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Besonderer Teil.
tion von Natriumkarbonat mit Kohle zu berichten. Die Elektrolyse von
Ätznatron läßt sich®) auch gruppenweise im Unterricht durchführen;
indem vor der Stunde kleine Nickelschalen mit 2—3 ccm Quecksilber
beschickt und dieses mit geschmolzenem Ätznatron aus dem Silbertiegel
| cm tief überschichtet wird. Die Schalen sind bis zum Gebrauch unter
einer Glasglocke aufzubewahren. Im Unterricht werden sie mit einer
Klemme versehen und an den negativen Pol der Leitung angeschlossen.
Dann wird mit kleiner Flamme bis zum Schmelzen des Ätznatrons er-
hitzt und ein Kohlenstab als Anode eingetaucht. Anfangs wird ein
Strom von 18 Volt gegeben, später, wenn die Joulewärme das Queck-
silber nahe zum Sieden gebracht hat, wird der Strom abgeschwächt.
Nach fünf Minuten läßt man erkalten, hebt den festen Kuchen von
Ätznatron ab und findet in der Schale festes Natriumamalgam.
Hierauf führt der Lehrer als Demonstrationsversuch das Castnersche
Verfahren der Laugegewinnung mit Quecksilber als „Diaphragma‘‘ in dem
von Lüpke beschriebenen Apparat ®) vor. Die Wanderung des Natriumions
in das die Elektrodenräume trennende Quecksilber und die Auflösung
des Natriumamalgams im Kathodenraum wird dabei sichtbar.
Würde in die aus Natriumamalgam entstehende Lauge Kohlendioxyd
eingeleitet werden, so entstünde Natriumkarbonat. Ob diese Tatsache
nochmals durch einen Demonstrationsversuch nach dem Verfahren der
Unterstufe zu zeigen ist, hängt vom Stand der Klasse ab. Ebenso wird
man, sofern das schwerlösliche Bikarbonat noch nicht bekannt wurde,
dieses Salz jetzt darstellen und in der S. 280 beschriebenen Weise unter-
suchen lassen.
Die Gewinnung der Leblanc-Soda ist heute durchaus noch nicht ver-
altet. An passender Stelle wird man dies in einem geschichtlichen Über-
blick über die frühere Verwendung der natürlichen Trona sowie über die
Entwicklung der gegenwärtig gebräuchlichen Verfahren dartun und dabei
zeigen, daß lediglich das ursprünglich lästige Abfallprodukt, der Chlor-
wasserstoff, heute noch die Fabrikation nach Leblanc lohnend erscheinen
läßt. Auch zeigt diese Industrie mehr als irgendeine andere das Ineinander-
greifen aller unorganischen Industriezweige: Um Soda zu machen, ver-
fertigt die Fabrik zuerst Schwefelsäure; um diese zu erhalten, röstet sie
die Kiese, Glanze und Blenden aus Bergwerken ab und gibt das als Ab-
fall entstehende Röstgut an ein Hüttenwerk weiter, welches daraus Kupfer,
Blei, Silber usw. produziert. Die Sodafabrik kann außer der Soda auch
Schwefelsäure und Salzsäure verkaufen; sie liefert auch Salpetersäure,
welche sie für ihren eigenen Bedarf in den Bleikammern ebenfalls selber
produziert; den im Betrieb abfallenden Schwefel der Sodarückstände ver-
arbeitet sie auf Fixiernatron. Die Einzelheiten muß der Lehrer unter
Zuhilfenahme von Bildern erzählen. Ebenso muß er den Gedankengang