Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

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Besonderer Teil. 
fabrik. Bei der Destillation der Steinkohle entstehen fast alle Kombinatio- 
nen der in der Steinkohle enthaltenen Elemente Kohlenstoff, Wasserstoff, 
Sauerstoff, Stickstoff, Schwefel: gasförmige und flüssige Kohlenwasser- 
stoffe, Kohlenoxyd und Kohlendioxyd, Cyanverbindungen, Schwefel- 
kohlenstoff, Wasser, Ammoniak, Schwefelwasserstoff. Ein Teil dieser 
Verbindungen muß aus dem Leuchtgas entfernt werden, teils weil er die 
Leucht- und Heizkraft des Gases stören würde, teils weil unangenehme 
Verbrennungsprodukte. in die Wohnräume gelangen könnten. Nun wird 
unter Benützung von Abbildungen, sowie von Produkten der Gasfabrik 
diejenige Methode der Gasreinigung besprochen, welche in der zu be- 
sichtigenden Anlage gebräuchlich ist. 
Das natürliche System. 
In seiner heutigen Form bedarf das natürliche System der Elemente 
noch mancher Umgestaltung, wenn es allen Anforderungen der Wissen- 
schaft genügen soll. Ist es also berechtigt, seinen Einzug in die Schule 
zu halten? Auch der größte Skeptiker muß zugeben, daß das System trotz 
offenkundiger Schwächen dennoch den richtigen Ausdruck gibt für eine 
zroße Menge von Erscheinungen, deren Zusammengehörigkeit wir auf 
andere Art überhaupt nicht erklären könnten. Es muß sich noch weiter 
entwickeln in demselben Maße, wie die gesamte Wissenschaft fortschreitet. 
In seiner heutigen Form entspricht es, was Vollständigkeit anbetrifft, 
etwa dem Stand der chemischen Formelgleichung aus dem letzten Drittel 
des vorigen Jahrhunderts. Ebenso wie wir heute mit dem Formelzeichen 
des einzelnen Elementes nicht bloß das Verbindungsgewicht, sondern 
auch zugleich eine ganze Anzahl anderweitiger Tatsachen hineinlegen, 
als es z. B. das Zeitalter eines Berzelius tun konnte, ebenso wird das natür- 
liche System der Elemente einer späteren Generation viel Ausführlicheres 
sagen können, als wir heute davon wissen. Zagende Einwendungen, daß 
wir etwas noch nicht vollständig Aufgeklärtes vom Unterricht fernhalten 
müßten, seien mit Gegenfragen aus anderen wissenschaftlichen Gebieten 
zurückgewiesen: Wissen wir denn etwas Sicheres über die Röntgenstrahlen, 
über das Radium, über Teslaversuche? Können wir die Theorie der 
sprechenden Bogenlampe erklären? Haben wir in der Schule für die draht- 
(ose Telegraphie wesentlich mehr als die einfache Tatsache? Ist das Rela- 
tivitätsprinzip wirklich allen denjenigen klar, welche darüber Vorträge 
halten und Schulversuche veröffentlichen? Von sämtlichen biologischen 
Fragen vollkommen zu schweigen! 
Was uns die zukünftige Wissenschaft noch über das natürliche System 
bringen wird, muß geringfügig erscheinen im Vergleich zu allem dem, 
was es heute schon leistet. Die Art, wie es sich entwickelt hat, ist ein 
Bild für den Werdegang der chemischen Wissenschaft überhaupt.
	        
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