur Ermittlung der
Eigenschaften wird das Acetylen einer 3—5 Liter haltenden, als
Gasometer dienenden Flasche entnommen, welche schon vor der Stunde
damit gefüllt wurde. Indem man Wasser aus einer tubulierten Flasche
in den Gasbehälter einfließen läßt, kann man das Acetylen unter kleinem
Überdruck ausströmen lassen. Zunächst zeigt man das Brennen aus einer
Glasröhre mit starker Rußbildung. Dann verwendet man einen Acetylen-
drenner und stellt zum Vergleich die Leuchtgasflamme aus einem Fisch-
schwanzbrenner daneben: die wesentlich höhere Verbrennungstemperatur
gibt sich durch die stärkere Leuchtkraft zu erkennen. Hierauf verbindet
man die Leuchtgas- und Acetylenleitung mittels eines T-Rohres mit dem
Bunsenbrenner; man läßt die Gase einzeln, darauf gemischt, mit und
öhne Luftzutritt verbrennen. Dann läßt man das Acetylen durch eine
schwerschmelzbare Glasröhre streichen, erhitzt von außen und sieht die